Kreis Germersheim In ihrem Solarboot sind sie Kapitän

Die stolzen Schiffe tragen klingende Namen wie „DÜW-Kenterprise“, „Sonnenfänger“ oder „Concept One“. Gebaut wurden sie von Schülern von sieben Realschulen plus in Rheinland-Pfalz – und in ihrem Element beweisen sollen sich die Boote am Samstag im Epple-Baggersee in Neuburg bei einer Solarboot-Regatta.

Angetrieben werden die Boote, die bis zu acht Stundenkilometer schnell werden können, von der Kraft der Sonne – und Elektromotoren. Beweisen müssen sich die Konstruktionen in den Disziplinen Slalom, Sprint und Langstreckenlauf. Zuschauer sind bei der Solarboot-Regatta übrigens ausdrücklich erwünscht. Schließlich ist Zukunftstechnologie auf dem Wasser zu erleben. Die Idee sei, mit dem Projekt gezielt Realschüler von den sogenannten Mint-Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu begeistern, teilt das Pädagogische Landesinstitut in Speyer mit. „Die Besonderheit dieser Schüler-Klasse liegt in der Limitierung der Technik“, teilt man mit: Das mache die Boote günstig, schaffe die Voraussetzungen für einen fairen Wettbewerb und mache die Boote auch transportabel, weil schon ein Autoanhänger ausreiche. „Das Konzept klappt nur, wenn die Technik vergleichbar ist“, sagt Marcus Lauer vom Pädagogischen Landesamt. Konkret werden die Kosten pro Boot als im „Hunderter-Bereich“ bezeichnet, wobei sich die Schüler auch über geeignete Bootsbaumaterialien und deren Verarbeitung Gedanken machen müssen. Auch darin sieht Lauer einen großen Vorteil: „Wir können damit auch zeigen, dass bei dieser Schulform ein Ausgleich besteht zwischen Theorie und Praxis.“ Dabei sind nicht alle sieben teilnehmenden Schulen „nah am Wasser gebaut“. Mit dabei sind beispielsweise Realschulen plus aus Bad Bergzaberner, Bad Dürkheim, Edenkoben, Kandel und Pirmasens neben den Schulen in Speyer und Lingenfeld, die viele Wasserflächen vor der Haustür haben. „Teilweise wurde auch in Schwimmbädern getestet“, sagt Lauer: „Irgend eine Wasserfläche gibt es überall.“ Er berichtet auch, dass das Projekt an den Schulen sogar solche Formen angenommen habe, dass Schüler nach dem Unterricht forderten, an ihrem Boot weiterbauen zu dürfen. Für die Wintermonate stellte das Landesinstitut sogenannte Experimentierboxen zur Verfügung: „Das war ein Gimmick für den Winter, weil die Teams da nicht weiterbauen konnten“, berichtet Lauer. Die von der Energieagentur Rheinland-Pfalz gesponsorten Boxen sollten die Motivation der Schüler hochhalten und den Spaß am Tüfteln fördern. Apropos tüfteln: Allein die Boote aus dem Landkreis Germersheim könnten unterschiedlicher nicht sein. Die „Concept One“ der Schüler aus Lingenfeld besteht aus stabilem Pappkarton, der mit Bügeleisen und PE-Folie eingeschweißt wurde, die „Sonnenfänger“ der Kandeler Schüler besteht aus zwei alten und wiederverwerteten Kajaks. Die Schule mit der größten Erfahrung ist die Realschule plus aus Bad Bergzabern. Ab 2015 lief dort der Erstversuch eines Lehrers – das Ergebnis der damaligen Bootsbauer wird als achtes Boot bei der Regatta ins Rennen geschickt. Über die Homepage des Pädagogischen Landesinstituts wurden nach dem Probelauf auch andere Schulen aufmerksam. 12 bis 15 Interessensbekundungen habe es gegeben, schließlich haben es sieben Schulen geschafft, auch entsprechende Sponsoren aufzutreiben. Die Sets mit Antrieb und Schwimmwesten, wurden über das Landesinstitut angeschafft, ebenfalls unterstützt von Förderern wie dem Verband der chemischen Industrie oder auch von Pfalzsolar, Bauhaus oder lokalen Energiewerken aus Pirmasens und Speyer, berichtet Lauer. Nachdem der Landkreis Germersheim nicht nur die Preise übernommen habe, sondern auch die gesamte Organisation der Regatta samt Sicherheitskonzept (DLRG, Rotes Kreuz und Feuerwehr werden sicherheitshalber vor Ort sein), hoffe er jetzt nur noch, dass das Wetter mitspiele. Info Der Wettbewerb startet am Samstag, 10 Uhr, Epple-Baggersee in Neuburg. Siegerehrung: 16 Uhr. Im Netz: https://wpf.bildung-rp.de/solarboot.html.

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