Jockgrim Nach Rohrbruch: Mitarbeiter des Wasserwerks beschimpft und angeschrien

Für die Arbeiten wurde die Straße gesperrt.
Für die Arbeiten wurde die Straße gesperrt.

Wütende Anrufe, Beschimpfungen von Mitarbeitern – und das alles, weil wegen eines Rohrbruchs einige Stunden kein Wasser aus der Leitung kommt. Verbandsdirektor Ralf Friedmann ist nach Vorfällen am Sonntag bestürzt.

Was war passiert? Gegen 11.30 Uhr wurde am Sonntag ein Rohrbruch in der Ziegelbergstraße in Jockgrim gemeldet, sagt Verbandsdirektor Ralf Friedmann von der Germersheimer Südgruppe am Dienstag gegenüber der RHEINPFALZ. Da es sich um eine Hauptversorgungsleitung handelte, die einen größeren Bereich von Jockgrim versorgt, habe man sofort die gesamte Bereitschaft alarmiert. Ein Monteur, ein Baggerfahrer und ein Angestellter überprüften vor Ort die Lage. Dabei hätten sie festgestellt, dass zunächst einige Schieber abgestellt werden müssen. „Danach wurde die Straße geöffnet, wobei sich herausstellte, dass es sich um einen Rundriss an der Wasserhauptrohrleitung handelt.“ Das Ergebnis war zeitweise auch aus der Ferne zu sehen. In den sozialen Medien findet sich ein spektakuläres Foto von einer Wasserfontäne, die über zehn Meter nach oben schießt.

Neben Rohr verläuft Stromkabel

Wie kam es zu diesem Riss? „Rundrisse dieser Art basieren im Allgemeinen auf Erdbewegungen, was der Hanglage der Leitung zuzuordnen ist“, erläutert Friedmann in einer Mitteilung. Die Lage dieses Rohrs war durchaus knifflig: Direkt in der Nähe befinden sich ein 20 KV-Stromkabel und eine Abwasserleitung, die beide zunächst abgestellt, beziehungsweise gesichert werden mussten. Danach wurde in Handarbeit das Rohr freigelegt, bevor eine Rohrbruchschelle angebracht werden konnte, um den Schaden zu beheben.

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Kommentar

Aggressionen nach Rohrbruch: Geht’s noch?

„Aufgrund der widrigen Temperaturen und der parallel liegenden Leitungen, deren Entleerung sich als zeitraubend darstellte, benötigte man rund 10 Stunden, bis der Schaden behoben war“, heißt es in der Mitteilung weiter. Doch die rein handwerkliche Seite war nicht das Problem. Die Reaktion von einigen Jockgrimer Bürgern offensichtlich schon.

Vor allem Reaktionen von Jüngeren heftig

Informiert wurden die Anwohner mehrerer Straßenzüge, die fünf bis sechs Stunden ohne Versorgung mit Leitungswasser waren, von einem Mitarbeiter der Germersheimer Südgruppe per Megafon. Dabei sei man auf großes Unverständnis gestoßen, sagt Friedmann und zitiert Aussagen seiner Mitarbeiter, die während der Arbeiten vor Ort waren: „Man muss bei einigen die soziale Kompetenz in Frage stellen“ und: „Der Egoismus ist inzwischen weit verbreitet.“ Auch der Wasserwärter, der im Werk die Stellung hielt, habe böse Anrufe erhalten. Seine Mitarbeiter seien teilweise am Telefon angeschrieen worden, berichtet der Verbandsdirektor. Dabei seien vor allem Reaktionen der jüngeren Generation teilweise sehr heftig ausgefallen. Die ältere Generation äußere sich hingegen sehr verständnisvoll und entgegenkommend, so Friedmann.

Der Ärger bezog sich aber nicht nur auf die Unterbrechung der Wasserversorgung: Das Leitungswasser in Teilen von Jockgrim ist seit Sonntag in manchen Straßenzügen nun auch nicht mehr so glasklar, wie sonst. Man habe eine sehr große 300-er Leitung vom Netz nehmen müssen, erläutert Friedmann. Dadurch sei der Hauptstrom im Leitungssystem in die andere Richtung geflossen, wobei Eisenreste, die sich sonst am Boden ansammeln, aufgewirbelt wurden. Diese Eisenpartikel sammeln sich an, auch wenn dem Trinkwasser im Wasserwerk der größte Teil des Eisens entzogen werde. Dies könne man sich in etwa so vorstellen, wie Wasserfarbe, die mit einem Pinsel in ein Wasserglas getaucht werde. „Entsprechend braun gefärbt kam bei einigen der Anlieger das Wasser aus dem Wasserhahn.“

Und entsprechend viele Anrufe gibt es auch am Montag und Dienstag noch beim Wasserwerk in Jockgrim, die nicht alle freundlich sind. „Die Ansprüche sind gewachsen“, sagt Friedmann. Es gebe bei manchen Anrufern wenig Verständnis dafür, dass man „mal kurz nicht den Luxus von vollkommen reinem Wasser“ hat. Dabei bekomme man das ja sonst rund um die Uhr fast umsonst, bei 1000 Litern für 1,40 Euro, gibt der Verbandsdirektor zu bedenken.

Jede Spülung wirbelt neu auf

„Das braune Wasser kommt an Stellen ’raus, bei denen wir uns selbst wundern“, sagt Friedmann. Natürlich handle man, wenn sich Anrufer melden und eine Spülung wünschen. Allerdings führe jede solcher Maßnahmen dann dazu, dass erneut an anderer Stelle Ablagerungen aufgewirbelt würden. Es sei verständlich, dass Kunden durch das verfärbte Wasser verunsichert werden, sagt der Verbandsdirektor. Doch handele es sich ausschließlich um Eisenablagerungen, die gesundheitlich unbedenklich sind und für für Menschen mit Eisenmangel sogar gesundheitsförderlich sein könnten. Die Kunden würden daher gebeten, etwas Geduld zu haben und das braune Wasser einfach ablaufen zu lassen. „Sobald das Wasser wieder klar ist, wird es auch geschmacklich wieder einwandfrei sein.“

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