Vor der Wahl SPD-Landratskandidat Ziya Yüksel: „Wir können es nur gemeinsam schaffen“

Ziya Yüksel (SPD).
Ziya Yüksel (SPD).

Ziya Yüksel verspricht „Politik mit Herz und Verstand“. Dass das keine leere Wahlkampffloskel ist kann der Sozialdemokrat gut begründen, allein schon dank seiner Biografie. Als Landrat möchte er die Menschen stärker mit in die Verantwortung nehmen, etwa durch Bürgerräte oder Bürger-Energiegenossenschaften.

„Wir leben in einer Zeit, in der die Stimmung im Land immer mehr aus den Fugen gerät“, sagt Ziya Yüksel. Die schrillen Stimmen, die irrationalen Gedanken, diejenigen, die bis an die Grenzen des in unserem Rechtsstaat Zulässigen gingen, fänden immer mehr Aufmerksamkeit und Gehör. Gegen diese Tendenzen komme man mit Sinn und Verstand, Sachlichkeit und guten Argumenten immer schwerer an. „Trotz der Schwächen, die unsere Demokratie sicherlich auch hat, lohnt es sich, für sie zu kämpfen. Sie ist für die Lebensqualität in unserem Land verantwortlich, und für die sollten wir dankbar sein“, meint Yüksel. Das bekomme er im Urlaub immer wieder gespiegelt, etwa in der Türkei. Die Verteidigung der demokratische Werte in unserer Gesellschaft ist ein wesentlicher Grund, warum sich der in Kuhardt lebende Yüksel anschickt, für die SPD den Chefsessel im Kreishaus zu erringen.

Wenn Yüksel von seinem Lebensweg erzählt, von seiner Motivation, sich in der Gesellschaft zu engagieren, sich für die Gemeinschaft, ein friedliches und gleichberechtigtes Miteinander einzusetzen, dann kann man die Kandidatur für den Landratsposten nur als logische Konsequenz bezeichnen. 1971 in der Türkei geboren, kam Yüksel 1976 nach Deutschland. Die Verbindung zum Geburtsland war zunächst eng, in den Ferien ging es immer in die Türkei. „Ich habe aber immer mehr gemerkt, dass Deutschland meine Heimat ist, hier fand meine Sozialisation statt. Es war für mich eine bewusste Entscheidung, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen“, erzählt Yüksel.

„Offenheit und religiöse Vielfalt“

Und es war für ihn auch klar, dass er sich aktiv in die Gesellschaft einbringen wollte. Als Chemikant bei einem großen Chemieunternehmen beschäftigt, fing Yüksel mit Anfang 30 an, sich in der Gewerkschaft zu engagieren. Heute ist er Vertrauensmann der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Auch auf kommunalpolitischer Ebene ist Yüksel schon lange aktiv. Von 2009 bis 2014 und wieder seit 2019 war beziehungsweise ist der Vater von zwei erwachsenen Söhnen Vorsitzender des Beirats für Migration und Integration im Landkreis Germersheim. Er hat ein Mandat im Gemeinderat Kuhardt, ist seit vielen Jahren Mitglied im SPD-Kreisvorstand Germersheim, seit vergangenem Jahr sogar Co-Vorsitzender der Kreis-SPD.

Yüksel ist zudem stellvertretender Vorsitzender der türkischen Gemeinde in Rheinland-Pfalz und arbeitet auf Landesebene im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Beiräte für Migration und Integration mit. „Wir haben im Landkreis fast 40.000 Menschen mit Migrationshintergrund, als Vorsitzender des Beirats für Migration und Integration darf ich für sie sprechen, ich setze mich für gleichberechtigte Teilhabe, Integration und Demokratie ein.“ Der 53-Jährige erzählt gerne, dass er mit einer Katholikin verheiratet ist, dass seine Söhne Vornamen jüdischen Ursprungs tragen. „Offenheit, religiöse Vielfalt und ein respektvolles Miteinander sind mir sehr wichtig“, betont Yüksel.

Medizinisches Versorgungszentrum

Dass die Zukunftsaufgaben, die der neue Landrat anpacken muss, durchaus ambitioniert sind, ist Yüksel bewusst. Dabei sieht er sich nicht als Einzelkämpfer. Im Falle seiner Wahl will er die Bürger mit ins Boot holen, das ehrenamtliche Engagement stärken. Und auch die Mitarbeiter der Kreisverwaltung sollen mehr Verantwortung bekommen. „Ich werde meine Erfahrung als Arbeitnehmervertreter einbringen, ein wertschätzender und motivierender Chef sein“, so Yüksel. Er möchte die Verwaltung umstrukturieren, zeitgemäße Öffnungszeiten in den Abendstunden einführen und Infozentren in der Verwaltung einrichten. „Der Bürger darf nicht den Eindruck haben, dass er Bittsteller sei“, betont Yüksel. Kundenfreundlichkeit sowie kürzer Bearbeitungszeiten und Genehmigungsprozesse schweben ihm vor.

Das Thema Gesundheitsversorgung und Ärztemangel beschäftigt die Menschen. Yüksel will ein medizinisches Versorgungszentrum auf Kreisebene schaffen. „Ein solches Zentrum wird zu einer besseren medizinische Versorgung und Zugang zu verschiedenen Fachgebieten beitragen.“ Zudem könnte nach Yüksels Vorstellungen eine Koordinierungsstelle als zentraler Ansprechpartner eng mit den Gemeinden zusammenarbeiten und so eine effektivere Gesundheitsversorgung sicherstellen.

Antirassismusbeauftragter soll installiert werden

Dass beim Thema Energiewende und Klimaschutz keine Zeit mehr verloren werden darf, betont Yüksel mehrfach. Er möchte die Gründung einer Energiegesellschaft auf Kreisebene forcieren, zudem sollen Bürger-Energiegenossenschaften stärker unterstützt werden. Und müssen seiner Meinung nach Bürger und kleine und mittelständische Unternehmen besser beraten werden. „Wichtig ist, dass die Wertschöpfung aus den erneuerbaren Energien vor Ort bleibt“, sagt Yüksel.

Installieren möchte Yüksel einen Antirassismusbeauftragten oder eine Antirassismusbeauftragte. Auch ein Demokratiezentrum möchte er ein einrichten. „Dafür bietet sich aus meiner Sicht das ehemalige jüdische Kaufhaus Haus Kahn an, das sich im Besitz des Kreises befindet.“ Junge Menschen sollen stärker beteiligt werden, etwa durch die Mitarbeit in Jugendparlamenten, und auch Bürgerräte sind laut Yüksel ein probates Mittel, denn: „Wir können es nur gemeinsam schaffen.“

Termin

Podiumsdiskussion mit den Landratskandidaten am Mittwoch, 15. Mai, 19 Uhr (Einlass 18.30 Uhr), Festhalle Wörth

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