VG Lingenfeld Klimaneutralität: Lingenfelds Gemeinden planen Maßnahmen

Der Strom der Photovoltaikanlage wird nicht Westheim zugeschlagen, weil der Einspeisepunkt wohl außerhalb der Gemarkung liegt.
Der Strom der Photovoltaikanlage wird nicht Westheim zugeschlagen, weil der Einspeisepunkt wohl außerhalb der Gemarkung liegt.

Treibhausgase wie Kohlendioxid oder Methan setzen dem Klima zu und müssen per Gesetz reduziert werden. Das gilt für alle Gemeinden der VG Lingenfeld. Einwohner aus Westheim und Lustadt haben sich Gedanken gemacht, wie das möglich werden könnte.

Spätestens in 16 Jahren soll es in Rheinland-Pfalz Treibhausgasneutralität geben – im Bund fünf Jahre später. Das sieht die Novelle des Klimaschutzgesetzes vor. Bereits in sechs Jahren sollen die Treibhausgase (THG) gegenüber dem Jahr 1990 um 65 Prozent reduziert werden. Betroffen ist jede Gemeinde im Land und damit die Verbandsgemeinde (VG) Lingenfeld. Die Verbandsgemeinde hat das Büro „Infrastruktur & Umwelt Professor Böhm und Partner“ (Darmstadt) beauftragt, ein Klimaschutzkonzept zu erstellen und strategische Maßnahmen zur Zielerreichung auszuarbeiten, sagte Frank Leibeck (SPD), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Lingenfeld, bei der Begrüßung.

Rund 30 Westheimer und Lustadter haben sich am Montagabend zu einem Workshop getroffen, um über die Möglichkeiten zu diskutieren, wie die Klimaneutralität erreicht werden kann. Am Tag darauf gab es die Veranstaltung für Weingartener und Freisbacher. Schwegenheim und Lingenfeld werden am Montag, 26. August, folgen. Ermittelt wurden von dem Büro, wie die aktuelle Energie- und damit THG-Bilanz ausfällt – für alles, was es innerhalb der Gebietsgrenzen der Verbandsgemeinde Lingenfeld gibt (Territorialprinzip). Dies ist zum bundesweiten Vergleich auch vorgeschrieben, sagt Karin Weber von Infrastruktur & Umwelt. Im Vergleich der Energiebilanz nach Verbrauchssektoren zum Bundesdurchschnitt fällt auf, dass die meiste Energie für den Verkehr benötigt wird – 60 Prozent. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 30 Prozent. Alle Zahlen beziehen sich laut Karin Weber auf das Jahr 2021.

B9 belastet Bilanz

Grund ist nach Angaben der Ingenieurin, dass die B9 durch das VG-Gebiet führt. Haushalte schlagen mit 26 Prozent der verbrauchten Energie zu Buche (25 Prozent im Bundesdurchschnitt), 13 Prozent für die Wirtschaft (45) und ein Prozent benötigt die VG Lingenfeld als Kommune selbst. Betrachtet man das Thema Verkehr genauer, so sieht man laut den Planern, dass nur 5 Prozent dieser Energie von den Bewohnern der Verbandsgemeinde benötigt werden – und davon wiederum sind es die Haushalte mit 62 Prozent. Die Wirtschaft verbraucht weitere 24 Prozent. Der innerörtliche Verkehr wie Busse, Lkw und mehr 12 Prozent.

Doch wie viel Energie und für was wird eigentlich verbraucht? Knapp 556.000 Megawattstunden (MWh) Verbrauch hat die Verbandsgemeinde im Jahr 2019 in ihrer Bilanz stehen – für Strom, Wärme und Mobilität. 2021 waren es 528.000 MWh. Eine MWh sind 1.000 Kilowattstunden (kWh). Durchschnittlich verbraucht ein 4-Personen-Haushalt pro Jahr etwa 4.000 kWh Strom. Lustadt verbrauchte im Jahr 2021 rund 75.200 MWh – für die Wärme etwa 40.000 MWh, für Strom 12.380 MWh und für die Mobilität 22.800 MWh. Westheim hat 58.300 MWh auf dem Konto für das Vergleichsjahr stehen. 16.200 MWh wurden für Wärme benötigt, für Strom 17.000 MWh und die Mobilität 25.100 MWh.

8,5 Tonnen THG pro Person einsparen

Insgesamt sieht die Bilanz der VG so aus: Wärme 146.700 MWh, Strom 63.100 MWh und für die Mobilität 318.300 MWh. Umgerechnet auf einen Einwohner macht das eine Treibhausgas-Emission von 9,5 Tonnen pro Jahr aus. Und die Gesetze sehen vor, dass diese auf etwa eine Tonne THG pro Einwohner pro Jahr bis 2040 sinkt, um klimaneutral zu sein. Mit jeder erzeugten MWh aus erneuerbarer Energie werden weniger Treibhausgase ausgestoßen, ruft Karin Weber in Erinnerung. Nun gehe es darum, das Ziel zu erreichen. Von der Theorie über das technisch Machbare und das wirtschaftlich Sinnvolle komme man letztlich zu den Maßnahmen, die umgesetzt werden können. Dass ältere Häuser Einsparmöglichkeiten durch energetische (Teil)-Sanierungen bieten, steht außer Frage. Die Bürger der Gemeinde waren somit gefragt. Diskutiert wurde über Energieeffizienz, erneuerbare Energien und deren Speichermöglichkeiten, denn „häufig sieht man Windräder stillstehen, obwohl Wind vorhanden ist, aber das Netz den Strom nicht benötigt“, verdeutlicht Klimamanager Maximilian Schneider.

Um schneller Strom zu sparen, wurde der Vorschlag gemacht, Straßenlaternen auf LED umzurüsten. Die Verbandsgemeinde habe dies Schneider zufolge in der Vergangenheit schon gemacht, „doch nicht zu 100 Prozent“. Da gebe es schon noch Möglichkeiten. Im Bereich Mobilität wurde angeregt, dass Kinder mit dem Rad wieder mehr zur Schule fahren sollten. Die Bewohner diskutierten, wie man das Radfahren sicherer für die Schülerinnen und Schüler machen könnte. So würde das Elterntaxi weniger benötigt. Radwege seien eine Möglichkeit. Auch das Thema Multimodalität könne innerhalb der VG eine Rolle spielen. Schneider verdeutlicht: Er selbst wohne in Landau. Wenn er nun mit einem Car-Sharing-Auto von Landau nach Lingenfeld fahren würde, um dort zu arbeiten, stehe das Auto in der Regel diese Zeit auf dem Parkplatz. Bei Multimodalität könnte jemand, der beim gleichen Anbieter angemeldet sei, das Auto zwischenzeitlich nutzen, bis er am Abend wieder zurückfahren würde.

Verbandsgemeinderat entscheidet

Ende des Monats muss die Verbandsgemeinde bei dem Zuschussgeber ein Konzept einreichen, das Voraussetzung ist, um weitere drei Jahre unter anderem das Controlling für vom Verbandsgemeinderat beschlossene Maßnahmen zu finanzieren. Die Sitzung wird am Mittwoch, 28. August, um 18.30 Uhr im Sitzungssaal der Verbandsgemeindeverwaltung sein.

gerenergiek
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