Kreis Germersheim Wieder zwei Kreischefs, die keine Pfälzer sind

Mit Ludwig Kollmann zum 1. November 1850 der vierte Landkommissär des heutigen Landkreises Germersheim ins Amt – erneut kein Pfälzer, denn Kollmann wurde am 12. Dezember 1810 im niederbayerischen Geisenhausen (heute Kreis Landshut) geboren. Der Sohn des Dorfschullehrers Gottlieb Kollmann und dessen Frau Elise zeigte sich schon früh als begabter und ambitionierter Schüler.

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität in München durchlief Ludwig Kollmann ab 1837 einige Dienststellen und Ämter bei der Regierung von Oberbayern, bevor er sich 1841 um eine Stelle als „Regierungs-Sekretär 2. Klasse“ bei Behörden in Oberbayern bewarb. Trotz Befürwortung seitens seiner Vorgesetzten, die ihm „ausgezeichnete Kenntniße und Geschäfts-Gewandheit“ wie auch „musterhaften Fleiß“ bestätigten, dauerte es bis zum 31. Dezember 1843, bis ihn König Ludwig I. ins angestrebte Amt beförderte. Allerdings kam er nicht ins altbayerische Voralpenland, sondern zur Regierung der Pfalz in Speyer, wo eine Stelle frei war. Kollmann hatte nach dem Tod der Eltern fünf Geschwister zu versorgen. Da ihm das nur durch zusätzliche Einkünfte gelang, unter anderem durch Sprach- und Musikunterricht, beantragte er eine Beihilfe für den Umzug von München nach Speyer. Ab 1845 reichte Ludwig Kollmann einige Versetzungsanträge auf heimatnahe Stellen ein, die er stets mit den hohen Lebenshaltungskosten in Speyer und der großen Entfernung zu seiner Familie begründete. Doch Kollmann sollte in der Pfalz bleiben, zunächst als Regierungsassessor in Speyer und ab 1. November 1850 als Landkommissär in Germersheim, was eine beachtliche Gehaltserhöhung für ihn bedeutete. Auch die nun folgenden Versetzungsanträge blieben erfolglos. Nach nach zwei Jahren und vier Monaten in Germersheim ernannte man Kollmann zum Landkommissär in Kirchheimbolanden, der damals 42 Jahre alt und noch unverheiratet war. Es folgten weitere erfolglose Versetzungsgesuche während der Jahre in Kirchheimbolanden. 1862 wurden alle pfälzischen Landkommissariate in Bezirksämter umgewandelt und Kollmann führte nun die Amtsbezeichnung Bezirksamtmann. Ein Jahr später ernannte ihn Ludwig II. zum Regierungsrat. Seine Amtszeit in Kirchheimbolanden dauerte noch bis 1879, bevor man dem nun 68 Jahre alten Beamten nahelegte, die Versetzung in den Ruhestand zu beantragen. Die Gründe dafür lagen darin, dass Kollmann sich in den Jahren zuvor zu einem Sonderling verändert hatte. Weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, hatte er die meisten Amtsgeschäfte seinen nachgeordneten Beamten übertragen. Was seine Persönlichkeit anging, so wurden „Heftigkeit und Reizbarkeit“ nebst „vielfacher störender Eigenthümlichkeiten“ festgestellt. Im Oktober 1879 konnte Kollmann – nun im Ruhestand – nach München zurückkehren. Dort verblieben ihm allerdings nur noch wenige Jahre, bevor er als pensionierter Bezirksamtmann, Regierungsrat und Träger des Ritterkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens vom heiligen Michael am 24. September 1887 in der „Kreisirrenanstalt“ von Oberbayern verstarb. Nach einer mehrmonatigen Übergangszeit wurde das Amt des Landkommissärs in Germersheim erst im Juni 1853 mit Josef Megele neu besetzt; er wohnte in einer Dienstwohnung im Landkommissariat. Laut Übergabeprotokoll gab es zu dem Zeitpunkt keine unerledigten Aktenvorgänge, die älter als 14 Tage waren. Megele war 1804 als Sohn eines Steuerkontrolleurs in Mainz geboren worden. Nach den Universitätsstudien legte er 1831 erfolgreich die Staatsprüfung ab und schlug in der Folgezeit den Dienst als Verwaltungsbeamter ein. Nach Stellen in Homburg, Landau, Bergzabern und Pirmasens kam Megele ins Landkommissariat Germersheim. Hier dachte er daran, sich erneut zu verheiraten, denn seine erste Ehefrau, Franziska Friederika Katharina Dorothea Zöller, war 1847 in Bergzabern verstorben. Daher bat er beim Regierungspräsidium der Pfalz in Speyer um Erlaubnis; das war bei ranghohen Beamten wie ihm vorgeschrieben. Dass Megele seine 28 Jahre alte Haushälterin Magdalena Müller vor den Traualtar führen wollte, rief jedoch bei der vorgesetzten Behörde Argwohn hervor. Man bezweifelte nämlich, ob sie als bisherige Haushälterin den hohen Anforderungen entsprechen könne, die von der Gattin eines Landkommissärs erwartet wurden. Da man befürchtete, dass Megele sich im Falle einer Versagung der Heiratserlaubnis direkt an den König wenden würde, reichte man die Entscheidung über die Heiratserlaubnis ans Münchner Ministerium, das bereits zehn Tage später antwortete. Es teilte die Bedenken des Regierungspräsidenten an der geplanten Eheschließung Megeles und hielt eine gründliche Würdigung des Gesuchs für geboten. Man empfahl der Speyerer Behörde daher, über Magdalena Müller Erkundigungen einzuziehen, um beurteilen zu können, welchen Eindruck die fragliche Eheschließung wohl auf die Bevölkerung machen würde. Megele blieb jedoch beharrlich: Die Bedenken von Regierung und Ministerium waren offenbar bald zerstreut, denn am 29. November 1855 traute Germersheims Bürgermeister Georg Schmitt Megele und Müller, nachdem die königliche Regierung in Speyer am 11. November Megele die Heirat erlaubt hatte. 1862 wurde Megele „Bezirksamtmann“ bei gleichzeitiger Gehaltserhöhung. Doch konnte er sich an der neuen Amtsbezeichnung in Germersheim, das im Zeichen des fast abgeschlossenen Festungsbaus aufgeblüht war, nicht mehr lange erfreuen: Am 20. April 1867 verstarb er mit 63 Jahren. Seit Grab auf dem Germersheimer Friedhof blieb nicht erhalten. SERIENINFO Die RHEINPFALZ nimmt den 200. „Geburtstag“ des Kreises Germersheimzum Anlass, dessen Führungspersönlichkeiten in lockerer Folge vorzustellen.Teile der Serie erschienen am 15. und 19. Januar.

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