Kreis Germersheim Mit schusssicherer Weste unter der Robe im Gerichtssaal

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GERMERSHEIM. Das Amtsgericht Germersheim hat eine viele Jahrzehnte alte Geschichte. Etwa drei Jahrzehnte davon hat Herbert Schempf, Richter am Amtsgericht Germersheim, miterlebt, mitgeprägt – als Familien-und Zivilrichter, seit 2012 nur als Familienrichter.

Ehescheidungen, Sorgerecht, Unterhalt, das waren die Tätigkeitsbereiche; dabei handelt es sich um wesentliche Bereiche, hinter denen sich unter Umständen Schicksale verbargen. Hier hatte er zu entscheiden. Es gab in seiner Amtszeit einen leichten Anstieg bei den Ehescheidungen, so Schempfs Einschätzung. Jüngere Paare ließen sich relativ schnell scheiden, oft nach nur fünf- bis siebenjähriger Ehe. Möglicherweise spiele die Tatsache, dass hier noch nicht viel Werte gemeinsam angeschafft worden seien, eine Rolle. Gemeinsam verbrachte gute Zeiten, Anschaffungen, die Kinder, all das könne für ältere Paare Grund sein, den Gang zum Familienrichter zu meiden. Diese Familienangelegenheiten seien meist sehr emotional; mitunter werde erbittert gestritten; und das gelte für alle gesellschaftlichen Schichten. Er habe versucht, die Emotionen etwas rauszunehmen, den Umgang zu versachlichen. Man müsse auch darauf achten, die Thematik nicht zu sehr an sich rankommen zu lassen. Das sei ihm gelungen, wohl auch, weil sein Dienstort und sein Wohnort Worms etwa 60 Kilometer auseinander liegen. Er habe es meist mit unspektakulären Fällen zu tun gehabt, meint er im Rückblick, auch wenn im Zivilrecht – mit Erbangelegenheiten, Mietrecht und Nachbarschaftsrecht – einiges an Zündstoff geboten sei. Einmal, erzählt Schempf, gab es vor Verhandlungsbeginn so heftige Drohungen, dass er mit schusssicherer Weste unter der Robe in die Verhandlung ging. In anderer Sache habe sich ein Prozessbeteiligter dermaßen aufgeregt und gebrüllt, dass er ihn des Saales verweisen musste. Eigenen Angaben zufolge hat sich Schempf stets um ein sachliches Klima, um Mäßigung in der Sache bemüht und sei wohl ein Mann des Ausgleichs gewesen. Befragt nach Hobbys antwortet der Richter, er lerne seit einiger Zeit Klavier und Gitarre spielen und das wolle er im Ruhestand vermehrt tun. Dem einst geliebten Tennisspiel hat er den Rücken gekehrt. Sehr gerne fährt er, bei schönem Wetter, Rad; auch die Strecke von Worms nach Germersheim hat er schon absolviert. Seine Kenntnisse in Steuerrecht will er auch künftig einbringen, wenn sein Rat gefragt ist und es zeitlich passt. „Nein, langweilig wird es mir nicht“, sagt Schempf, der am 5. Dezember seinen letzten Sitzungstag hatte, am 30. Dezember seinen letzten Arbeitstag haben wird und dann Abschied nehmen wird von Kollegen, Mitarbeitern, dem guten Team des Amtsgerichts Germersheim. Derzeit hat er noch alten Urlaub „abzufeiern“, arbeitet noch etwas. So will er der Nachfolgerin den Einstieg erleichtern. Die tritt ihren Dienst erst Anfang Februar an, eine unbefriedigende Situation, findet er. Denn die Gebiete, die hier zu bearbeiten sind, bedürfen dringend eiliger Bearbeitung. Schließlich gehe es um wichtige Dinge wie Sorgerecht für Kinder. (iso)

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