Sondernheim Tag der Organspende: Ein geschenktes Leben

Peter Betram war zwei Jahre auf die Heimanalyse angewiesen, bevor er 1974 eine Niere transplantiert bekam.
Peter Betram war zwei Jahre auf die Heimanalyse angewiesen, bevor er 1974 eine Niere transplantiert bekam.

Seit 50 Jahren lebt Peter Bertram aus Sondernheim mit einer Spenderniere. Am 1. Juni, dem Tag der Organspende, macht seine Geschichte Mut.

„Mit 3,5 Jahren wurde ich nierenkrank“, beginnt Peter Bertram seine Lebensgeschichte. Im Alter von sechs Jahren kam er dann zum ersten Mal nach Freiburg zu Spezialisten, die ihn bis heute begleiten und denen er „so viel zu verdanken“ hat. Denn erst im Alter von 24 Jahren erhielt Bertram eine neue Niere. Zuvor war er Dialysepatient. Seine Mutter und Schwester wurden geschult, um bei der Blutwäsche zu Hause zu helfen, wie er erzählt. „Damals zwei mal 12 Stunden in der Woche. Die Dialyse habe ich nachts gemacht, damit ich tagsüber arbeiten gehen konnte“, erinnert sich der gelernte Bankkaufmann. Und: „Trotzdem ging ich am Samstag zum Tanzen und war auch in einem Kegelclub.“

Blutwäsche zuhause

Das Ganze wurde jedoch zunehmend strapaziös, weshalb sich der junge Mann für eine Transplantation entschied. Im August 1974 kam die Nachricht, dass es eine Niere aus Paris für ihn gäbe. Bertram war gerade in Urlaub in der Schweiz und machte sich direkt auf den Weg nach Freiburg. Am 31. August – also vor 50 Jahren – wurde er operiert und der damals 24-jährige junge Mann nach drei Wochen aus der Klinik entlassen. Die Prognose nach damaligem medizinischem Standard lag bei „fünf bis zehn Jahren“, wie Karin Bertram erinnert.

50 statt fünf Jahre

Es sollten stattdessen fünf Jahrzehnte werden, in denen es Peter Bertram gut ging. 1982 heiratete Peter und Karin Bertram, ein Jahr später kam der Sohn zur Welt. „Mir geht es heute immer noch gut, doch die Medikamente und die Sonne machen mir gesundheitliche Probleme“, so der 74-Jährige, der sich jedoch nicht unterkriegen lässt. Zahlreiche Urlaube hat er erlebt, sein Haus in Sondernheim mit viel Eigenleistung erbaut. Er und seine Familie machen sich für die Organspende stark, alle haben einen Organspendeausweis. „Wir wollen auf das Thema aufmerksam machen und an Peter sieht man ja, dass man mit einem Spenderorgan gut und wie ein gesunder Mensch leben kann“, betont Karin Bertram.

Info

Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) befürworten acht von zehn Deutschen die Organspende. Allerdings hat nur ein Bruchteil davon auch einen Organspendeausweis. 2022 gab es etwas 8500 Menschen, die auf eine Spende wartetet, knapp 900 Organe wurden gespendet. Als mit Abstand wichtigsten Grund nennen Menschen, die sich für den Ausweis entscheiden den Wunsch, anderen zu helfen und dem eigenen Tod damit einen Sinn zu geben. Auch der Gedanke, unter Umständen selbst einmal auf eine Organspende angewiesen zu sein, um zu überleben, spielt eine Rolle. Trotz dieser positiven Umfrageergebnisse scheitern in Deutschland die meisten Organspenden an einer fehlenden Zustimmung – insbesondere, wenn Angehörige vor der Entscheidung stehen und den Willen des verstorbenen Menschen nicht kennen. Am 1. Juni, dem Tag der Organspende, sollen möglichst viele Menschen erreicht und informiert werden. Eine zentrale Veranstaltung ist in Freiburg. Wichtigstes Thema ist das Organspende-Register. „Es bietet neben dem Organspendeausweis und der Patientenverfügung eine neue digitale Möglichkeit, die Entscheidung rechtlich verbindlich zu dokumentieren. Der Eintrag ist freiwillig und kostenlos. Er kann jederzeit geändert oder gelöscht werden“, heißt es von der BZgA dazu.

Etwa 9000 Menschen warten in Deutschland zur Zeit auf ein Spenderorgan.
Etwa 9000 Menschen warten in Deutschland zur Zeit auf ein Spenderorgan.
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