Kreis Kaiserslautern Container als Exportschlager

„Ich habe einen Handwerksbetrieb erwartet – und ein hoch qualifiziertes Familien-Unternehmen kennengelernt.“ Sichtlich beeindruckt zeigt sich SPD-Bundestagsabgeordnete Angelika Glöckner nach einem gut zweistündigen Besuch der Schlosserei Neumann GmbH in Bruchmühlbach-Miesau. „Ein Metall-Spezialist mit weltweiten Geschäftskontakten“, lautet ihr Fazit.

Für Fred Neumann, seines Zeichens Schlossermeister und geschäftsführender Gesellschafter der Firma, kommt solche Anerkennung nicht ganz von ungefähr: „Wir haben eben kein repräsentatives Bürogebäude“, meint der 55-Jährige lächelnd. „Und ich laufe auch nicht mit Schlips und Anzug durch den Betrieb, sondern trage meinen Blaumann. Den brauche ich auch, weil ich nämlich noch selbst Hand anlege, wenn die Mitarbeiter mich brauchen.“ Beeindruckend sind dafür die Zahlen, mit denen die Firma ihren Aufstieg in den vergangenen 30 Jahren dokumentieren kann. Es begann mit der väterlichen Schlosserei, die Fred Neumann 1985 übernahm und daraus eine GmbH machte. „Heute beschäftigen wir 60 Mitarbeiter, darunter elf Auszubildende“, zählt er auf. Längst ist das Unternehmen an den nördlichen Ortsrand von Miesau gezogen, weil der alte Standort viel zu klein war: „Dort haben wir drei größere Hallen und damit genügend Platz für unser Lager und die Produktion.“ Diese Produktion hat mit einer herkömmlichen Schlosserei nur noch teilweise zu tun: „Hier stellen wir gerade Spezial-Container für den Export nach Südost-Europa her“, erläutert Neumann beim Rundgang durch den Betrieb. „Sie werden später mit sehr viel Elektronik ausgestattet und dienen als Module für die Steuerung von Gas-Pipelines. Deshalb müssen sie auch extremen Anforderungen standhalten.“ Mehr als 800 solcher Container hat die Neumann GmbH bisher schon für ein saarländisches Energie-Unternehmen produziert, sie gehen an Kunden in fast allen Kontinenten. Ihre internationale Orientierung verdanken Fred und Klaus Neumann in gewisser Weise der deutschen Einheit. „Damals kamen wir eher durch Zufall an einen großen Auftrag bei der Sanierung von Plattenbauten in der ehemaligen DDR“, erinnert sich der Geschäftsführer. „Zwischen 1992 und 2003 haben wir tausende von Stahl-Balkons gebaut und vor Ort an die Fassaden montiert.“ Dabei traf der pfälzische Stahlbauer auf Studenten aus der Mongolei, die dringend einen Job suchten. Das Ergebnis: „Als die Studenten ihre Abschlüsse gemacht hatten, haben wir ein Gemeinschaftsunternehmen in Ulan Bator gegründet.“ Wenn Fred Neumann von „Wir“ spricht, meint er damit auch seinen jüngeren Bruder Klaus: „Als ich den Betrieb gegründet habe, musste er mir versprechen, mir bei den kaufmännischen Dingen zu helfen.“ Bis heute sei der Bruder, der seit 1999 SPD-Bürgermeister von Bruchmühlbach-Miesau ist, deshalb als „stiller Gesellschafter“ im Unternehmen. „Wenn ich aber schon wieder eine neue Maschine kaufen will, muss ich trotzdem erst den Klaus fragen“, sagt Fred Neumann. Vor allem seit der Finanzkrise von 2008 haben die Miesauer Metallbauer nämlich nicht nur gute Erfahrungen mit ihren Geschäftspartnern gemacht. „Als damals einer unserer größeren Kunden in Insolvenz ging, sind wir für einige Zeit selbst in ernsthafte Schwierigkeiten gekommen“, berichtet Klaus Neumann. „Dabei mussten wir lernen, dass es im deutschen Insolvenzrecht keine faire Verteilung der Lasten gibt. Die Verfahren ziehen sich oft über Jahre hin und die Lieferanten gehen am Ende oft leer aus. Hier muss der Gesetzgeber etwas tun“, fordert er. Und so bekommt Angelika Glöckner bei ihrem sommerlichen Firmenbesuch nicht nur jede Menge neue Informationen, sondern auch gleich eine Aufgabe für ihren Job im Bundestag mit. „Ich werde mich um das Problem kümmern“, lautet ihr Versprechen zum Abschied. (mibo)

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