Kreis Germersheim Radwege: Das Recht der Schwächeren

Fehlende Sicherheit an der Kreuzung Theodor-Heuss-Straße und Friedrich-Ebert-Straße: Hier bemängelt der ADFC, dass es für Autofa
Fehlende Sicherheit an der Kreuzung Theodor-Heuss-Straße und Friedrich-Ebert-Straße: Hier bemängelt der ADFC, dass es für Autofahrer keinen sichtbaren Hinweis gibt, dass ein Radweg kreuzt.

«Germersheim». „Wir tun hier in Germersheim wirklich viel für eine gute Radinfrastruktur in der Stadt und versuchen seit langem, bereits in der Planungsphase die unterschiedlichen Belange aller Verkehrsteilnehmer zu berücksichtigen“, sagt Bürgermeister Marcus Schaile (CDU). Seit Jahren befinde sich Germersheim beim vom Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) erhobenen Fahrradklima Test auf den vorderen Plätzen und mit ihrem Radwegenetz zähle die Stadt Germersheim zu den wohl fahrradfreundlichsten Städten in der Metropolregion Rhein-Neckar. Deshalb könne er die vom ADFC-Kreisvorsitzenden geäußerte Kritik (RHEINPFALZ-Serie „Mit dem Rad zur Arbeit“, Teil 3) – am Radwegenetz nicht nachvollziehen. Das Radwegenetz der Stadt ist rund 40 Jahre alt, sagt dazu Hardy Siebecke, Vorsitzender des ADFC-Kreisverbandes Germersheim und verdeutlicht: „Wir Leute vom ADFC sind Vordenker, wollen Verbesserungen“ gegenüber dem Bestehenden. Kritik am Radwegenetz der Stadt Germersheim übt Siebecke an den Kreuzungsbereichen, wo Rad- auf Kraftfahrzeugverkehr trifft. Wenn ein Radfahrer beispielsweise auf dem Radweg entlang der Straße An der Hochschule fahre und an die Kreuzung Orff-Straße komme, gebe es dort keinen Fahrradüberweg in Richtung Lamotte Park, obwohl auf der anderen Straßenseite der Radweg weiterführe. Der Radfahrer warte in der Regel bis die Kreuzung wieder frei sei, weil er wisse, er ist der Schwächere. Ähnliche Gegebenheiten finden Radfahrer an der Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße und Theodor-Heuss-Straße. Wer vom Penny in Richtung Kindergarten fahre, der habe an der Kreuzung dort auch keinen sicheren Überweg, weil es keine Markierungen auf der Straße für die Autofahrer gebe, die auf den Radweg hinweisen. Schaile verweist auf das Modell der baulichen Trennung, bei dem Radwege von der Straße beispielsweise durch Randsteine oder Grünstreifen abgetrennt sind. Das gebe es seit den 1980er-Jahren. Die Stadt hat Schaile zufolge schon vor Jahrzehnten „die von heutigen Verkehrsplanern als unabdingbar angesehene Trennung der Verkehrsarten vorhergesehen und dieses bewährte und sichere Konzept in den vergangenen Jahren nach und nach durch weitere Bausteine ergänzt“: Die Geschwindigkeit der Autos in den verkehrsberuhigten Geschäftsbereichen in der Königsstraße und am neuen Paradeplatz wurde auf 20 Stundenkilometer reduziert, was laut Schaile zu einer Gleichberechtigung zwischen Auto- und Radfahrer führen soll damit eine gemeinsame Nutzung möglich wird. In Bezug auf die Markierung beziehungsweise Neumarkierung bestehender Radwege sei die Stadt dazu übergegangen, auf den vollflächigen, roten Anstrich von Radwegen zu verzichten. Der Sicherheitsgewinn an Stellen, an denen sich Fußgänger und Radfahrer begegnen, ist laut Schaile nur marginal, die Abgrenzung zur Straße durch die baulich getrennte Bauweise immer gewährleistet. Der Bürgermeister belegt dies mit den seit Jahren niedrigen Unfallzahlen zwischen Fußgängern und Radfahrern. Nach wie vor setze die Stadt aber auch auf eine optische Trennung zwischen Bürgersteig und Radweg, nur nicht mehr mit Farbe. Die meisten Radwege seien asphaltiert, die Gehwege gepflastert. Künftig sollen auf den Radwegen in regelmäßigen Abständen weiße Piktogramme aufgemalt werden. Die Umweltbelastung durch eine vollflächige Neubeschichtung von Radwegen ist nach Schailes Angaben nicht mehr zu ignorieren. An sämtlichen Übergängen unterliegen laut Schaile die Markierungen ohnehin der regelmäßigen Wartung und werden entsprechend erneuert – zuletzt an der Straße An Fronte Lamotte. Grundsätzlich werde bei Straßenerneuerungen auf die Neuanlage oder Optimierung von Radwegen geachtet und die Belange der Radfahrer immer berücksichtigt. „So ist beispielsweise im Zuge des Baus der Linksabbiegerspur in das neue Einkaufszentrum der Radweg erneuert und verbreitert worden und auch die Übergänge wurden entsprechend gestaltet“, so Schaile weiter. Das letzte Stück zwischen der Lieferanteneinfahrt und dem Kreisel am Haltepunkt Germersheim Mitte/Rhein werde dieses Jahr erneuert. Ob alle Radwege, wenn Straßen erneuert werden, mit roten Pflastersteinen ausgebaut werden, ist Schaile zufolge noch nicht geklärt. Radfahrer würden eine glatte Oberfläche bevorzugen, man müsse sehen, wie das Pflaster ankomme. In der Orff-Straße, die derzeit saniert wird, soll laut Schaile der Radweg auf der bisherigen Straßenseite bleiben. Anders könne das beim Ausbau der Straße An der Hochschule sein. Die Planer überlegen, ob der Radweg auf die Seite der Hochschule verlegt werde. Wichtig ist Schaile, dass für sehbehinderte Studenten der Weg zur Ludwigstraße sicher ist. Autofahrer würden die derzeitige Verkehrsberuhigung nicht richtig wahrnehmen oder sich nicht daran halten. Deshalb werde es dort eine bauliche Veränderung geben – ähnlich wie der auf Höhe der Kita in der Glacistraße. Teile der Serie „Mit dem Rad zur Arbeit“ erschienen am 28. Dezember (Teil 1), 31. Dezember 2018 (Teil 2), 5. Januar 2019 (Teil 3), 10. Januar (Teil 4) und 15. Januar (Teil 5).

So sehen die neuen Markierungen für Radwege in Kreuzungsbereichen aus. Die weißen Piktogramme sollen auf die Radwege aufgetragen
So sehen die neuen Markierungen für Radwege in Kreuzungsbereichen aus. Die weißen Piktogramme sollen auf die Radwege aufgetragen werden.
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