Germersheim Renovierung der Kirche: Ganz oben lauern Probleme

Der Turm wurde 1861 aufgebaut. Derzeit tut sich in der Spitze einiges.
Der Turm wurde 1861 aufgebaut. Derzeit tut sich in der Spitze einiges.

Der Turm von Sankt Jakobus ist seit Monaten eingerüstet. Die Renovierung der katholischen Kirche ist aber erst am Anfang. Komplikationen macht die Turmspitze. Eine eilige Entscheidung steht an.

Schädlingsbefall, Nässe, geflickte Hölzer und Folgen von Kriegsbeschuss: Der Schaden im Turm der Kirche St. Jakobus ist enorm. Sichtbar wurde das ganze Ausmaß, nachdem der schiefergedeckte Turmhelm freigelegt wurde. Er sei im Wesentlichen noch von der Verschalung gehalten worden, erläuterte Architekt Michael Humbert in der Gemeindeversammlung. Zehn Monate, nachdem der Turm eingerüstet worden war, stellte die Nardini-Pfarrei nun den Stand der umfangreichen Renovierung vor. „Das ist keine Luxussanierung“, sagte der Architekt. Trotzdem treiben die Kosten für notwendige Arbeiten „Schweißperlen auf die Stirn“.

Die erste Bauphase an der Kirche umfasst den Außenbereich: den Turm, die Seitenkapelle und die Kirchenschiffe. Unter anderem werden der Turm neu eingedeckt, der Glockenstuhl erneuert, die Sandsteinfassade und das Dach saniert, die Turmzier und das Kreuz restauriert. Am Ende stehen Putzarbeiten. Zunächst wurden Erd- und Schwingungsuntersuchungen gemacht, der Turm wurde mit einem Hubsteiger befahren. Fugen wurden ausgeräumt, eine abgerutschte Giebelplatte saniert und die Turmspitze gesichert.

Feuchtigkeit und Schädlinge haben den Sparren zugesetzt.
Feuchtigkeit und Schädlinge haben den Sparren zugesetzt.

Nach der Außenrenovierung geht es ans Innere der Pfarrkirche. Im Hauptschiff gibt es deutliche Risse, deren Ursache noch nicht gefunden ist. Doch die Planer sind ihr auf der Spur: Dazu werden Sensoren auf die beschädigten Stellen gesetzt, die Bewegungen überwachen. Sie messen etwa die Einwirkung von Stürmen oder dem Geläut. Auch Setzungen könnten der Grund für die Risse sein. Vom Ergebnis des Riss-Monitorings hänge ab, ob der Putz erneuert oder saniert wird, so Humbert. Was mit dem Boden und der Heizung passiert, ist noch ungewiss. Die Krypta soll mit Pfählen gesichert werden, damit sie sich nicht weiter absenkt.

Stark geschwächte Balken am Fuß des Turmhelms.
Stark geschwächte Balken am Fuß des Turmhelms.

Alles in allem sind für die Renovierung von St. Jakobus 3,5 Millionen Euro veranschlagt. 65 Prozent an Zuschüssen übernimmt die Diözese, den Rest muss die Kirchenstiftung vor Ort tragen. Wann die Renovierung beendet sein wird – offen. Zunächst müssen die Arbeiten am Turmhelm erledigt werden. Da lief es aufgrund des unerwartet stark beschädigten Gebälks nicht planmäßig. Feuchte und Schädlinge hatten dem Holz zugesetzt. Hölzer wurden bei früheren Sanierungen zum Teil mangelhaft gefügt. Man sehe, dass in der Vergangenheit „ganz gewaltig gestückelt wurde“, erläuterte der Architekt.

Ursprünglich sollte das Gebälk in der Turmspitze saniert werden. Der Zeitaufwand entpuppte sich als enorm – was bedeutet, dass die Kosten explodieren. Die Gegenrechnung in den vergangenen Tagen hat gezeigt, dass ein neuer Dachstuhl wohl nicht teurer wäre. Der Verwaltungsrat soll jetzt schnell entscheiden, wie es in der Turmspitze weitergeht. „Jeder Tag ist wertvoll“, so Humbert. Denn mit jeder Woche Verzögerung naht der Winter. Zudem rückt eine andere Baustelle näher an den Kirchturm: Die Stadt saniert derzeit die Klosterstraße. In die Quere kommen, will man sich nicht.

Risse im Gewölbe des Kirchenschiffs.
Risse im Gewölbe des Kirchenschiffs.
Abgerutschte Giebelabdeckung.
Abgerutschte Giebelabdeckung.
Die Balken am Helmfuß konnten nicht gerettet werden und sind bereits erneuert.
Die Balken am Helmfuß konnten nicht gerettet werden und sind bereits erneuert.
Mangelhaft gefügte Holzverbindung im Turmhelm.
Mangelhaft gefügte Holzverbindung im Turmhelm.
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