Kreis Germersheim Schüler überraschen sich selbst

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Bis zum Monatsende gehen Schüler der Klasse mit dem Zweck „Berufs-vorbereitende Bildungsmaßnahme“ sicher aufmerksamer durch das Foyer zu ihrem Klassenzimmer. Dort, im Haus vier der CJD, im zweiten Obergeschoss, hängen von elf Schülern Kunstwerke, die während des einwöchigen Kunstprojektes „Mein Werk“ entstanden sind.

Sandra Borz, Teamleiterin Berufsvorbereitung, erläuterte vor der offiziellen Ausstellungseröffnung den Zweck und den Inhalt der außergewöhnlichen Schulwoche: Unter den Schülern in der Klasse zur Berufsvorbereitung sind Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz nach der Schule gefunden, die ihre Ausbildung abgebrochen haben oder sogar ihren Schulabschluss nachholen müssen. „Unser Ziel ist es, während der neun bis zehn Monate im Christlichen Jugenddorf Deutschland (CJD) den Jugendlichen Erfolgserlebnisse zu verschaffen“, erläutert Borz das Schulkonzept. „Sie sollen ihre persönlichen Kompetenzen kennen lernen und diese auch gezielt gestärkt werden.“ So entstand die Idee, den jungen Menschen ein kreatives Projekt anzubieten, das von der Agentur für Arbeit Landau finanziell getragen werde. In der jetzigen Form wurde es vom Wörther Künstler Andreas Hella zum zweiten Mal geleitet, er begleitete aber bereits davor ein ähnliches Projekt des CJD. Eine Woche lang zog er mit seinen temporären Schülern ein konsequentes Programm durch. „Wir starteten am ersten Tag mit dem „Warmmalen“ und der Suche nach der Antwort auf die Frage, warum sich die Schüler überhaupt künstlerisch betätigen sollten.“ Der freischaffende Künstler Hella hat zwar Kunst auf Lehramt studiert, „aber ich habe nie in einer Schule unterrichtet“, also war für ihn der Auftrag des CJD auch Neuland. An den ersten drei Projekttagen wurde jeweils das Thema Kopf, Landschaft und abstrakte Malerei angegangen. Nach diesen ersten Gehversuchen mit Bleistiften, Kohle oder Buntstiften auf Papier erhielt jeder Schüler am vierten Tag seine eigene Leinwand. Ausgestattet mit Acrylfarben, hatten sie zwei Tage Zeit, ausgiebig kreativ zu sein, das Ziel „Mein Werk“ zu schaffen. Anfangs waren die Jugendlichen, die zwischen 16 und 25 Jahre alt sind, noch verhalten bei der Sache dabei. Doch spätestens am dritten Tag sei der Funke übergesprungen, sei das kreative Potenzial geweckt gewesen, so Andreas Hella. Die elf Schüler überlegten sich ein Motiv für ihr Bild, viele auch einen passenden Titel, und waren zum Teil selbst positiv überrascht, was am Ende auf der Leinwand zu sehen war. Einer der Schüler ist der 16-jährige Daniel Pahle. „Mein Bild soll die Lust auf Skandale in der Gesellschaft darstellen“, erklärte er. Die rote Farbe stehe für die Gewalt zwischen den Menschen, ein Auge, das hinter einer heruntergerissenen Stück Tapete zu sehen ist, sei Symbol für die Sensationslust. „Ich war am Anfang der Kunstwoche schon erst mal skeptisch, aber die Tage haben mit auf jeden Fall was gebracht.“ Auch Niklas Pfister, ebenfalls 16 Jahre alt, erklärte gerne sein Werk, das den Titel „Die Beobachter“ trägt und viele Augen zeigt. Die 20-jährige Denise Schauder stellt in ihrem Bild eine Landschaft dar. „Es heißt „In der Ruhe liegt die Kraft“ und hat auf mich was Beruhigendes“, schwärmt sie. Übrigens habe sie schon vor der Kunst-Woche zuhause oft gezeichnet, Motive sind immer wieder Comics oder Tiere. Nach der Projektwoche hängten die Schüler ihre Bilder eigenständig im CJD-Gebäude auf und organisierten das Fest zur Vernissage, zu der auch einige Eltern gekommen waren. (bic)

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