Kreis Germersheim Nach Raufhandel in Lokal abgesetzt

Germersheim. Der kirchliche Festtag der Heiligen Cäcilie ist für eine illustre Gesellschaft Germersheimer Bürger Anlass, sich an einem Novemberabend anno 1834 zu einem gemeinsamen Abendessen im „Bayerischen Hof“ in der Hauptstraße zu versammeln. Ein Teilnehmer ist der Wirt des Gasthauses und Bürgermeister, Wilhelm Lombardino.

Doch es bleibt an diesem Abend nicht beim frommen Gedenken an die Schutzpatronin des kirchlichen Gesangs. Als das polizeiliche Vollzugsorgan um Mitternacht den „Bayerischen Hof“ betritt, um den Gästen Feierabend zu gebieten, stößt er damit nicht nur auf wenig Verständnis, sondern es kommt zu einem „Raufhandel“; dieser kann nur durch das persönliche Einschreiten des anwesenden Platzkommandanten der Garnison geschlichtet werden. Doch damit nicht genug: Der Sohn des Germersheimer Bürgermeisters und Wirtes wirft dem Polizei-Kommissär noch eine Flasche in den Rücken, als dieser den „Bayerischen Hof“ verlässt. Der Vorfall rief zunächst ein lebhaftes Echo in der damaligen überörtlichen Presse hervor. Während auswärtige Blätter den Vorfall in ihrer Berichterstattung noch mehr aufbauschten und als Ausdruck politischer „Zerwürfnisse“ am Ort werteten, bemühte sich der in Speyer erscheinende „Rheinbayer“ um eine sachlichere Berichterstattung und mahnte Milde an: „Es dürfte vielleicht um so mehr Nachsicht gegen die Beschuldigten geübt werden, als ihre Widersetzlichkeit blos ihrem betrunkenen Zustande beizumessen ist“. Bei der Regierung der Pfalz wurde diese Frage jedoch völlig nüchtern gesehen. Wie der „Rheinbayer“ bereits am 2. Dezember 1834 meldete, hatte der Regierungspräsident in Speyer gehandelt und den seit 1815 amtierenden Germersheimer Bürgermeister Wilhelm Lombardino vom Dienst abgesetzt. Sein Sohn befand sich zum gleichen Zeitpunkt nebst anderen am „Raufhandel“ Beteiligten bereits „in Untersuchung“. Ein Blick in die 1897 erschienene Stadtgeschichte von Joseph Probst, der alle Bürgermeister der Stadt namentlich aufführte, zeigt, dass es offenbar bei der Suspendierung blieb: Nur wenige Wochen danach, am 1. Januar 1835, wurde Andreas Guck zum Bürgermeister von Germersheim bestellt. Die Amtszeit Lombardinos, der seit 1815 das Amt innegehabt hatte, war aufgrund dieses unschönen Vorfalls abrupt zu Ende gegangen.

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