Kreis Germersheim „Ranch“ wird Flüchtlingsheim

Entgegen den ursprünglichen Plänen wird die ehemalige Ranch nun doch nicht verkauft. In dem Gebäude in Rülzheim sollen Flüchtlinge untergebracht werden. Dazu wird es an die Verbandsgemeinde vermietet. Dies beschloss der Ortsgemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung.

In dem Gebäude ist derzeit noch der Jugendtreff der Verbandsgemeinde untergebracht, zudem war es lange Jahre Heimat der Karnevalsgesellschaft (KGR), bevor diese komplett in den Anbau der „Dampfnudel“ umgezogen ist, den die KGR auf eigene Kosten erstellt hatte. Die Pläne der Ortsgemeinde sahen vor, die ehemalige Ranch zu verkaufen und den Verkaufserlös in die Finanzierung des Multifunktionsgebäudes einfließen zu lassen, in das im Sommer letzten Jahres neben der Feuerwehr auch der Bauhof der Gemeinde eingezogen ist. Wegen der prekären Wohnungssituation bei Flüchtlingen sei es nicht angebracht, so Ortsbürgermeister Reiner Hör (Aktive Bürger), dass die Gemeinde ein solches Gebäude verkauft und es eventuell einer anderen Nutzung zugeführt wird. „Die Verbandsgemeinde sucht schon seit Monaten regelmäßig Wohnraum für Flüchtlinge. Wenn die Gemeinde einen solchen besitzt, wäre es ein schlechtes Zeichen, diesen zu verkaufen, anstatt ihn für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.“ Die Ortsgemeinde wolle sich damit gegenüber der Verbandsgemeinde auch solidarisch zeigen. Der von Kaufinteressenten gebotene Verkaufspreis sei zwar höher gewesen als der Marktpreis und auch als im Haushaltsansatz vorgesehen, dennoch wolle und müsse die Gemeinde in dieser „dringenden Notsituation“ die Verbandsgemeinde unterstützen. Eine Gemeinde wie Rülzheim, die sich schon seit vielen Jahren Sozialgemeinde nenne, könne und dürfe sich ihrer Verantwortung nicht entziehen. Mit dem Verkaufserlös, so Hör weiter, habe die Gemeinde künftige Investitionen finanzieren wollen wie zum Beispiel die Weiterentwicklung von Wohn- und Gewerbeansiedlungen. So werde in absehbarer Zeit nach dem Abriss des Blockheizkraftwerks im Südring das Wohngebiet „Süd E“ erschlossen, auch müssten im Gewerbegebiet Nord weitere Grundstücke für Gewerbeflächen angekauft werden. „Diese Kosten müssen wir dann eben über den Kapitalmarkt vorfinanzieren.“ In der ehemaligen Ranch wird jetzt der Jugendtreff bis auf weiteres im Erdgeschoss bleiben können. Das erste Obergeschoss soll als Übergangsunterkunft für Flüchtlinge genutzt werden, bis passender Wohnraum gefunden wurde. Es gibt dort einen Gemeinschaftsraum und Schlafmöglichkeiten für zehn, zwölf Personen. Damit sollen für drei bis fünf Wochen Belegungsspitzen abgebaut werden, so Verbandsbürgermeister Matthias Schardt (CDU) auf Anfrage. Da die Flüchtlinge unterschiedlichen Kulturen und Religionen angehören, müsse darauf geachtet werden, dass es bei Wohnungsbelegungen keine Schwierigkeiten gibt. „Es muss eben alles zusammenpassen.“ Die „Ranch“ sei eine „einfache Unterkunft“. Im Dachgeschoss werde eine Wohnung für eine Flüchtlingsfamilie ausgebaut. Ebenso entsteht dort ein Lagerraum. Im Gebäude müssen jetzt in den nächsten Wochen Duschen eingebaut und die sanitären Anlagen auf Vordermann gebracht werden. Die Ausschreibungen für die Arbeiten laufen. Die Sanierung kostet die Gemeinde rund 30.000 Euro. Die ersten Flüchtlinge könnten Mitte/Ende des ersten Halbjahres 2016 einziehen. (rud)

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