Lingenfeld/Schwegenheim Klimaschutz: Welche Ideen die Bürger haben

Dank der Windkraftanlagen wird in Schwegenheim die sechsfache Menge an benötigtem Strom produziert.
Dank der Windkraftanlagen wird in Schwegenheim die sechsfache Menge an benötigtem Strom produziert.

In der Verbandsgemeinde Lingenfeld hat die Energiewende längst begonnen. Bei einem Infoabend für die Lingenfelder und Schwegenheimer in der Goldberghalle haben Bürgerinnen und Bürger Ideen eingebracht, wie der Treibhausgas-Ausstoß weiter reduziert werden könnte.

Die Westheimer und Lustadter haben bereits getagt. Nun waren die Bürgerinnen und Bürger aus Lingenfeld und Schwegenheim an der Reihe, sich über einen höheren Klimaschutz in der Verbandsgemeinde den Kopf zu zerbrechen. Das Ziel von Rheinland-Pfalz ist ambitioniert: Bis 2040 – und damit fünf Jahre früher als im Bund – will das Land klimaneutral sein. Läge es an den Bewohnern der Ortsgemeinden in der VG Lingenfeld, so könnten die dafür erforderlichen Maßnahmen alsbald umgesetzt werden. Wenn nicht die üblichen Hemmnisse wie hohe Investitionskosten und der bürokratische Aufwand wären.

Das Darmstadter Ingenieurbüro „Infrastruktur & Umwelt“ ist von den vier Kommunen mit der Erstellung eines Klimaschutzkonzepts beauftragt worden. Demnach muss die Verbandsgemeinde Lingenfeld den Ausstoß von 9,5 Tonnen Treibhausgasen pro Einwohner und Jahr binnen 16 Jahren auf maximal eine Tonne senken. Den größten Anteil am Schadstoffausstoß hat laut Karin Weber vom Büro „Infrastruktur & Umwelt“ der Autoverkehr mit 60 Prozent. Denn nach dem Territorialprinzip müsste auch das Verkehrsaufkommen auf der Bundesstraße 9, die über die Lingenfelder Gemarkung verläuft, hinzugerechnet werden.

Car-Sharing und Photovoltaik

Gleichzeitig sind in der Verbandsgemeinde in Sachen Klimaschutz und Energieeffizienz schon etliche Schritte unternommen worden. Seit Beginn der 1990er-Jahre wird ein sinkender Energieverbrauch registriert. Ein Viertel des Wärmebedarfs wird durch erneuerbare Energien erzeugt. Musterschüler sind die Lingenfelder bei der Stromerzeugung: Dank Windkraft, Photovoltaik und Biogas produziert die Energiegesellschaft der Verbandsgemeinde bis zu 3,8 Millionen Kilowattstunden im Jahr, verbraucht aber lediglich bis zu 3,2 Millionen. Besonders günstig ist die Ausgangslage in Schwegenheim: Dank der Windkraftanlagen wird hier die sechsfache Menge an benötigtem Strom produziert.

In Workshops aufgeteilt, diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Infoabend über mögliche Maßnahmen vor Ort, die geeignet sind, den Ausstoß an schädlichen Treibhausgasen zu senken. So beklagten Radfahrer lückenhafte Verbindungen bei den Radwegen. Für eine Mehrfachnutzung etwa durch Fußgänger und landwirtschaftlichen Verkehr seien diese obendrein zu schmal. Bemängelt wurde, dass es keine Car-Sharing-Angebote gebe. Zumindest sollten sich Autofahrer häufiger zu Fahrgemeinschaften zusammenschließen. Ein weiterer Teilnehmer am Mobilitäts-Workshop brachte eine Verbindung zwischen Germersheim und Landau nach dem Vorbild der Wuppertaler Hochbahn ins Spiel. Denkverbote, so hieß es, dürfe es nicht geben.

Was den Ausbau der erneuerbaren Energien betrifft, so wurde für die hohe Stromproduktion auf Schwegenheimer Feldern der Ausbau an Speicherkapazitäten angeregt. Auch sei zu prüfen, inwieweit sich Gewerbeflächen für den Ausbau von Freiflächenphotovoltaik eigneten. Bei Hausneubauten sei die Pflicht zur Nutzung von Photovoltaik zu erwägen; ferner sollten Balkonkraftwerke öffentlich gefördert werden; dies würde auch Mieter in die Lage versetzen, erneuerbare Energien zu nutzen.

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