Kreis Germersheim Liegen und Sonnenschirm dürfen noch mit

Alles im grünen Bereich: Das Reisemobil von Hans Dieter Wagner (am Steuer) ist nicht zu schwer, wie ADAC-Helfer Uwe Graf festste
Alles im grünen Bereich: Das Reisemobil von Hans Dieter Wagner (am Steuer) ist nicht zu schwer, wie ADAC-Helfer Uwe Graf feststellt.

Es sei für die Fahrzeughalter nicht einfach zu ermitteln, was erlaubt ist und was nicht, erklärt Heribert Laubersheimer, der die Aktion für den ADAC leitet. Zugrunde gelegt werde das Gewicht, das im Fahrzeugbrief stehe, beispielsweise rund 1500 Kilogramm bei Caravan-Gespannen und durchschnittlich 3,5 Tonnen bei Wohnmobilen. Einheitlich sei auf diesem Gebiet nichts geregelt, kritisiert Laubersheimer die Hersteller. Selbst die Bußgelder und Punkte in Flensburg für überladene Fahrzeuge schwankten je nach Modell. „Das löst viel Unsicherheit bei den Fahrzeughaltern aus“, erklärt er, warum die jährliche Wiege-Aktion von ADAC und TÜV stets ausgebucht ist.

Alle 15 Minuten biegt ein Wohnwagen auf das TÜV-Gelände Im Brühl ein. „In Deutschland sind die Strafen für Übergewicht noch human“, berichtet Laubersheimer gerade von empfindlichen Geldbußen und sofortigem Weiterfahrverbot nach Gewichtskontrollen im europäischen Ausland. „Holländer verschenken ihren Ballast immer wieder am Straßenrand“, erzählt Laubersheimer vom oftmals unglücklichen Start in den Urlaub. „Manche Caravans sind so überladen, dass selbst die Frau nicht mehr einsteigen darf“, beschreibt Laubersheimer gravierende Reise-Gewichtsprobleme. „Es geht immer wieder Neues rein und selten etwas raus“, beschreibt er übliche Ansammlungen in mobilen Ferienhäusern. „Das ist die eine Seite. Aber wir stehen auch hier, um Gefahren durch falsch und zu schwer beladene Gespanne zu verhindern“, betont Laubersheimer. „Das alles verlängert den Bremsweg und verändert das Fahrverhalten.“ Böse Überraschungen wollen Alice und Hans Dieter Wagner auf der Fahrt in den Urlaub vermeiden. Die Hanhofener haben ihren „Sky Ti“ zum ersten Mal zum Wiegen angemeldet. ADAC-Helfer Uwe Graf empfängt den Fahrzeughalter mit einer nagelneuen Wiegekarte, notiert den Namen und erklärt die Modalitäten. „3,5 Tonnen dürfen nicht überschritten werden“, betont er. „Das Wohnmobil ist nicht ganz beladen, aber der Tank ist voll“, gibt Wagner an. Ehefrau Alice und Hündchen „Amy“ sind inzwischen aus dem von der Sonne aufgeheizten Auto ausgestiegen. Zur korrekten Gewichtsermittlung fände Wagner es jedoch besser, wenn die beiden mit gewogen würden. „Amy wiegt doch nur zwei Kilogramm“, versucht Wagner, seinem Hund das zentimeterweise „Stop-and-go“ auf die Waage zu ersparen. Es hilft nichts: Der ADAC-Mann bleibt hart. „Im Prinzip zählt jede Tasse und jeder Kaffeelöffel“, wirbt Laubersheimer um Verständnis. Die Wagners lassen sich überzeugen und steigen ein. Graf dirigiert sie auf die Waage. „Wichtig sind die Auslastungen der Achsen“, erklärt er. Manche kämen mit gefüllten Wassertanks zur Wiegeaktion, sagt der ADAC-Helfer. „Das muss nicht sein, ist aber nicht schlimm“, zeigt er, wie man das Wasser einfach wieder ablassen kann. „Jedes Gramm kann entscheidend sein“, so Graf. Laubersheimers Ehefrau Kunigunde überreicht Wagners Vorgänger eine Info-Broschüre mit Hinweisen zu Reise-Gepäck-Sparmaßnahmen. Der Speyerer Gespann-Halter ist gerade noch einmal davon gekommen. Statt der erlaubten 1360 Kilogramm hat sein Wohnwagen etwas mehr als 1400 auf die TÜV-geprüfte Waage gebracht. „Sie sind am Limit“, warnt ADAC-Helfer Ulrich Eser vor noch mehr Einrichtung im „Zweithaus“. Dankbar für die rechtzeitige Erkenntnis koppelt der Halter sein Gespann wieder an den Pkw und macht sich auf den Weg zum gründlichen „Ausmisten“. Das bleibt den Wagners erspart. „230 Kilogramm dürfen noch dazu kommen“, kommentiert er das Ergebnis erleichtert. Sie: „Jetzt kommen aber Liegen und Sonnenschirm auf jeden Fall mit.“

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