Freckenfeld In über 100 Jahren die Dorfpolitik geprägt

Unser Bild, entnommen aus der Bilddokumentation „Freckenfeld - Unser Dorf im Wandel der Zeiten“, zeigt von links nach rechts Bür
Unser Bild, entnommen aus der Bilddokumentation »Freckenfeld - Unser Dorf im Wandel der Zeiten«, zeigt von links nach rechts Bürgermeister Oskar Böhm von der Verbandsgemeinde Kandel, Ortsbürgermeister Theo Kuhn, Ortsbeigeordneter Otfried Müller und Alt-Bürgermeister Karl Schmid (alle SPD), der seinen 80. Geburtstag feiern durfte.

Über 100 Jahre gibt es den Ortsverein der SPD in Freckenfeld. Blick in eine wechselhafte Geschichte, zu der ein Verbot, aber auch ein Ehrenbürger und die erste Bürgermeisterin gehören.

Dokumente, etwa das schriftliche Protokoll einer Gründungsversammlung, sind nicht überliefert. Aber in einem Bericht des „Pfälzer Tageblattes“ aus dem Jahre 1921 ist zu lesen, dass es in der Gemeinde Freckenfeld bereits einen Ortsverein der SPD gegeben habe, dem immerhin 34 Mitglieder angehörten. Und damit dürfte der Ortsverein Freckenfeld einer der ältesten in der näheren Umgebung, vermutlich in der ganzen Südpfalz gewesen sein.

Wenn ein Verein 100 Jahre alt wird, dann ist das Grund genug zum Feiern. Das dachte sich der derzeitige Vorstand des SPD-Ortsvereins Freckenfeld mit seinem Vorsitzenden Fritz Scheid schon vor zwei Jahren. Doch da war an eine öffentliche Feier noch nicht zu denken, Corona machte auch hier einen Strich durch die Rechnung und verlangte eine Verschiebung. Am Sonntag war es nun soweit. An der Grillhütte traf man sich zu einem Familienfest. Hierzu konnte der stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende Michael Gröbert auch Abordnungen benachbarter SPD-Ortsvereine begrüßen.

Gründung in unruhigen Zeiten

Der Ortsverein sei in „unruhigen Zeiten“, vermutlich kurz nach dem Ersten Weltkrieg, gegründet worden und anschließend durch schwierige Zeiten gegangen, so Gröbert. Schon 1933 wurde er von den Nazis verboten und aufgelöst. Am 9. März 1946 erfolgte die Wiedergründung. Damals, bei den ersten freien Wahlen nach der Hitler-Diktatur, zogen schon wieder drei SPD-Mitglieder in den Gemeinderat ein, und seit 1959 stellte die SPD den Bürgermeister. Auf Josef Völckel folgte der aus dem Schwäbischen zugezogene Wanderschäfer Karl Schmid, der von 1965 bis 1974 amtierte.

Sein Nachfolger wurde der spätere Ehrenbürger Theo Kuhn, in dessen 30-jähriger Amtszeit vieles bewegt und geschaffen werden konnte. Die erste Bürgermeisterin von Freckenfeld wurde danach für 15 Jahre Gerlinde Jetter-Wüst, die bei den Kommunalwahlen im Jahre 2019 nicht erneut antrat. Für den bis dahin sehr erfolgsverwöhnten SPD-Ortsverein galt es nun, mit einer Niederlage fertig zu werden, denn seit 2019 hat Freckenfeld mit Martin Thürwächter einen Ortsbürgermeister, der der CDU angehört.

SPD-Kandidat präsentiert

Eine bewegte 102-jährige Geschichte also, auf die man am Sonntag zurückblicken durfte. Und man wagte auch den Ausblick in die Zukunft. Die Jubiläumsfeier war auch der Augenblick, mit Marc Ulm den SPD-Kandidaten für das Amt des Ortsbürgermeisters zu präsentieren, der im kommenden Jahr ebenso wie der Ortsgemeinderat erneut gewählt wird.

Anerkennende Worte für die Leistung seiner Parteigenossen in Freckenfeld fand Staatsminister Alexander Schweitzer in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des SPD-Bezirks Pfalz. Wer sich vor 100 Jahren zur SPD bekannt habe, der habe viel Zivilcourage aufbringen müssen, sagte er und erinnerte daran, dass damals auch auf der Straße um die Demokratie gekämpft wurde. So mancher habe dies am eigenen Leib zu spüren bekommen, in der Nazi-Zeit seien viele eingesperrt und verfolgt worden. Diese Unterdrückung der demokratischen Bewegung habe aber auch dazu geführt, dass die Mitglieder der SPD untereinander ein hohes Maß an Solidarität entwickelt hätten, so Schweitzer. Er wolle gerne eine Lanze brechen für einen friedlichen Kampf um Mehrheiten. Es sei Verpflichtung aller demokratischen Parteien, sich an diesem Wettbewerb zu beteiligen.

Für ihre langjährige Mitgliedschaft geehrt wurden im Laufe des Jubiläums-Festes: Heinke Salisch (54 Jahre, Vollmersweiler und früher Karlsruhe), Heinz Memmer (49), Marliese Knittel (41), Karl-Heinz Elias (37), Fritz Scheidt (36), Rudi Ries, Fritz Fast, Gerlinde Jetter-Wüst, Ursula Ulm (alle 35), Peter Neubauer (32), Gerhard Helck (29), Sibylle Rauch-Touissant (22, Vollmersweiler) und Bernd Schönlaub (21).

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