Kreis Germersheim Vier Demos und eine spontane fünfte

Hatten Spaß: Die Mitglieder der Satirebewegung „Die Partei“ ließen es locker angehen. Passanten wurden am Samstagmorgen auf dem
Hatten Spaß: Die Mitglieder der Satirebewegung »Die Partei« ließen es locker angehen. Passanten wurden am Samstagmorgen auf dem Marktplatz zum Mitfrühstücken eingeladen.

Ein an eine Hausecke in Kandels Hauptgeschäftsstraße angelehnter Pappkamerad spricht wohl vielen Einwohnern aus dem Herzen: „Jetzt ist’s genug! Kandel braucht keine Demos mehr!“ Der Appell verhallt indes ungehört. Am Samstag fanden wieder welche statt: Vier waren erwartet worden, eine spontane Fünfte kam laut Polizei am Nachmittag am Bahnhof hinzu. Jedoch kamen mit über 500 Teilnehmern etwa 200 weniger als von den Veranstaltern erwartet. Ausschreitungen gab es keine (wir berichteten gestern).

Warum sind es weniger gewesen? Ein Mitglied der Satirebewegung „Die Partei“ führt es auf die große Kundgebung gegen die Flüchtlingspolitik auf dem Hambacher Schloss zurück. Eine Passantin hofft hingegen inständig, dass das Interesse der Demonstranten an Kandel allmählich nachlässt. Das hofft auch die Geschäftswelt. Je mehr es auf 13 Uhr zugeht, umso ruhiger wird es in den Läden. Nun schließen zwar einige um 13 Uhr regulär, aber im Schuhhaus Grahn will man laut Geschäftsführer Ralf Behrendt heute zwei Stunden früher schließen als gewöhnlich. Dabei sei es am Morgen noch relativ normal gewesen. Mittags spaziert Verbandsbürgermeister Volker Poß durch die Einkaufsmeile, grüßt auch einen Geschäftsmann, der vor seinem Laden steht und stöhnt. Poß: „Sag nichts!“ Eine Gruppe Radfahrer aus Dierbach tritt nach vergeblicher Suche nach einem Lokal, wo sie zu Mittag essen wollte, die Heimfahrt an. Zwar haben sie gehört, dass wegen des mutmaßlich von einem Migranten getöteten Mädchens hier an jedem ersten Samstag im Monat demonstriert wird, aber dass das heute ist ... Los ging es um 11.30 Uhr auf dem Marktplatz bei der „Partei“. Eine Rednerin appelliert vor 70, 80 Leuten, Minderheiten und Flüchtlinge nicht zu verfolgen. Es folgt ein friedlicher Protestzug zur Verbandsgemeindeverwaltung. Gegen 14 Uhr wettern Redner vor 300 Teilnehmern der Kundgebung des bürgerlich-rechten „Frauenbündnisses“ gegen die Flüchtlingspolitik der Regierung und fordern den Rücktritt von Bürgermeister Poß und Stadtbürgermeister Günter Tielebörger. Den lauten Parolen versucht ein von einer Polizeikette gesichertes 15-köpfiges links-bürgerliches Häuflein Paroli zu bieten: „Poß bleib hier, Tielebörger auch!“ Diese Beiden sind derweil am Saubrunnen, wo 70, 80 Leute, darunter Innenminister Roger Lewentz, mit dem Bürgerbündnis „Wir sind Kandel“ für Vielfalt und Toleranz werben. Die starken Polizeikräfte sind zwar sehr präsent in der Stadt, halten sich jedoch bei allen Kundgebungen im Hintergrund. Der abschließende Protestzug des „Frauenbündnisses“ führt auf einem Rundkurs durch die Innenstadt, wo man auf eine etwa 130-köpfige Gruppe Linksbürgerlicher trifft. Es bleibt auch hier bei Wortgefechten. Als sich die Demonstrantengruppen gegen 16 Uhr auflösen und viele zum Bahnhof marschieren, kommt es dort zu einer Spontankundgebung von 25 Linksbürgerlichen. Aber auch hier bleibt es ruhig. Blaulicht

Gegen Flüchtlinge in Deutschland: Das „Frauenbündnis“ von Marco Kurz fordert auch den Rücktritt von Verbandsbürgermeister Volker
Gegen Flüchtlinge in Deutschland: Das »Frauenbündnis« von Marco Kurz fordert auch den Rücktritt von Verbandsbürgermeister Volker Poß und Stadtbürgermeister Günter Tielebörger.
Für Vielfalt und Toleranz: Das Bürgerbündnis „Wir sind Kandel“ lud zur Demo an den Saubrunnen. Zahlreiche Prominente kamen, daru
Für Vielfalt und Toleranz: Das Bürgerbündnis »Wir sind Kandel« lud zur Demo an den Saubrunnen. Zahlreiche Prominente kamen, darunter Innenminister Roger Lewentz.
Vor der Stadthalle: Mit Bingo-Spiel und Sprechgesängen gegen Rechts.
Vor der Stadthalle: Mit Bingo-Spiel und Sprechgesängen gegen Rechts.
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