Kandel Innenstadtkonzept: Auf Wunschliste stehen mehr Cafés und Geschäfte

Kandel ist auch bei der Freizeitgestaltung beliebt. Unser Bild zeigt die stets gut besuchte Oldtimerausstellung.
Kandel ist auch bei der Freizeitgestaltung beliebt. Unser Bild zeigt die stets gut besuchte Oldtimerausstellung.

An kreativen Ideen mangelt es nicht, eher an der Finanzierung. Das zeigte sich bei der Bürgerbeteiligung für ein Konzept für eine nachhaltige Entwicklung der Kandeler Innenstadt.

Den Auftrag für ein solches Konzept hatte der Stadtrat 2023 erteilt an das Büro Imakomm aus Aalen, das jetzt erste Ergebnisse ihrer Befragungen vorstellen konnte. Auch die Wünsche und Vorschläge der etwa 50 Bürgerinnen und Bürger sollen berücksichtigt werden, die sich am Workshop von Imakomm aktiv beteiligten.

Vieles von dem, was es derzeit bereits gibt, wird als positiv empfunden, etwa die Einkaufsmöglichkeiten oder die Fachwerkhäuser. Vorstellen könne man sich nicht nur eine Belebung der Innenstadt durch weitere Feinkostläden, Kneipen, Musikveranstaltungen, um nur wenige der sehr vielen Beispiele zu nennen. Dass eine öffentliche Toilette dringend notwendig wäre, ist nicht neu. Auch eine Begrünung durch zeitweise aufgestellte Bäumchen oder eine Beschattung schöner Plätze zum längeren Verweilen im Sommer scheint wünschenswert. Viele Vorschläge, die alle in die Gesamtbewertung mit einbezogen werden sollen.

Unternehmen beteiligen sich kaum
Anneke Hauser von imakomm bei der Präsentation der Umfrageergebnisse/Teilnehmer bei den vier Workshops.
Anneke Hauser von imakomm bei der Präsentation der Umfrageergebnisse/Teilnehmer bei den vier Workshops.

Eingangs hatte Anneke Hauser von der Imakomm-Akademie erste Untersuchungsergebnisse präsentiert. Von 305 Bürgern aus der Stadt waren ausgefüllte Fragebogen eingegangen, weitere 83 kamen aus dem Umland und, das war wohl etwas enttäuschend, von nur 25 Unternehmen gingen Rückmeldungen ein. Was kaum überraschte, war die zentrale Bedeutung der Innenstadt mit einer überörtlichen Versorgungsfunktion für die Verbandsgemeinde. Potenziale sieht man noch in den Bereichen Spielwaren, Hobby und Gartenbedarf. Hier sei die Versorgung als unterdurchschnittlich zu bewerten, so die Studie.

In die Innenstadt gehen die Menschen vor allem um einzukaufen, ihre Bank- oder Postgeschäfte zu erledigen, einen Arzt aufzusuchen oder in einem Café oder Restaurant einzukehren. Die meisten Menschen fühlen sich in Kandel wohl, wohnen gerne hier und wollen auch nicht wegziehen. Allerdings: Das Gemeinschaftsgefühl scheint nach ihrer Ansicht nicht so besonders intensiv ausgeprägt zu sein. Die meisten Befragten wünschten sich (in dieser Reihenfolge) mehr Cafés (mit Außenbereich), noch mehr und vielfältigere Geschäfte, eine Fußgängerzone, ganz allgemein weniger Verkehr in der Hauptstraße, mehr Parkmöglichkeiten und eine Reduzierung der Leerstände, mehr Sitzgelegenheiten und eine bessere Infrastruktur sowie ein breiteres Angebot in der Gastronomie.

Kritik an Entwicklung

Für die Entwicklung der Innenstadt in den vergangenen fünf Jahren gab es sehr kritische Stimmen. So fanden 39 Prozent der Befragten, Kandel habe sich eher negativ entwickelt, für 36 Prozent war die Entwicklung gleichbleibend. Die meisten verbinden Kandel mit dem Heimatgefühl, dann auch mit dem Bienwald. Bienwald, Sankt Georgskirche und Stadtfest werden von den meisten auch als einzigartig Merkmale beschrieben.

Die Schwerpunkte der künftigen Entwicklungsstrategien sind nicht unbedingt neu. Man will hier schlendern, shoppen und gemütlich einkehren, den Erholungswert und den Freizeitspaß auch im Vereinsleben genießen, für alle ist etwas dabei und vor allem ist in Kandel immer etwas los, finden die Befragten. Und das deckt sich weitgehend auch mit dem, was die Teilnehmer am Workshop so notiert haben. Alles also bekannt, könnte man meinen, aber dem widerspricht Kandels City-Managerin Jennifer Tschirner. Zusammen mit der bisherigen Beigeordnen Jutta Wegmann (Grüne) hatte sie auf die Formulierung eines Konzeptes gedrängt. Schließlich müsse man wissen, wohin der Weg gehen soll, sagt sie im Nachgang zur RHEINPFALZ. Wichtig sei, dass aus allen Erkenntnissen, die man jetzt gewonnen hat, eine gemeinsame Stoßrichtung formuliert wird.

Zu diesem Zweck trifft sich die Projektgruppe schon am 9. Oktober wieder. Ihr gehören Vertreter der Kommunalpolitik, der Eigentümer, der Kunst- und Kulturszene sowie der Wirtschaft an. Dann werden all die Anregungen ausgewertet. Nicht alles, was wünschenswert ist, könne auch umgesetzt werden, sagt die City-Managerin. Froh ist sie über die rege Beteiligung bei den Workshops und Befragungen.

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