Redaktion vor Ort: Bürger wünschen sich in Enkenbach-Alsenborn mehr Grün und einen Bürgerbus
Eine Oma aus Alsenborn, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, schimpft über den Zustand der Spielplätze in der Gemeinde. „Alles sehr lieblos“, findet sie, vor allem im Vergleich zu Anlagen in anderen Kommunen. „Wir waren die Tage in Grünstadt auf dem Allahopp-Spielplatz. Dort war alles top. Nicht so wie hier.“ Besonders ärgert sich die Frau über die kaputte Wasserpumpe auf dem Spielplatz neben dem Freibad in Alsenborn. „Mein Enkel ist jetzt fünf Jahre alt. Und seit er auf der Welt ist, rufe ich schon bei der Verwaltung an, damit die Pumpe repariert wird und endlich wieder Wasser rauskommt. Doch es passiert einfach nichts.“ Zudem sei das Areal ungepflegt und am Spielplatz liege Hundekot herum, obwohl es einen Spender für Kotbeutel gebe. Spreche man die Halter auf die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner an, zuckten sie nur mit den Schultern. „Ich finde es schade, dass es dort auf dem Spielplatz so aussieht.“
Mehr Grün, vor allem mehr Bäume, wünscht sich Rita Bohnert aus Enkenbach in ihrer Gemeinde. „Ich wohne sehr gerne hier“, sagt die gebürtige Triererin, die seit 34 Jahren in der Westpfalz lebt. Doch sie ärgert sich darüber, dass „immer mehr Bäume“ gefällt würden. „Zum Beispiel in der Hauptstraße, wo wirklich schöne, alte Bäume wegen der Bauarbeiten weichen mussten. Ist hier ein Ersatz geplant?“, fragt sie mit Blick auf die umzäunten Lücken im bereits fertig sanierten Teil der Straße.
Zudem hofft Bohnert, dass im Zuge des Ausbaus der Hauptstraße das Überqueren der Fahrbahn für Fußgänger künftig wieder erleichtert wird. „Früher gab es hier eine Ampel und einen Zebrastreifen“, sagt sie.
Kritik äußert die frühere Erzieherin auch am Bahnhofsumfeld. Die Neugestaltung sei „sehr verunglückt“, findet Bohnert. Fast alle früheren Grünflächen seien damals zugepflastert worden, um Platz für parkende Autos und Fahrradständer zu schaffen. „Jetzt ist alles grau in grau.“ Zwei der Bäume, die damals gepflanzt wurden, seien inzwischen dürr und müssten ersetzt werden. Außerdem regt Bohnert an, die graue Wand der Fußgängerüberführung zu begrünen.
Kommt die Fernwärme?
Wird die gesamte Sandhofstraße in Enkenbach-Alsenborn an die Fernwärme angeschlossen oder nicht? Diese Frage beschäftigt Michael Brehm bereits seit dem Frühjahr. Bislang, so beklagt er, habe er auf Nachfrage weder von den Gemeindewerken noch von Ortsbürgermeister Jürgen Wenzel eine Auskunft dazu erhalten. Da aber seine eigene Gasheizung bereits 25 Jahre alt ist, mache er sich Gedanken darüber, durch was er sie im Fall der Fälle ersetzen sollte. „Es wäre schon praktischer, wenn wir uns an die Fernwärme anschließen könnten“, sagt er. Und damit spreche er auch für die Mehrheit seiner Nachbarn, ist er sicher. Denn es habe schon eine Unterschriftensammlung zu dem Thema gegeben und viele hätten dabei ihr Interesse an der Fernwärme bekundet.
Der Bürgerbus ist großes Thema
„Es ist schlimm, wie sich einige etablierte Parteien verhalten, um zu verhindern, dass der Bürgerbus in der Verbandsgemeinde (VG) Enkenbach-Alsenborn kommt“, macht Horst Michel seinem Ärger am RHEINPFALZ-Stand Luft. Der 71-Jährige wohnt seit eineinhalb Jahren in der Westpfalz und hat sich zuvor acht Jahre unter anderem als Fahrer für den Bürgerbus in Schifferstadt engagiert. Auch in seiner neuen Heimat hat er sich der Initiative „Bürgerbus – Bürger fahren für Bürger“ angeschlossen, die seit nunmehr zwei Jahren für ein solches Gefährt in der VG kämpft.
