Neupotz Nach Pfingst-Hochwasser: Landwirte fordern besseren Schutz

Zugewachsener Entwässerungsgraben: Wasser kann nicht ablaufen.
Zugewachsener Entwässerungsgraben: Wasser kann nicht ablaufen.

Das Hochwasser Mitte Mai hat in Neupotz bleibenden Eindruck hinterlassen. Behörden fordern Gespräche und Landwirte haben bereits Ideen für bessere Entwässerung.

Voll des Lobes über das, was die Feuerwehren, das Technische Hilfswerk und alle Beteiligten beim Hochwasser Mitte Mai geleistet haben, ist noch heute der Neupotzer Landwirt Christoph Heid. Man sei an einer mittleren Katastrophe vorbeigeschrammt, meint er. Das Wasser sei nahe ans Dorf herangekommen. Hätte es zwei oder drei Stunden länger in dem Maße geregnet, wären viele Keller unter Wasser gestanden, schätzt der Landwirt.

Heid, der einen Hof am Ortseingang bewirtschaftet, fürchtet, dass sich solche Starkregenereignisse wegen des Klimawandels wiederholen werden. Darauf müsse man sich vorbereiten, meint der Diplom-Agrarökonom. Kurz nach dem Pfingsthochwasser hat er deshalb die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd in Neustadt angeschrieben: Die Lage sei nach den Regenfällen eine Woche zuvor immer noch sehr schlimm, erklärte Heid. „Das Wasser ist an vielen Gräben über die Böschung gelaufen und läuft nicht in der Art und Weise ab, wie es in den vergangenen Jahrzehnten war.“ Die Äcker östlich der B 9 glichen einem Baggersee. Als Ursache hierfür macht der Landwirt die vielen Fremdkörper in den Gräben aus, wegen denen das Wasser einfach nicht ablaufen könne und dadurch zu lange auf den Äckern stehe. Den entstandenen Schaden müssten die Landwirte alleine tragen. Er regte eine Begehung vor Ort an.

Schäden auf Äckern und Wiesen

Die SGD-Süd bittet Heid daraufhin um eine Kennzeichnung der besonders belasteten Gräben. Der Landwirt schickt Bilder und weist darauf hin, dass besonders im Otterbach Hindernisse seien, die die Abflussgeschwindigkeit senken. Der Otterbach sollte bis zum Fischmal in Leimersheim frei von Störungen und Fremdkörpern sein, fordert Heid. Das Wasser müsse so schnell wie möglich in Leimersheim ankommen, denn das neue Pumpwerk sei in der Lage, es schnell in den Rhein zu befördern. „Außerdem könnte man über mobile Pumpen die Flutmulde in Jockgrim nutzen, um über den Altrhein um Neupotz herum zu entwässern“, schlägt Christoph Heid vor. „Der Rheingraben und Streitgraben konnten das Wasser nicht abtransportieren und deswegen kam es zu den massiven Überflutungen parallel zu den Gräben und Schäden bei den Äckern und Wiesen.“

Voraussetzung hierfür sei aber, dass auch Gräben wie die Hammelslache oder in der Kirchenwiese in Jockgrim frei sind. Die Entwässerung im gesteuerten Polder funktioniere nicht mehr so gut wie vor dem Polderbau, kritisiert Heid. Erforderlich sei eine konsequente Grabenreinigung, damit die Gräben im Ernstfall ihrer Funktion gerecht werden können. Außerdem regt er an, vom Heidgraben und vom Rheingraben ausgehend zwei Verbindungen zum Neupotzer Altrhein zu schaffen, um den Otterbach stärker zu entlasten.

SGD nimmt Vorschläge auf

Bei einem Vor-Ort-Termin mit Heid und den Neupotzer Landwirten Markus Heid und Patrick Marz haben Vertreter der SGD und des Entwässerungsverbandes Oberrhein über die Anregungen gesprochen. Von allen Seiten seien die Verbesserungsvorschläge positiv aufgenommen worden, berichtet Heid. Die von den Landwirten vorgeschlagenen Maßnahmen könnten, so der erste Eindruck, ohne größeren Aufwand umgesetzt werden. Mit der Firma Holcim Kies und Beton, Rheinzabern, wolle man Gespräche wegen der Handhabung der Schleusen führen. Dort sei man ebenfalls an einer Verbesserung der Situation bei einem Binnen- als auch beim Rheinhochwasser interessiert, berichtet Christoph Heid.

Handlungs- und Optimierungsbedarf sehen auch die Bürgermeister der Verbandsgemeinden Jockgrim und Rülzheim. Nach dem Pfingsthochwasser haben sie einen Runden Tisch mit der SGD Süd angeregt: Das jüngste Binnenhochwasser habe gezeigt, wie wichtig leistungsfähige Entwässerungssysteme im Süden des Landkreises, insbesondere in Jockgrim und Rülzheim, seien. Dennoch gebe es Optimierungsbedarf, so die Verwaltungschefs. Heid, mittlerweile Beigeordenter der Ortsgemeinde Neupotz und für die Freien Wähler im Verbandsgemeinderat Jockgrim, appellierte in der ersten VG-Ratssitzung Vertreter der Landwirtschaft zu dem Runden Tisch einzuladen. Die Ideen der Landwirte sollen laut SGD in den Runden Tisch einfließen, erklärte Bürgermeister Karl Dieter Wünstel. Ein Termin stehe.

Kaum Durchfluss.
Kaum Durchfluss.
Ende Mai stand das Wasser in Neupotz und umliegenden Gemeinden hoch.
Ende Mai stand das Wasser in Neupotz und umliegenden Gemeinden hoch.
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