Kreis Kaiserslautern Bekenntnis zum Miteinander

Ein klares Bekenntnis zum ökumenischen Miteinander haben der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad und der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann anlässlich des Reformationsjubiläums am Sonntag in Otterberg abgelegt (die RHEINPFALZ berichtete gestern kurz auf der Südwest-Seite). Nach Schätzung der Veranstalter nahmen bis zu 1000 Besucher am Buß- und Versöhnungsgottesdienst in der Abteikirche teil.

Richtig voll war es am Sonntagnachmittag in Otterberg. Doch die zahlreichen Besucher, die − wie die Autokennzeichen verrieten − aus der gesamten Pfalz kamen, waren ausnahmsweise keine Touristen, die es bei schönem Sonntagswetter in die Wallonenstadt zog. Nein, sie alle wollten zum ökumenischen Gottesdienst in die zweitgrößte Kirche der Pfalz. Vor der Abteikirche war der Andrang außergewöhnlich. Viele Besucher mussten während des anderthalbstündigen Gottesdiensts stehen. Neben Vertretern des neu gebildeten Kirchenbezirks Alsenz und Lauter, der katholischen Kirche sowie aus Nachbardekanaten waren Persönlichkeiten aus der Politik sowie zahlreiche Pilgergruppen erschienen. Für viele Besucher war der Gottesdienst ein herausragendes Ereignis, zahlreiche Menschen umarmten sich herzlich bei der Begrüßung – das Miteinander der Konfessionen war bei den Gottesdienstbesuchern deutlich spürbar. Der protestantische Dekan Matthias Schwarz erlebte eine „bewegende und berührende Feier“, wie er der RHEINPFALZ sagte. Damit sei ein „Meilenstein für die Ökumene in der Pfalz gesetzt“ worden, sagte Schwarz. Besonders habe ihm gefallen, wie Gottesdienstbesucher spontan Beifall spendeten, als Bischof und Kirchenpräsident sich stellvertretend für ihre Kirchen gegenseitig zusicherten: „Wir danken Gott, dass es euch gibt und dass ihr den Namen Jesu Christi tragt.“ In ihrer Dialogpredigt riefen Schad und Wiesemann die Christen aller Konfessionen dazu auf, das ökumenische Miteinander immer wieder in konkretem Reden und Tun zu bezeugen. Vorbei seien die Zeiten, in denen die Konfessionen sich gegenseitig der Gewissheit der Hölle versicherten statt der gemeinsamen Suche des Himmels. Schad und Wiesemann setzten in ihrer Predigt auch persönliche Akzente. So berichtete Schad von seiner Großmutter, die ihm als „treue Katholikin“ früh das „Herz für die Ökumene geöffnet“ habe. Zwar gebe es Unterschiede, „und die sollen wir auch gar nicht verschweigen“, sagte der protestantische Kirchenpräsident. Allerdings sollten diese nicht kirchentrennend sein. Auch der katholische Bischof Wiesemann ist „mit dem Versöhnungsgedanken aufgewachsen“. Als Kind habe er „Verwerfungen“ gespürt. „Das Ziel unseres Versöhnungshandelns muss mehr als ein friedliches Nebeneinander der Konfessionen sein“, folgerte der Bischof in seiner der Fastenzeit angepassten violetten Kleidung. Weitere Mitwirkende des festlichen Gottesdiensts waren neben dem Otterberger katholischen Pfarrer Achim Dittrich und seinem evangelischen Kollegen Harry Albrecht der Vorsitzende der ACK-Region Südwest, Pastor Jochen Wagner, außerdem Erzpriester Georgios Basioudis von der Griechisch-orthodoxen Metropolie und Ruth Raab-Zerger als Vertreterin der südwestdeutschen Mennoniten. „Wir verschließen die Augen nicht vor dem, weswegen wir in der Vergangenheit aneinander schuldig geworden sind und es bis heute werden“, führte Wiesemann aus. Schad betonte an die Adresse von Populisten und „einem US-Präsidenten, den wir so schwer verstehen“, dass das Friedensprojekt Europas weitergeführt werden müsse. „Was wäre, wenn wir jetzt rufen würden ,Make protestants great again’ oder ,Catholics first’?“, fragte Schad. Er fügte hinzu: „Wir feiern nicht uns, sondern Jesus Christus.“ Weiterer Höhepunkt war der Friedensgruß, wie er im katholischen Gottesdienst üblich ist, bei dem Schad und Wiesemann vielen Gottesdienstteilnehmern die Hand reichten. In der Feier wurden ferner ökumenische Pilgergruppen gesegnet, die sich anlässlich des Reformationsjahrs zusammengeschlossen haben. Ein ökumenischer Chor sowie eine Bläsergruppe unter der Leitung des Bezirkskantors des katholischen Dekanats Kaiserslautern, Siegmar Junker, begleiteten den Gottesdienst. Die Orgel spielte Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald.

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