Aber gerade mussten er und seine Mitstreiter in der jüngsten VG-Ratssitzung miterleben, wie die Koalition aus CDU, FWG und FDP dafür sorgte, dass die Einführung des Bürgerbusses immer noch nicht endgültig beschlossen werden konnte. Stattdessen muss nun noch einmal darüber beraten werden. Gefordert wurde von der Koalition eine konkrete Kostenkalkulation – die, worauf Bürgermeisterin Silke Brunck verwies, bereits 2023 vorgelegt worden war – sowie ein Vergleich der geplanten Bürgerbuskonzeption mit anderen Organisationsformen. Das könnten laut der CDU zum Beispiel Kooperationen mit Vereinen oder der Protestantischen Altenhilfe Westpfalz (PAW) sein.
Gerade eine Kooperation mit der PAW bezeichnete Michel als vollkommen unrealistisch. Denn diese arbeite mit bezahlten Fahrern. „Die können doch nie so günstig fahren wie wir Ehrenamtlichen“, gibt er zu bedenken. Ihm ist es auch noch wichtig zu betonen, dass ein solcher Bürgerbus sich, wenn auch nicht finanziell, so doch auf andere Weise sehr bezahlt mache für eine Gemeinde. Denn er ermögliche es gerade älteren Menschen, einmal wieder etwas herumzukommen im Ort, auf den Friedhof, zum Arzt oder in den Supermarkt zu gelangen, was sie ohne Hilfe vielleicht nicht mehr schaffen würden. In Schifferstadt habe er es auch häufiger erlebt, dass Leute, die eigentlich schon aussteigen wollten, noch sitzengeblieben seien, weil ein alter Bekannter zugestiegen sei, mit dem sie dann ausgiebig geplauscht hätten.
All das bestätigen andere Besucher am RHEINPFALZ-Stand. Der 63-jährige Gerhard Dieterich aus Alsenborn berichtet, dass er auf einen Bustransfer angewiesen sei, um beispielsweise einkaufen zu gehen. Die Busverbindungen im Ort seien allerdings verbesserungswürdig. Er bemängelt, dass etwa in Alsenborn auf der Höhe des Discounters Lidl und des Drogeriemarktes Rossmann keine Bushaltestelle sei. Einen Bürgerbus hält er daher für wünschenswert und sinnvoll.
Dem kann Rentnerin Brigitte Fuchs aus Enkenbach nur beipflichten. Mit ihrem Rollator hat sie es nicht leicht, um von Enkenbach nach Alsenborn zu kommen. Einkäufe tätigen, Arzttermine oder einfach mal Freunde besuchen – wenn man dafür den umständlichen und weitläufigen Bahnübergang nutzen muss, sei das für Ältere schon sehr anstrengend. Dass es immer noch keinen Bürgerbus gibt, kann die 84-Jährige nicht verstehen. „Wer weiß, wie ich in einem Jahr noch zu Fuß unterwegs sein kann. Hoffentlich gibt es dann einen Bürgerbus.“
„Politische Posse“
Die Praxis der Allgemeinärztin Dr. Christine Packullat in Enkenbach hat sich sogar schon für den lange angekündigten Bürgerbus-Service gerichtet. „Wir haben in unserem Terminkalender ab September extra eine Rubrik für Patienten, die mit dem Bürgerbus kämen“, erklärt Praxisangestellte Stephanie Wiemer. Man wolle versuchen, einen Zeitraum von 10 bis 11 Uhr für diese Patienten freizuhalten, damit der Bus für den Rücktransport auf seine Fahrgäste warten könne. Angesichts der Tatsache, dass es in Eisenberg und Grünstadt schon seit sieben Jahren einen Bürgerbus gebe, kann sie über die hiesige Vorgehensweise nur den Kopf schütteln.
Aufgeben ist für Michel trotz aller Schwierigkeiten, mit dem das Projekt zu kämpfen hat, keine Option. Aber geärgert hat er sich gewaltig über die Verzögerungstaktik im Rat. „Ich bin der Meinung, dass im Rat von einigen Parteien mit Sand geworfen wird, nur weil man durch den Zusammenschluss zur Koalition eine größere Schippe hat.“ Rainer Boßle, der sich ebenfalls für den Bürgerbus einsetzt, findet: „Es ist mittlerweile eine politische Posse.“
Ganz ähnlich sieht es Christel Meusel. In den Augen der Sozialdemokratin, die sowohl im VG-, als auch im Ortsgemeinderat von Enkenbach-Alsenborn sitzt und die das Bürgerbusprojekt mit angestoßen hat, ist das Thema zu einem Politikum mutiert. Ein Konzept der Agentur Landmobil läge schon seit sechs Monaten vor. Bürokratie und Befindlichkeiten zwischen den Parteien behinderten die Realisierung. Es sei schon peinlich, die Bürger immer wieder vertrösten zu müssen. „Ältere Menschen wollen unabhängig sein und nicht immer auf die Hilfe von ihren Kindern angewiesen sein“, meint Meusel. Außerdem trage so ein Bürgerbus auch zur Kommunikation untereinander bei.
