Was Leser ärgert Rülzheimer klagt über schlechte Postzustellung

Nicht immer landet ein Brief im richtigen Briefkasten.
Nicht immer landet ein Brief im richtigen Briefkasten.

Nach Tagen ohne Post kommt gleich ein Dutzend Briefe – alle weit überfällig. Seine Versuche, die Deutsche Post auf die unzureichende Zustellqualität aufmerksam zu machen, blieben für einen Rülzheimer erfolglos. Die Post erinnere ihn an „Fort Knox“.

Plötzlich war der Briefkasten voll, sagt Werner Adler. Nachdem der Rülzheimer nach vielen Versuchen endlich eine telefonische Beschwerde über ausbleibende Postlieferungen loswerden konnte, hatte er am nächsten Tag zwölf Sendungen in der Hand. „Tagelang kam gar keine Post, dann plötzlich alles zusammen“, sagt Adler. Nicht das erste Mal, dass die Zustellung in seinem Bezirk nicht funktioniere. Adler hat sich seine Post daher genauer angeschaut. Vom Absendedatum der Briefe ausgehend errechnete er das erwartete Zustelldatum und verglich es mit dem tatsächlichen Datum der Ankunft in seinem Briefkasten. Kein einziger Brief hat es demnach pünktlich geschafft. Stattdessen seien die Briefe durchschnittlich elf Tage unterwegs gewesen. Einer brauchte sogar 13 Tage, so die Aufstellung Adlers. „Da waren viele Sendungen dabei, die hätte man zu Fuß schneller zugestellt“, sagt Adler.

Mehrmals falsche Briefe

Zudem ärgert sich Adler über eine „schlampige Zustellung“ seiner Post. Immer wieder hätte er Post für seine Nachbarn in der Post, die ihm auch zuletzt einen für ihn bestimmten Brief übergeben hätten. Bis zu einem gewissen Maß hat Adler Verständnis dafür. „Bei Tausenden von Briefen passieren auch Fehler, aber dann muss man solche Fehler auch irgendwo melden können.“ Adler vermisst klare Zuständigkeiten und verzweifelt immer wieder bei seinen Kontaktversuchen zur Deutschen Post. Große Hoffnungen setzte Adler hier in den neuen Zustellstützpunkt in Bellheim. Pro Woche werden von hier aus etwa 126.000 Briefe in die umliegenden Orte verteilt. Der Bellheimer Stützpunkt ersetzt auch das bisherige Verteilzentrum in Rülzheim, das Adler mehrfach vergeblich zu erreichen versuchte. „Die hatten keine Klingel, keine Telefonnummer. Die haben sich eingemauert wie Fort Knox.“ Doch auch vom neuen Verteilzentrum in Bellheim konnte Adler bislang noch keine Telefonnummer herausfinden.

Beschwerden an Qualitätsmanager

Die sei Absicht, sagt der Sprecher der Deutschen Post, Heinz-Jürgen Thomeczek. „Der Zustellstützpunkt ist auf dem Gelände der Deutschen Post und nicht öffentlich.“ Dies gelte auch für die Telefonnummer dieser Betriebsstätte. Diese Praxis sei auch notwendig. „Wir wahren hier das Post- und Briefgeheimnis auf der einen und den ungestörten betrieblichen Ablauf auf der anderen Seite.“ Der zentrale Kontaktpunkt für die Kunden sei die Hotline, sagt Thomeczek. „Jeder Kunde kann sich über unsere Hotline beschweren. Die Kolleginnen und Kollegen notieren die Beschwerde und senden diese an die Qualitätsmanager vor Ort, damit dieser zeitnah reagieren kann.“ Für Probleme mit der Postzustellung gibt die Post die 0228 4333112 als Telefonnummer an. Wenn diese Beschwerde keine Abhilfe schafft, können sich Postkunden an die Bundesnetzagentur wenden, die die Post beaufsichtigt. Stellt sie eine Häufung in einem bestimmten Zustellbezirk fest, kann sie dort eine Anlassprüfung durchführen.

Beschwerde an Bundesnetzagentur

„In diesen Prüfungen lässt sich die Bundesnetzagentur vom Postunternehmen die aktuelle Zustellsituation in der betroffenen Region, die Gründe für bestehende Mängel sowie die vom Unternehmen ergriffenen Maßnahmen zur Beseitigung der Mängel darlegen“, sagt Judith Henke, die Sprecherin der Bundesnetzagentur. Im Landkreis Germersheim seien in den vergangenen drei Monaten 19 solcher Beschwerden bei der Bundesnetzagentur aufgelaufen. Die genannten Probleme bei der Zustellung in Rülzheim will Thomeczek indes nicht bestätigen. Fast 90 Prozent aller Briefe werde einen Tag nach der Anlieferung zugestellt. „Beschwerden über die Zustellung in Rülzheim sind nicht vermehrt zu verzeichnen“, sagt Thomeczek. Allerdings erhalte die Post angekündigte Briefe häufiger zu spät oder unzureichend frankiert.

Ungewöhnlich viele Briefe

Zudem sei das Brief- und Paketaufkommen für die Jahreszeit ungewöhnlich hoch. „Es ist auch eine Tatsache, dass die jetzigen Sendungsmengen Brief und Paket zurzeit so hoch wie in der Vorweihnachtszeit sind“, sagt Thomeczek. Durch den Jahresurlaub der Zusteller setzt die Post im sonst weniger ausgelasteten Sommer verstärkt auf Aushilfen. Die Frage, ob die Post, um Zeit und Wege zu sparen, verstärkt auf gesammelte statt tägliche Zustellung setze, ließ Thomeczek unbeantwortet. Dies wäre auch gegen die aktuellen Vorgaben, stellt Henke klar. „Gemäß den gesetzlichen Vorgaben hat die Zustellung grundsätzlich werktäglich zu erfolgen.“ Ausnahmen bestünden nur bei Werbung und anderen Massensendungen, die zu günstigeren Preisen verschickt werden.

Zeitschriften zu spät

Die Antwort verspäteter Einlieferungen kennt Adler schon und hat ein anderes Beispiel für die aus seiner Sicht verspätete Zustellung. Er hat zwei Zeitschriften im Abonnement. „Auch die kamen zuletzt ein oder zwei Tage nach dem eigentlichen Erscheinungsdatum“, sagt Adler. Doch auch hier kontert Thomeczek ähnlich. „Zum Thema Zeitungen kann ich nur sagen, dass wir natürlich diese zustellen, wenn sie uns rechtzeitig erreichen.“

Für Adler ist nicht nur das Warten ärgerlich. Er sieht auch andere Konsequenzen durch die verspätete Zustellung der Briefe. „Meine Kreditkartenabrechnung wird Anfang des Monats verschickt. Darin heißt es, dass ich binnen sieben Tage Widerspruch einlegen kann. Ich kann aber gar keinen Einspruch einlegen, weil die bis dahin noch gar nicht bei mir ankam.“

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