Kreis Germersheim Reparieren statt wegwerfen

Wie könnte man das Gerät wieder zum Laufen bringen? Das fragten sich die Tüftler im Reparaturcafé mehr als einmal am Samstagnach
Wie könnte man das Gerät wieder zum Laufen bringen? Das fragten sich die Tüftler im Reparaturcafé mehr als einmal am Samstagnachmittag.

So viel Zuspruch macht lustig. Als für das obligatorische Gruppenfoto ein zu reparierender Gegenstand gesucht wird, ruft Hagenbachs Verbandsbürgermeister Reinhard Scherrer ein übermütiges „Hopp, eine Waschmaschine her!“ in die Runde. Die gute Laune war berechtigt. Rund 60 Bürger strömten zur Eröffnung des Reparaturcafés in die Hainbuchenschule und sorgten für einen gelungenen Start.

Nur keine Hektik. Ludwig Scheer betrachtet das pralle Treiben um ihn herum und gönnt sich erst mal einen Schluck Bier: „Heute machen wir nichts, das gäb’ nur Chaos.“ Der 73 Jahre alte Mann sitzt an einem Tisch und hat sein Werkzeug fachmännisch darauf aufgestellt. Alleine diese Ordnung beweist: Komme was wolle, hier hat ein Mann alles Griff. Und das selbst dann, wenn richtig viel los ist. Herbert Kölbl hatte die Idee zu diesem Reparaturcafé. Der viele Müll, die Verschwendung, das gedankenlose Wegwerfen. All das muss nicht sein: „Machen Sie Mundpropaganda für uns, damit der Müllberg nicht mehr weiter wächst“, schließt er seine Eröffnungsworte. Viele sind nur gekommen, um zu gucken und bei Kaffee und Kuchen zu schwätzen. Das passt ebenfalls in Kölbls Konzept, da das Café auch ein Ort der Begegnung sein soll. Dennoch haben einige Leute nicht mehr funktionierende Dinge mitgebracht, an denen offensichtlich ihr Herz hängt. Kölbls Truppe kann entweder sofort helfen oder zumindest den entscheidenden Rat für das benötigte Ersatzteil geben. Eine Schrankuhr wurde ebenso mitgebracht wie ein Radio-Kassettengerät. Frank Newill aus Neuburg hat ein altes Handrührgerät mitgebracht. „Ha ja, klar ist das von der Mutter!“, klärt er die Umstehenden über den Ausgrabungsort der Antiquität auf. Eigentlich deutet dessen Hersteller darauf hin, dass das Gerät sogar einen Atomkrieg unbeschadet überstehen würde. Abed kümmert sich nun darum und findet rasch den Fehler: Ein Kabelbruch. Rasch wird ein neues eingebaut und die Maschine noch gesäubert. Schon läuft die Sache wieder. Auch vor Rüdiger Scheer steht plötzlich eine ältere Dame. Gisela Ockuly aus Hagenbach hat ihre alte Eieruhr mitgebracht. „Das Weckerle habe ich schon ewig.“ Es laufe zwar noch, aber der entscheidende Dienst versagt seit einiger Zeit: Der Signalton springt nicht mehr an. Scheer hat es flugs wieder in Ordnung gebracht. Dazu gibt es so manche Lebensweisheit, die man getrost auch auf Kalenderblätter drucken lassen könnte. „Die Alten hängen an den alten Sachen“ ist so eine. Oder: „Wenn man bei einer Sache dabei ist und will, dann erreicht man auch sein Ziel.“ Derweil hat sich Klaus Geschwinde um eine kleine Digitalkamera gekümmert. Deren Besitzerin war ganz verzweifelt, weil darauf so viele schöne Bilder wären und jetzt das Objektiv nicht mehr automatisch zurückfahren will. Geschwinde hat als Jugendlicher in einem Fotogeschäft gearbeitet. Er kennt viele Probleme und verortet sie sogleich bei den billigen Einzelteilen mancher Fabrikate. Jetzt säubert er nur ein Zahnrad und eine Kamera, die täglich wohl dutzendfach im Müll landen würde, funktioniert wieder einwandfrei. So viel kreatives und hilfreiches Chaos wie beim Reparaturcafé gibt es wohl nur selten. Termin Nächstes Reparaturcafé in der Hainbuchenschule (Zimmer 311) am Samstag, 8. Dezember, 14 bis 17 Uhr.

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