Kreis Kaiserslautern Auf zu neuen Ufern

So kennt man ihn: SPD-Politiker Klaus Neumann am Bruchmühlbach-Miesauer Bahnhof, der unter seiner Ägide umgestaltet wurde.
So kennt man ihn: SPD-Politiker Klaus Neumann am Bruchmühlbach-Miesauer Bahnhof, der unter seiner Ägide umgestaltet wurde.

«Bruchmühlbach-Miesau.» Am 26. Mai geht in Bruchmühlbach-Miesau eine Ära zu Ende: 20 Jahre lang stand Klaus Neumann an der Spitze der 7500-Einwohner-Gemeinde, doch nach vier Amtsperioden will der 54-jährige Sozialdemokrat bei der Kommunalwahl nicht mehr antreten. „Ich wünsche mir mehr Zeit für meine Familie, meinen kleinen Sohn Theo und meine Hobbys: das Laufen, Reisen und das Segeln“, sagt er.

Von 1989 bis ’99 saß Neumann im Gemeinderat, danach übernahm er mit nur 35 Jahren das Amt des Ortschefs. „Wer früh anfängt, kann auch früh aufhören“, findet er, räumt jedoch zugleich ein, dass ihm der Verzicht auf eine weitere Kandidatur nicht leicht gefallen sei, denn das Amt mache ihm noch immer viel Spaß. „Vielleicht ist es aber gerade deshalb der richtige Zeitpunkt für diesen Schritt in einen neuen Lebensabschnitt mit selbstbestimmtem Terminkalender“, meint er – auch mit Blick auf seine Familie. „Meine beiden großen Kinder, mein 18-jähriger Sohn und meine 22-jährige Tochter, kennen mich nur als Ortsbürgermeister, der dauernd herumflitzt, auch sonntags ,ins Amt’ geht, seine privaten Termine um die der Ortsgemeinde herumlegt und nur wenig freie Zeit für die Familie hat.“ Als Zollfahnder bisher in Teilzeit Das Ehrenamt sei „schon ein zeitraubendes Hobby“, sagt Neumann. Für sein kommunalpolitisches Engagement als Ortsbürgermeister habe er nicht nur privat zurückgesteckt, sondern auch in seinem Hauptberuf als Zollfahnder auf beruflichen Aufstieg verzichtet und in Teilzeit gearbeitet. „Doch trotz allem hat es sich gelohnt“, zieht er ein positives Fazit: „Schließlich kann man als Ortsbürgermeister auch vieles bewegen – und das war mir wichtig!“ Was waren für ihn die Höhepunkte seiner 20-jährigen Amtszeit? Da muss Neumann nicht lange überlegen: Die Umgestaltung des Bahnhofsumfelds mit Parkplätzen, Unterführung, Lift und dem Ausbau der Bahnsteige auf S-Bahn-Niveau fällt ihm als erstes ein. „Das war ein ganz wichtiges Infrastrukturprojekt für den Standort“, betont er. Bedeutsam für den Verkehr im Ort war auch der Ausbau der Ortsdurchfahrt Miesau, der ebenfalls unter seine Ägide fiel. „Durch den von mir initiierten Abriss der ,Villa Sozial’ ergab sich die Möglichkeit, die Kreuzung zu entschärfen“, denkt er zurück. Gerade weil das Geld in den vergangenen 20 Jahren in der Gemeinde immer knapp war, ist für Neumann auch der Umbau des gemeindlichen Bauhofs zu einem wettbewerbsfähigen Dienstleister wichtig: Sechs Leute seien dort beschäftigt. „Eine schlagkräftige Truppe! Durch sie ist es uns als Gemeinde möglich, Projekte durchzuziehen, für die sonst das Geld fehlen würde.“ Erweitert wurde in seiner Amtszeit zudem das Gewerbegebiet „Am Güterbahnhof“, und der „Froschpfuhl“ wurde aufgestellt. „Leider konnte das ehemalige Grundig-Vorratsgelände von 20.000 Quadratmetern bislang nicht vermarktet werden“, bedauert der Bürgermeister. Viel Geld investiert hat die Gemeinde in die vier kommunalen Kindertagesstätten. „Da haben wir immer mehr gemacht, als wir gemusst hätten“, unterstreicht Neumann. Für einen Ortschef seien die Kitas zwar sehr arbeitsintensiv. „Aber ich bin ja selbst Papa und weiß, wo Not am Mann ist. Darum habe ich das gerne gemacht.