Kreis Germersheim Volle Wartezimmer: Infektwelle hält Ärzte auf Trab

Die Erholungsphasen nach einem Infekt dauern länger.
Die Erholungsphasen nach einem Infekt dauern länger.

Corona, Lungenentzündungen und andere Infekte halten gerade die Mediziner auf Trab. Die Wartezimmer sind voll und die Patienten nicht immer geduldig.

Aus Sicht von Ruth Schneider von der Praxis Doktores Schneider in Germersheim sind viele Patienten derzeit „ausgenommen ungeduldig“. Die Hausarztpraxis werde überrannt. Das Problem sei, dass viele Patienten ohne Termin in der Praxis aufschlagen, die unbedingt am selben Tag noch behandelt werden wollen, ob das gerechtfertigt sei oder nicht. Es werde keine Rücksicht auf die andere Seite des Tischs genommen. Der jeweilige Arzt könne nur eine bestimmte Zahl von Patienten medizinisch behandeln.

Christoph Schneider, der ebenfalls in der Praxis praktiziert, spricht von zirka 30 Patienten mit Termin täglich, „plus denjenigen, die ich unangemeldet am selben Tag behandeln muss“. Ruth Schneider ergänzt, dass manche Patienten von Fachärzten, bei denen sie ohne Termin vorstellig wurden, zu den Hausärzten geschickt werden. Entsprechend voll sei es dann und alle seien ungeduldig und genervt. Beide Mediziner sind der Meinung, es gebe zu viele Patienten und zu wenige Praxen. „Es ist ein Mangelgebiet“, sagt Christoph Schneider. Auch sie müssten manchmal Patienten abweisen.

Krankmeldung am Telefon

Die Erkältungswelle sei noch moderat. Einige Patienten riefen auch an, ließen sich telefonisch krank schreiben, weil sie sich beispielsweise auf Corona getestet haben. Über die Corona-Infektionen werde keine Statistik mehr geführt. Doch auch die, die sich telefonisch krank gemeldet haben, müssen nach einer gewissen Zeit in die Praxis, sagt Ruth Schneider. Und die sei derzeit wie andere Praxen auch überfüllt.

Bereits seit Mitte September gibt es eine zunehmende Infektwelle, die sich diese Woche deutlich fortsetzt, lautet die Einschätzung von Daniel Schäfer, Oberarzt der Abteilung für interdisziplinäre Akut- und Notfallmedizin, an der Asklepiosklinik Kandel. Allein am Dienstagmorgen litten drei von vier Patienten an bronchopulmonalen Infektionen, „davon aber nur ein Drittel mit Corona“, sagt Schäfer. Was auffallend sei: Betroffen sind vor allem ältere Menschen, „alle über 80“.

Es geht früher los als sonst

Das sei in den vergangenen Wochen anders gewesen: Viele junge Menschen im Alter von 20 bis 30 Jahren, „die recht viele atypische Lungenentzündungen hatten“, diese habe man ambulant versorgt oder an den Hausarzt verwiesen. Die Welle sei in diesem Jahr etwa vier bis sechs Wochen früher als sonst. „Das liegt wohl auch an der Wettersituation.“ Und was anders sei, als in der Zeit vor Corona: „Die Erholungsphasen nach einem Infekt dauern deutlich länger“, inzwischen müsse man von einer Rekonvaleszenz von zwei bis drei Wochen ausgehen.

Bislang gebe es in den beiden Asklepios-Kliniken nur wenige Personalausfälle. Das liege auch daran, „dass wir uns zu schützen wissen“. Bei Einsätzen oder großen Besprechungen im Haus trage man meist FFP2-Maske, die vor sämtlichen Infektionen schützt.

20 Corona-Fälle pro Woche

Noch einen Appell hat der Notfallmediziner: Viele Menschen kämen in die Notaufnahme, weil sie an sich selbst einen Bedarf an Antibiotika diagnostiziert hätten. „Aber die Notaufnahmen dürfen nichts verschreiben.“

Dem Gesundheitsamt werden derzeit zirka 20 Corona-Fälle pro Woche gemeldet. Es sei aber von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, heißt es von der Kreisverwaltung. Zahlen zu anderen Erkältungskrankheiten liegen dem Amt nicht vor.

Auch die Amtsärzte des Gesundheitsamts verweisen auf die aus der Coronazeit bekannten Hygieneregeln. Das Tragen von Masken kann gerade in engen Räumen und Verkehrsmitteln sehr sinnvoll sein, heißt es von der Kreisverwaltung. Zudem sollte auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Trinkmengen geachtet werden. „Sportliche Betätigungen müssen bei einer Erkältungskrankheit ausgesetzt werden.“ Auch sollte jeder seinen Impfstatus überprüfen und gegebenenfalls Impflücken schließen. „Ob eine Grippeschutzimpfung, eine Corona-Impfung oder weitere Impfungen sinnvoll sind, sollte man mit seinem Hausarzt besprechen.“

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