Kreis Kaiserslautern Auf die Haltung kommt’s an

Bio ist bei Honig keine Frage der Qualität, sondern eine Frage der Betreuung der Bienen, sagt Christoph Otten, promovierter Bienenexperte vom Fachzentrum Imkerei Rheinland-Pfalz. „Die Haltung macht den Unterschied zwischen konventionellem Honig und Honig, der nach Biokriterien entsteht.“

Nur Bio ist nicht gleich Bio, auch nicht beim Honig. Bio darf draufstehen, wenn nach der EU-Bioverordnung geimkert wird. „Diese stellt den geringsten Anspruch“, ordnet Christoph Otten das Label ein. Deutlich mehr muss der Imker auf sich nehmen, will er nach den Kriterien des Öko-Anbauverbands Bioland zertifiziert werden. Noch strenger sind die Anforderungen von Demeter, denn dieser Öko-Verband orientiert sich stark an der Natur der Wildbiene. Doch von den Haltungsbedingungen abgesehen, erfülle sowohl der konventionelle deutsche Honig als auch der Biohonig höchste Qualitätsansprüche. Laut Deutschem Imkerbund erstreckt sich das Sammelgebiet eines Bienenvolkes auf annähernd 50 Quadratkilometer und damit auf die Größe einer Stadt wie Köln. Bei diesem gewaltigen Flugradius ist nicht zu erwarten, dass Bienen eines Bio-Imkers nur biologisch-dynamische Flächen befliegen und sich nur dort an den Blüten laben. Daher steht dies auch in keiner Bio-Richtlinie als Vorschrift drin. „Wir können den Bienenflug nicht steuern, achten aber schon darauf, wo wir die Völker aufstellen“, sagt dazu der promovierte Agrarwissenschaftler Jan-Dirk Bunsen, der seit 1994 auf dem Horterhof bei Heiligenmoschel eine Bioland- Imkerei betreibt. Seinerzeit war Bunsen einer der ersten Bioland-Betriebe und anfangs eher ein bisschen exotisch. Heute liegt der Imker mit seinen gut 600 Bienenvölkern dagegen im Trend. „Die Nachfrage nimmt immer mehr zu“, berichtet Bunsen. Für seinen Honig wandert der Berufsimker auch mit seinen Bienen: Sie fliegen unter anderem im Schwarzwald und im Pfälzerwald. Mit einem Teil des Kastanienhonigs unterstützt er gar Kollegen in Norddeutschland, denen die prächtigen Kastanienbäume des Pfälzerwaldes fehlen. Bunsen achtet auf einen schonenden Umgang mit der Biene. Dieses kleine Insekt, das alleine kaum 0,1 Gramm auf die Waage bringt, ist ein wirtschaftliches Schwergewicht und gilt weltweit nach Rind und Schwein als wichtigstes Nutztier, nicht wegen des Honigs, sondern vor allem wegen der Bestäubungsleistung. Trotzdem geht es der Biene an vielen Orten dieser Erde nicht viel besser als den Hühnern, Puten, Schweinen oder Rindern. In vielen Ländern wird es unter Platzmangel einfach nur genutzt. „Für viele ist es nur ein Insekt, aber es ist ein Lebewesen“, ist Bunsen die Biene auch als solches wichtig. „ Wenn ich ihr das Leben leichter mache, indem ich beispielsweise nicht zu viele Völker pro Standort aufstelle, sie mit Biozucker füttere und so den Ökolandbau insgesamt fördere, dann hat die Natur generell etwas davon“, sagt er. Das ist auch der Grund, warum sich Hobbyimker Axel Heinz aus Neustadt-Mußbach Bioland zugewandt hat. Zwei seiner 22 Bienenvölker stehen seit Juni in Johanniskreuz am Haus der Nachhaltigkeit. Der Bio-Imker ist der neueste Partnerbetrieb des Biosphärenreservats und will mit seinen Bienen in Johanniskreuz auch die Aufmerksamkeit auf Wiesen, Gärten und Wälder mit großer Artenvielfalt lenken. „Jedes Frühjahr, wenn die ersten Blüten für Farbe in der Landschaft sorgen, wenn die Bienen nach dem Winter aus dem Kasten kommen und mit bunten Pollenhöschen zurückkehren, das ist unbeschreiblich schön“, beschreibt Heinz einen „Gänsehautmoment“.

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