Vorstellen könne sie sich den Einsatz des Busses auch zu den Tagen der „Tafel“ dienstags und donnerstags, wie das in Hochspeyer schon gehandhabt wird. Viele Bürger beklagten sich bei der SPD-Fraktionsvorsitzenden auch immer wieder über die Zustände im Klosterpark. Nächtliche Gelage sorgten für Unwohlsein und Hinterlassenschaften wie Müll und zerbrochenes Glas, sodass Familien ihre kleinen Kinder tagsüber nicht unbeschwert dort spielen lassen könnten.
Irene Korb hat ebenfalls eine Meinung zum „Theater um den Bürgerbus“: „Die Leute, die sich für den Rat aufstellen lassen, sollten etwas für die Menschen machen, nicht für ihr Ego.“ Die 74-Jährige hat aber noch mehr zu kritisieren. Die Grünanlagen seien ungepflegt, auch auf dem Friedhof würden beispielsweise die schneckenförmig angelegten Bestattungsfelder nur unregelmäßig gemäht. Auf der anderen Seite werde „alles zugepflastert“. Im Zuge der „endlosen Baumaßnahme“ in der Hauptstraße seien einige große Bäume gefällt worden. „Ich hoffe, dass da wieder etwas Grünes hinkommt“, sagt Korb.
Es fehlt an Sitzgelegenheiten
Ebenso hofft sie auf Sitzgelegenheiten in Enkenbach-Alsenborn. Es fehlten Plätze, auf die die Bürger sich setzen könnten, um zum Beispiel ins Gespräch miteinander zu kommen.
Dem stimmt Angelika Hofmann voll und ganz zu. Die Enkenbacherin beobachtet schon seit einigen Jahren, dass „alles den Bach runtergeht“. Das Geschäftesterben in der Hauptstraße beispielsweise habe nicht erst mit der Baustelle angefangen. Und während sie sich früher beim Bäcker oder in der ehemaligen Kreissparkasse auch einmal hinsetzen und mit jemanden ein Schwätzchen habe halten können, gebe es diese Möglichkeiten nun kaum noch. Dass es Supermärkte und Geschäfte auf der anderen Seite der Eisenbahnbrücke gebe, sei nicht dasselbe. „Man kann sich nirgends so richtig aufhalten“, findet die 63-Jährige.
Insgesamt würde sie sich wünschen, dass das Gemeindebild besser gepflegt würde, von den Kreiseln an den Ortseingängen über den Friedhof bis hin zum Naturerlebnispfad, der kaum noch als solcher erkennbar und mangels gut sichtbarer Schilder auch kaum mehr zu finden sei. Sie ärgert, dass sie als Bürgerin ihre Anliegen zwar der Verwaltung vortragen kann, diese dann aber „über die Köpfe der Leute hinweg“ doch oftmals ganz anders entscheide.
Ungepflegte Flächen
Mangelnde Pflege des öffentlichen Raums beklagt auch Mario Jung. Der 59-Jährige wohnt in der Ludwig-Wolker-Straße, einer Spielstraße. Um den Verkehr zu beruhigen, wurden um die Laternen in der Straße Beete angelegt. Um diese aber kümmere sich die Kommune nicht, sagt Jung. Da die Flächen nicht Teil der privaten Grundstücke der Hausbesitzer seien, sieht er hier aber die öffentliche Hand am Zuge. Auch die Radwege könnten nach Meinung des Rennradfahrers häufiger gekehrt werden, gerade nach Starkregenereignissen oder anderen Unwettern.
Den motorisierten Verkehr würde Jung übrigens gerne soweit wie möglich aus dem Ortszentrum heraushalten. „Insgesamt haben wir hier viel Durchgangsverkehr.“ Er fragt sich zum Beispiel, warum die Busse, die zur Grundschule fahren, nicht die Umgehungsstraße nutzen. Stattdessen würden sie aufgrund der Baustelle in der Hauptstraße durch die 30er-Zone in der Birkenstraße fahren. Aber auch Auswärtige durchquerten den Ort, obwohl es über die Umgehungsstraße sogar schneller gehe. „Könnte man da nicht ,Anlieger frei‘-Schilder aufstellen?“, regt er an.
Ein Lob hat hingegen Peter Sauer vorzubringen. Er hatte bei der letzten „Redaktion vor Ort“ in Enkenbach-Alsenborn 2016 moniert, dass bei der Überführung zum Edeka-Markt eine Absicherung zum Hang hin fehle. Nach dem Bericht darüber sei ein Zaun an der Stelle gebaut worden. Die Passage sei dadurch, gerade für Kinder, sehr viel sicherer geworden.