“ „Ganz toll ist es oben im Ausguck“ Apropos Vaterfreunden: Mit seinem zweijährigen Sohn Theo will Neumann künftig mehr Zeit verbringen. Außerdem wünscht er sich auch mehr Muße für seine Hobbys: das Laufen mit seiner Lebensgefährtin, damit die Kondition für mehr als nur Halbmarathons reicht, das Reisen und – besonders – das Segeln. „Das ist mein Schiff, die ,Roald Amundsen’“, grinst Neumann und zeigt auf dem Smartphone das Foto eines prächtigen, 50 Meter langen Zweimasters, der unter vollen Segeln übers Meer rauscht. „Natürlich gehört mir das Schiff nicht wirklich“, klärt der 54-Jährige sein überraschtes Gegenüber sogleich auf, dass es sich bei der Brigg um ein Vereinsschiff handelt, auf dem Mitglieder wie er mitreisen können. Wer dabei jedoch an Luxus-Kreuzfahrten denkt, irrt: „Ich gehöre dort als Deckhand-Anwärter zur Stammcrew und habe schon 14 Törns absolviert.“ Neumann ist auf der ,Amundsen’ als Matrose unterwegs, arbeitet an Bord im Drei-Wach-System und schwingt sich dabei auch in die Wanten, um Segel zu setzen oder zu reffen. „Ganz toll ist es oben im Ausguck!“, berichtet er mit glänzenden Augen und schwärmt von der Entspannung, die das Leben auf dem traditionellen Großsegler trotz aller Arbeit biete. „Wenn ich an Bord bin, bin ich ganz weit weg von allem, kann loslassen“, sagt er. Für die Zeit nach seinem Bürgermeisteramt hat er denn auch gleich mal einen Törn von Stockholm nach Eckernförde gebucht. Und der Seebär in Neumann träumt schon von Größerem: „Vielleicht mal eine Atlantiküberquerung ...“, sinniert er. Gleichbehandlung ist Trumpf Doch von den sieben Weltmeeren zurück nach Bruchmühlbach-Miesau, wo Neumanns Abenteuerlust noch hintanstehen muss, bis der Kapitän nach der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats im Sommer endgültig von Bord geht: „So lange arbeite ich noch als geschäftsführender Ortsbürgermeister weiter“, erläutert er. Für seinen Nachfolger – beide Bewerber kommen wie er aus Miesau – hat er einen Ratschlag parat: immer alle fünf Ortsteile gleich behandeln! „Der Zusammenhalt innerhalb der Großgemeinde war mir immer sehr wichtig. Daher habe ich immer die Interessen aller fünf Ortsteile vertreten“, betont er: „Ich hab’ immer gesagt: ,Ich bin ein Bruchmühlbach-Miesauer!’“

Der Seebär aus der Westpfalz (rechts) beim „Beifangen“ der Segel auf dem Zweimaster „Roald Amundsen“. 14 Törns hat er bereits hi
Der Seebär aus der Westpfalz (rechts) beim »Beifangen« der Segel auf dem Zweimaster »Roald Amundsen«. 14 Törns hat er bereits hinter sich. »Wenn ich an Bord bin, kann ich loslassen«, sagt der 54-Jährige und der Abenteurer in ihm würde gern mal an Bord den Atlantik überqueren.
Davon träumt er: Nach Ende seiner Amtszeit hat Neumann endlich mehr Zeit für die geliebte Seefahrt. Auf einer Brigg arbeitet er
Davon träumt er: Nach Ende seiner Amtszeit hat Neumann endlich mehr Zeit für die geliebte Seefahrt. Auf einer Brigg arbeitet er als Matrose.
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