Kreis Kaiserslautern Demo auf Bildungsreise

Neben dem reinen Protest steht beim Friedensfest in Ramsteins Zentrum auch Spaß und Diskussion auf der Tagesordnung.
Neben dem reinen Protest steht beim Friedensfest in Ramsteins Zentrum auch Spaß und Diskussion auf der Tagesordnung.

Auch durch zunächst strömenden Regen ließen sich die radelnden Friedensaktivisten der 27. Tour de Natur und der Pfälzer Initiative „Entrüstet Euch“ ihr Friedensfest zum Abschluss ihrer Radtour durch das Oberrheintal nicht vermiesen. Knapp 80 Radler feierten am Samstagmittag gemeinsam vorm Haus des Bürgers in Ramstein-Miesenbach.

Mit gut 150 Aktivisten seien sie am 29. Juli in Basel gestartet, berichtet Christine Degenhardt, die seit 1998 Teil der Tour de Natur ist und somit ein echtes Urgestein der Bewegung. Die Strecke bis nach Ramstein-Miesenbach zum Friedensfest hatten noch knapp 80 Teilnehmer aller Altersklassen auf sich genommen. Das Oberrheintal und der Pfälzer Wald wurden dieses Jahr zum ersten Mal als Strecke für die Radtour ausgewählt, welche Degenhardt als „Mischung aus Bildungsreise und Demonstration“ beschreibt. Jedes Jahr werden bei der Tour neue Schwerpunkte gesetzt. Dieses Mal stand neben dem Protest gegen den Drohnenkrieg der US-Army der 200. Geburtstag der Erfindung des Fahrrads durch Karl Drais im Mittelpunkt. So unterschiedlich die Themen und Teilnehmer der Tour sind, so vielfältig ist auch das Angebot an Aktivitäten, die das Friedensfest zu bieten hat. Für die Kleinsten gibt es im Kinderzelt neben der Möglichkeit zum Falten von Origami und dem Basteln von Transparenten auch eine Reihe von Koop-Spielen, bei denen nicht der Sieg des Einzelnen, sondern der Sieg der Gruppe gegen das Spiel im Vordergrund steht. Währenddessen führen die Erwachsenen Diskussionen nach dem sogenannten Fishbowl-Prinzip. Hierbei wird besonders Wert darauf gelegt, andere Meinungen zu hören und so Konflikte schon im Kleinen zu lösen. Für das leibliche Wohl mit ausschließlich veganer Nahrung sorgt der in der Friedensszene bekannte Koch Wam Kat, der unter anderem auch beim G20-Gipfel in Hamburg aktiv gewesen war. Als Höhepunkt gibt es für die Kleinen ein Puppenspiel, in dem kindgerecht auf die Wichtigkeit von Umweltschutz und friedlichem Miteinander eingegangen wird. Finanziert wurde die Tour aus Spendengeldern der Teilnehmer. Wie viel gespendet wird, konnte jeder selbst entscheiden. Zur Unterstützung der Lastenfahrräder, mit denen Zelte und Ausrüstung transportiert wurden, war erstmalig ein Elektro-Auto im Einsatz. Bei den Fishbowl-Diskussionen standen die Themen Drohnenkrieg und Umweltschutz im Mittelpunkt. So forderte Simone Post, seit sechs Jahren immer dabei, der Drohnenkrieg müsse sofort eingestellt werden, da dieser nicht von den Vereinten Nationen legitimiert und damit völkerrechtswidrig sei. Die USA sollten stattdessen lieber versuchen, friedlich zu verhandeln. Beim Thema Umweltschutz stellte Marc Volz, seit vier Jahren Teil der Bewegung, klar, dass das Fahrrad als „Verkehrsmittel der Zukunft“ fortan bei der Planung von städtischer Infrastruktur in den Mittelpunkt gestellt werden solle. Volz, der keinen Führerschein besitzt, lobte jedoch auch die Entwicklung in der Forschung an autonomen Automobilen. Seiner Meinung nach stellen in der Zukunft selbstfahrende, durch regenerative Energien betriebene Autos das zweite Standbein neben Fahrrädern im urbanen Verkehr dar. Doch auch für die Jugendlichen sei die Tour immer ein besonderes Ereignis. Wie der 15-jährige Sandro Thalmann aus Darmstadt, seit 2013 Teil der Touren, sagt, geht es den jungen Teilnehmern neben der aktiven Anteilnahme am Protest vor allem um den Spaß und den Zusammenhalt in der sehr heterogenen Gruppe. Besonders mit den anderen Jugendlichen verbringe er sehr viel Zeit und musiziere mit ihnen. Zwar würde er sich selbst eher als Vegetarier bezeichnen, jedoch sei es für ihn kein Problem, auf der Tour komplett auf tierische Produkte zu verzichten. Schlimmer sei es für ihn, dass er nach dem Friedensfest wieder Abschied von seinen neuen Bekanntschaften nehmen muss. Gegen 15.30 Uhr neigt sich das Friedensfest auch schon wieder dem Ende entgegen. Die von den Kindern gefalteten Kraniche, die in der japanischen Kultur seit dem Fall der Atombomben ein Symbol für Frieden darstellen, wurden ebenso wie das von ihnen gestaltete Transparent präsentiert. Dieses wird auf der nächsten Tour 2018 zum Einsatz kommen, welche die Gruppe durch Mitteldeutschland führt. Zum Abschluss des Festes in Ramstein-Miesenbach gibt’s eine Theaterdarbietung, in der nonverbal der Schrecken des Krieges deutlich gemacht wird. Gegen 15.40 Uhr reisen die Radler in alle Himmelsrichtungen davon. Nun jedoch mit den Erfahrungen aus „14 Tagen Kommunismus“ im Gedächtnis.

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