Ebenfalls zufrieden äußert sich Erhard Franz darüber, dass an der Ecke Friedhofstraße/Donnersbergstraße ein Stoppschild und ein Spiegel angebracht worden seien. „Dafür möchte ich mich bedanken“, sagt der 86-Jährige, das sei an dieser Stelle schon überfällig gewesen.
Sorge um Gesundheitsversorgung
Ein Ehepaar beschwert sich über die ärztliche Versorgung im Dorf. Der ansässige Hausarzt Martin Diehl gehe in Kürze in Rente, es könne jedoch kein Nachfolger gefunden werden. Hier müsse sich die Gemeinde mehr anstrengen, um Abhilfe zu schaffen. „Junge Ärzte gehen lieber nach Hochspeyer oder Winnweiler, weil sie sich dort besser aufgehoben fühlen.“ Dabei verweisen die beiden Rentner als Positivbeispiel auf das kürzlich errichtete Ärztehaus in Winnweiler. Für ein Medizinisches Versorgungszentrum gebe es auch in Enkenbach-Alsenborn Pläne, allerdings sei unklar, ob diese auch in die Tat umgesetzt würden.
Unklare Finanzlage
Ein 83-jähriger Anwohner, der sich für die örtliche Politik interessiert, beschwert sich über eine „Intransparenz“ beim Thema Finanzen. Er habe das Gefühl, die Haushalte beruhen eher auf Schätzungen als auf Tatsachen, da sich nicht gründlich genug mit dem Thema befasst werde. „Ich habe schon Sitzungen erlebt, in denen es um Finanzen ging, wo einige Fraktionen aufgestanden und einfach gegangen sind“, moniert der gebürtige Enkenbacher. Zudem hofft er auf weniger parteipolitische Konflikte innerhalb des Gemeinderates: „Ich wünsche mir, dass sich in Zukunft mehr auf das persönliche Interesse konzentriert wird und es weniger Fraktionsdisziplin gibt.“ Trotz der angesprochenen Probleme halte er Enkenbach-Alsenborn für eine ruhige und friedliche Gemeinde und hoffe, dass dies auch so bleibe.
Auch Gerda Bartholl (80) und Astrid Spies (60) fühlen sich in Enkenbach-Alsenborn sehr wohl. Man sei allgemein „sehr zufrieden mit der Infrastruktur“ der Gemeinde. Es gebe viele Geschäfte, genug Parkplätze, Restaurants und Imbisse bis hin zu Altenheimen und einer Apotheke. Als einzigen Kritikpunkt führen die beiden den Zustand des Enkenbacher Friedhofs an. Dieser sei „an sich sehr schön“, jedoch bedürfe es gerade im unteren Teil aufgrund von Unebenheiten einer Begradigung. „Gerade für ältere Leute kann das gefährlich werden“, bemerkt Spies, die solche Vorfälle auf dem Friedhof durch das Fenster ihrer Wohnung regelmäßig beobachten könne. Zudem werde der Rasen dort kaum gemäht, was die beiden Frauen auf ein mögliches Personalproblem innerhalb der Gemeinde zurückführen.
Derweil beschwert sich eine Anwohnerin über Unsauberkeit und nimmt dabei insbesondere die Hundebesitzer in die Pflicht: „Jeder Hund kackt in meinen Vorgarten!“, beschwert sie sich und verweist auf die im Ort installierten Kot-Tütenspender, welche von der Mehrheit der Hundebesitzer nicht genutzt würden. Auch von den zahlreichen Falschparkern fühlt sich die Frau gestört. Diese würden ihrer Ansicht nach „vom Ordnungsamt nicht ausreichend bestraft“.
Dagmar Laub aus Enkenbach nutzt gerne die Bahn, um den Verkehr der Umwelt zuliebe zu entlasten. Die Tatsache, dass der Regionalexpress von Kaiserslautern nach Koblenz nicht am hiesigen Bahnhof halte, ist ihr nicht begreiflich, zumal der Enkenbacher Bahnhof gut frequentiert sei. Der Zug rausche durch und die Passagiere hätten das Nachsehen.
Aber auch um die Straßen sei es vielerorts schlecht bestellt. Monika Bohleber aus Alsenborn kritisiert den Straßenzustand vor ihrer Haustür. Zwei riesige Schlaglöcher beziehungsweise Absenkungen weiteten sich dort immer mehr aus. „Ich habe Angst, dass ich mit meinem Auto irgendwann da drin verschwinde“, meint die 68-Jährige. Noch größere Sorge bereite ihr die Situation in der Ortsmitte Enkenbach mit ihren Leerständen in Geschäften seit der Baustelle. Sie frage sich, ob die Gemeinde genug mache, um die Hauptstraße wiederzubeleben und neue Geschäfte zur Ansiedlung zu bewegen.