Neuburg Im früheren Hotel werden jetzt Todkranke gepflegt

Der Umbau des Gasthauses „Zum Sternen“ ist fertig. Wo früher das Dorf feierte, verleben nun Menschen ihre letzten Tage. Ein Tagespflege soll folgen.

Noch immer wirbt das einladende Schild „Hotel Gasthaus zum Sternen“ in Neuburgs Rheinstraße um Gäste, auch wenn sich inzwischen Angebot und Nachfrage komplett geändert haben. Hermann Aspenleiter hat das große Gebäude in der Rheinstraße von der Gemeinde gekauft, nachdem es unter anderem für größere Veranstaltungen nicht mehr geeignet war.

Seit dem Jahr 2019 sind die Umbau- und Renovierungsaktivitäten im Gange, und nicht nur Corona, sondern auch aufwändige Bauvorschriften und Genehmigungsverfahren verzögerten die ursprünglichen Pläne. Demnach bleibt die charakteristische Inneneinrichtung der Gastwirtschaft erhalten, lediglich die Küchen wird saniert. Inzwischen ist im hinteren Bereich des Gebäudes eine Tagespflegeeinrichtung für Demenzpatienten eingerichtet, während in den Obergeschoßen des Hauptgebäudes die Hotelzimmer und der Saal zu einer Pflegeeinrichtung umgestaltet wurden.

Wohngemeinschaft für Schwerstkranke

Angela Beck, die Ehefrau des Investors Aspenleiter hat hier ab November eine besondere Wohngemeinschaft für schwerstkranke Menschen eröffnet. Als Anästhesistin und Pflegedienstleiterin ist sie in Landau seit fünf Jahren Geschäftsführerin der „Hansa-Medicel GmbH, die auch diese „Pflegeoase, menschenbezogen, mit Qualität“ betreiben will. Zur Eröffnung hat Beck nun Vertretern von Krankenkassen und Reha-Krankenhäusern, interessierten Angehörigen und Neuburger Besuchern die neue Einrichtung vorgestellt.

Neuburger Nostalgie, von schwärmerisch bis bedauernd, ploppte im ehemaligen Tanzsaal auf. „Genau hier war die Theke, und dort die Bar. Wir haben alle so gute Erinnerungen an wunderbare lustige Abende im Sternen,“ erinnerten sich einige Besucher. Nicht zuletzt bedauert man im Ort vor allem, dass es mangels Räumlichkeiten kaum noch größere Veranstaltungen geben kann. Im Tanzsaal und den ehemaligen Hotelzimmern sind nun neun große Einzelzimmer entstanden. Im Obergeschoß gibt es auch Zimmer für Pflegepersonal.

Hohe sechsstellige Summe investiert

Hermann Aspenleiter erläutert die Schwierigkeiten des Umbaus, für den er eine hohe sechsstellige Summe investierte. „Der Fahrstuhl, die unterschiedliche Höhe der Fußböden und die vorgeschriebene Verbreiterung der Treppe waren dicke Brocken“. Die ganze Einrichtung ist für schwerstpflegebedürftige Patienten ausgelegt. Sie müssen beatmet werden, werden palliativ versorgt, liegen im Wachkoma oder leiden an einer unheilbaren fortschreitenden Muskellähmung. Es gibt drei große Bäder, ein Therapie- und Massagezimmer. Geblieben ist als Gemeinschaftsraum ein ehemals kleiner Festsaal, holzgetäfelt in venezianischem Stil. „Diese gemütliche Atmosphäre werden vor allem die Angehörigen hier schätzen“, meint Aspenleiter.

Genügend examinierte Pflegekräfte sind bereits eingestellt, teilweise habe die Medicel GmbH die Fortbildung zur außerklinischen Intensivpflege bezahlt, betont Beck, die den Patienten vor allem eine selbstbestimmte Lebensführung ermöglichen möchte. Es gibt keine festen Besuchszeiten und gemeinsame Aktivitäten auf Wunsch. Ziel ist es vorhandene Fähigkeiten zu erhalten und zu verbessern. „Die zukünftigen Bewohner werden nicht mehr am aktiven Neuburger Dorfleben teilhaben können, aber werden es sicher schätzen, mit dem Rollstuhl zum nahen Rhein gefahren zu werden“, beschreibt Beck ihre Patienten. Die Tagespflegeeinrichtung soll zu einem späteren Zeitpunkt eröffnet werden.

Info

www.hansa-medicel.de per Mail beck@hansa-medicel.de
Telefon Mobil: 0151 67411234