Wörth Plauderspaziergang im Bürgerpark bei Senioren beliebt

Gymnastische Übungen mit einem kleinen Ball gehören zum Programm des Plauderspaziergangs.
Gymnastische Übungen mit einem kleinen Ball gehören zum Programm des Plauderspaziergangs.

Was ist denn das für eine Gruppe von älteren Herrschaften, die immer am Dienstagvormittag im Bürgerpark unterwegs ist? Ist das womöglich eine Demo? Mitnichten. Es nennt sich vielmehr Plauderspaziergang. Aber was steckt dahinter?

An diesem Dienstag war es schon am frühen Vormittag recht heiß. „Die Gruppe ist sonst um einiges größer, so um die 20 Teilnehmer“, sagt Angelika Drodofsky, die als Gemeindeschwester plus die Initiatorin dieses Plauderspaziergangs ist. Immer dienstags von 10.30 bis 11.30 Uhr beziehungsweise jetzt im Sommer von 10 bis 11 Uhr sind die Senioren im Bürgerpark zu Gange. „Die Idee kam mir während Corona im August 2021. Man konnte sich draußen treffen und auch Menschen zusammenbringen, um Kontakte zu knüpfen und sich untereinander zu vernetzen. Zudem konnten die Leute die Gemeindeschwester plus kennen lernen, was für die Öffentlichkeitsarbeit wichtig war“, erzählt Drodofsky.

Vorbereitet wurde sie bei einer zweitägigen Schulung zur Bewegungsbegleiterin bei der Landeszentrale für Gesundheitsförderung. Dort erhielt sie auch einen „Bewegungstrolley“ mit verschiedenen Übungsmaterialien wie Bälle, Schwungtuch und Thera-Bänder sowie ein Handbuch für abwechslungsreiche und nachhaltige Angebote mit entsprechenden Bewegungsübungen und Ideen zu gemeinsamen Aktionen.

Bürgerpark der ideale Ort

Diese Schulung hat auch Irmtraud Kleber erhalten. Sie ist deshalb auch regelmäßig beim Plauderspaziergang dabei. Zudem besucht sie auch ehrenamtlich das Schiller-Haus zum Vorlesen für die Bewohner zusammen mit Edeltraud Simon, die ebenso wie sie bei den „Flinken Fingern“ im Pfarrheim St. Theodard aktiv ist. „Unsere Gruppe hat sich gut zusammengefunden. Wir haben unsere Stammkunden, die zum großen Teil schon von Anfang an dabei sind. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda bekommen wir aber auch immer wieder neue Teilnehmer. Das kostenlose Angebot ist niederschwellig, sehr locker. Hier können alle mitmachen“, sagen die beiden Bewegungsbegleiterinnen. Als großen Vorteil für den Plauderspaziergang in Wörth sieht Drodofsky den Bürgerpark – besonders im Sommer, wegen der Schatten spendenden Bäumen.

Gleich zu Beginn des Rundgangs – Treffpunkt ist hinter der S-Bahn-Haltestelle – bleibt die Gruppe am neu installierten Trinkbrunnen stehen und diskutiert über dessen Handhabung. Es stellt sich auch die Frage, warum dort „drinkwater“ und nicht „Trinkwasser“ steht. Vorher hatte die Gruppe sich schon über die vielen weggeworfenen Kippen am Treffpunkt aufgeregt.

Dann folgt der erste längere Halt. Mit einem kleinen Ball in der Hand werden verschiedene gymnastische Übungen durchgeführt. „Der größere Teil unserer Teilnehmer kommt bei Wind und Wetter“, sagt Drodofsky. „Sie suchen eigentlich alle das Gleiche, den Kontakt, das Miteinander und die Bewegung. Diese entspannte Plauderspaziergangssituation macht es auch eher zurückhaltenden Menschen leicht, ins Gespräch zu kommen.“

Förderung von Koordination und Beweglichkeit

Beim zweiten Halt wird ein großer Ball von Teilnehmer zu Teilnehmer gereicht für eine Gedächtnisübung mit Buchstaben oder Zahlen. Bei der nächsten Haltestation sollen die Koordination und die Beweglichkeit gefördert werden, indem ein Ball auf dem Schwungtuch bewegt wird. Zur Verabschiedung gibt es dieses Mal eine Abschiedsklatschrunde: Hände, linke Schulter, rechte Schulter, Hände, linker Schenkel, rechter Schenkel.

Hannedora Klippel-Edel, Vorsitzende des Seniorenbeirates, ist von Anfang an dabei. „Frau Drodofsky macht das toll und es ist eine schöne Gemeinschaft“, sagt sie. Ruth Voigt erzählt: „Ich freue mich über die Unterhaltung während des Spaziergangs, laufe gerne an der Luft, aber nicht gerne alleine.“ „Durch meine Nachbarin bin ich dazugekommen. Die Idee gefällt mir. Ich erzähle vielen Leuten davon“, sagt Marianne Sitter. Annemarie Deuter ist auch von Beginn an dabei. „Wegen der Bewegung und des Plauderns. Wir unterhalten uns dabei über unsere Kinder und darüber, was wir gerade so lesen. Das macht mir viel Spaß.“

Der Plauderspaziergang ist aber nicht die einzige Aufgabe der Gemeindeschwester plus. Angelika Drodofsky ist von der Stadt Wörth und den beiden Verbandsgemeinden Kandel und Hagenbach angestellt. Anstellungsträger ist deren Sozialstation. Die Gemeindeschwester plus ist ein Projekt des Landes Rheinland-Pfalz, das die Fördergelder durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung zur Verfügung stellt. Diese Förderung läuft Ende des Jahres aus.

Wie geht es mit Gemeindeschwester plus weiter?

„Es ist noch nicht abschließend geklärt, ob die Stadt und die beiden Verbandsgemeinde diese Fördergelder selbst weiter erhalten oder sie an den Kreis gehen, der Anstellungsträger wird. Damals, als die Möglichkeit der Einstellung einer Gemeindeschwester plus bestand, verzichtete der Kreis auf das Angebot. Die Stadt Wörth und die beiden VGs, die auch bei anderen Projekten wie der Sozialstation oder der Vergabestelle zusammenarbeiten, stellten den Antrag und bekamen die Fördergelder für die 75-prozentige Stelle von Angelika Drodofsky“, erklärt Tobias Simon, der bei der Stadt Wörth zuständige Leiter der Zentralverwaltung. „Es ist ein Erfolgsprojekt, das sehr gut angenommen worden ist“, so Simon.

Die Gemeindeschwester plus macht vor allem Hausbesuche bei Senioren, die noch nicht pflegebedürftig sind und berät und unterstützt sie in ihrem aktuellen Lebensabschnitt. Sie hält auch fachbezogene Vorträge, begleitet Handytreffs für Senioren, ist bei Seniorennachmittagen ebenso aktiv wie bei Spielenachmittagen.

An einer Haltestation bewegen die Senioren einen Ball auf einem Schwungtuch, damit sollen Koordination und Beweglichkeit geförde
An einer Haltestation bewegen die Senioren einen Ball auf einem Schwungtuch, damit sollen Koordination und Beweglichkeit gefördert werden.
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