Hagenbach Vom Kerwe-Tanz zur diamantenen Hochzeit

Maria und Siegfried Strobel sind seit über 60 Jahren ein Paar.
Maria und Siegfried Strobel sind seit über 60 Jahren ein Paar.

Bereits in den 60er-Jahren sind die Badener gerne zu Festen in die Pfalz gekommen – gute Stimmung war garantiert. Viele Paare lernten sich so kennen. Heute feiern Maria und Siegfried Strobel diamantene Hochzeit.

Weil die Feste überm Rhein so schön sind, machte sich Siegfried Strobel zusammen mit seinem Freund per Motorroller auf den Weg zur Hagenbacher Oktober-Kerwe. Bereits in der Ortsmitte erlangte ein hübsches blondes Mädchen mit Milchkanne seine Aufmerksamkeit. „Wir könnten zusammen zum Kerwe-Tanz im „Anker„ gehen?“, sagt er und Maria, geb. Knöll, gefiel die Idee. Die Eltern gaben der 20-Jährigen die Einwilligung „bis 22 Uhr“, und bei Rock ’n’ Roll und Walzer der „Kultkapelle Blau-Weiß“ kam man sich näher.

In der Folgezeit führten ihre gemeinsamen freundschaftlichen Ausflüge oft zu Tanzabenden von „Blau-Weiß“. Der Freundschaft und Harmonie folgte Liebe und für Maria und Siegfried am Freitag, 28. August 1964, die standesamtliche Trauung. „Aber die kirchliche Hochzeit am Samstag, 12. September, ist unser eigentlicher Feiertag“, so das Paar. Das große Fest mit vielen Gästen, der feierliche Brautzug durchs Dorf zur Kirche, das bleibt für beide unvergesslich.

Rahmen nach Kundenwunsch gebaut

Man wohnte fortan bei Marias Mutter in der Raiffeisenstraße, gearbeitet haben beide unter anderem bei Karstadt in Karlsruhe. Siegfried leitete als Holzfachmann die Möbelabteilung, später wechselte er zu Hertie. In Kundengesprächen erkannte er eine hohe Nachfrage nach Bildern und Bilderrahmen; er richtete daraufhin in der Scheune eine Werkstatt mit Schauraum ein und verkaufte lange Zeit Bilder, für die er auch die Rahmen nach Kundenwunsch fertigte.

Als die beiden Töchter Manuela und Silvia geboren waren, konnte Maria nur noch eingeschränkt arbeiten, schließlich gab es mit dem großen Hausgarten und einem zweiten Garten in Feldlage viel Hausarbeit. Beide arbeiteten in den Gärten mit Begeisterung und Fleiß, denn neben vielen Blumen gab es auch Gemüse und Obst zur Selbstversorgung, zur Herstellung von Apfelsaft und Schnaps. Und mit dem Verkauf von Eiern und Himbeeren „verdiente Maria die jährliche Urlaubsreise“, erzählen sie vergnügt.

Viele Jahre im Gemeinderat aktiv

Siegfried, der ja „von der anderen Rheinseite kam“, bekräftigt mit Überzeugung: „Ich bin längst ein waschechter Hagenbacher.“ Neben Angeln, Singen und Reiten war er 21 Jahre im Gemeinderat Hagenbachs engagiert; wichtige Themen waren für ihn Hochwasserschutz, Straßenbau und Neubaugebiete. Mit Blick auf heutige Bürokratie und Interessengruppen ergänzt er bedauernd: „Früher konnte man mehr und schneller etwas bewegen.“ Über Jahre organisierte er interessante Seniorenfahrten für die Christlich Demokratische Union (CDU). Für sein vielseitiges Engagement wurde ihm die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz verliehen.

Maria und Siegfried haben auch ein Herz für die Natur. Im Kindergarten und der Schule hat Siegfried Hochbeete angelegt, „weil die Kinder dachten, Radieschen gibt“s bei Rewe“. Im Herbst werden die Kinder zum Apfelsaftpressen in Strobels Hof eingeladen. Eingeladen hat er auch die Störche mit einem selbst gebauten Nest auf hohem Pfahl, heimisch zu werden auf seinem Garten im Feld.

Die beiden über 80-Jährigen sind noch bei recht guter Gesundheit und intensiv am Dorf- und Weltgeschehen interessiert. Doch vor allem das Laufen wird schwieriger, „und Rock ’n’ Roll geht auch nicht mehr“. Doch sie können auf die tatkräftige Unterstützung der beiden Töchter und auch Enkel Timo zählen, der inzwischen mit im Haus wohnt. Gemeinsam werden sie den Ehrentag der „diamantenen Hochzeit“ am Samstag, 12. September, mit einem „Tag der offenen Tür“ zusammen mit vielen Gratulanten feiern.

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