Mackenbach Der „Parre met Peif un Quetschkommod“: Pfarrer Oliver Böß wird 60 Jahre alt

Oliver Böß ist seit 20 Jahren Pfarrer in Mackenbach. Nun überrascht ihn die Gemeinde zu seinem 60. Geburtstag.
Oliver Böß ist seit 20 Jahren Pfarrer in Mackenbach. Nun überrascht ihn die Gemeinde zu seinem 60. Geburtstag.

60 Jahre und kein bisschen leise! Pfarrer Oliver Böß aus Mackenbach hatte am vergangenen Dienstag Geburtstag, am Samstag will seine evangelische Kirchengemeinde mit ihm feiern. Welches Geheimnis verbirgt sich hinter der Beliebtheit des Kirchenmanns?

„Die Kirche hat nicht den Auftrag, die Welt zu verändern“, sagte einmal der Friedensforscher sowie Philosoph und Physiker Carl Friedrich von Weizäcker. „Wenn sie aber ihren Auftrag erfüllt, verändert sich die Welt.“ Nun, Oliver Böß verändert nicht gerade die Welt, aber in seiner Kirchengemeinde, zu der auch die von seiner Frau, Pfarrerin Anja Böß, versorgten Nebenstellen in Reichenbach-Steegen und Schwedelbach gehören, hat er gute Arbeit geleistet.

Seit knapp 20 Jahren ist der in Römerberg bei Speyer geborene Pfarrer bereits in Mackenbach, am 6. August feierte er seinen 60. Geburtstag. „Wir als Kirchengemeinde möchten aus diesem Anlass die Gelegenheit nutzen, um Oli (so nennen ihn alle Mackenbacher) unseren besonderen Dank für seine langjährige, wichtige und wertvolle Arbeit in unserem Ort auszusprechen“, sagen unisono Jürgen Wolff sowie Annelie und Günter Mannweiler.

Durch Mundartgottesdienste bekannt

Durch sein außerordentliches Engagement habe er maßgeblich zur positiven Entwicklung in seiner Kirchengemeinde beigetragen, betonen sie. Es seien insbesondere seine Wärme und sein Humor, mit denen er den Menschen begegne. Dadurch verstehe er es auch, die Menschen einzubeziehen beziehungsweise an sich zu binden. „Das Besondere dabei ist, wie in den allzu menschlichen Wegen am Ende die Spur Gottes aufleuchtet: zart, leise, unaufdringlich, unübersehbar“, sagen die drei.

Beliebt sind seit langer Zeit die Mundartgottesdienste von Pfarrer Böß, die stets an Fastnachtssonntag stattfinden. „Mackenbach befindet sich in der glücklichen Lage, im Ort zwei engagierte 'Uffbasser' zu haben“, sagt Jürgen Wolff, „die alljährlich mehrmals vor großem Publikum dafür Sorge tragen, dass die Mundart auch öffentlich und offiziell in Gebrauch bleibt: Oliver Böß, 'Parre met Peif un Quetschkommod' und Günter Mannweiler, 'Mundartpoet un ehemals Schulmäschder' an der örtlichen Grundschule. Ihre bodenständigen, warmherzigen Mundartreime und ins Ohr gehende Melodien tragen sie bei Gottesdiensten und kirchlichen Festen mit so viel Heimatliebe und authentischer Glaubensfreude vor, dass Alte und Junge, Fromme und Sünder sich anschließend immer aus freudigem Herzen mit lange anhaltendem Applaus bedanken.“

„Einfach authentisch“

„Oli sucht die Nähe zu Jung und Alt“, bestätigt Annelie Mannweiler. „Er ist immer anwesend, bei allen Festen, und hält seine Mundartpredigt.“ Sogar an der Mackenbacher Kerwe oder bei Fußball-Europa oder -Weltmeisterschaften (dann selbstverständlich mit Fußballtrikot, Fußballschuhen und Stutzen an den Waden) hat er seine Quetschkommode dabei und predigt. „Am Nikolaustag kommt Oli immer als heiliger Nikolaus in die Grundschule“, verrät Annelie weiter. „Dann aber in traditioneller Kleidung mit Rauchmantel, Mitra und Hirtenstab.“ Zum 750-jährigen Bestehen von Reichenbach-Steegen hat Oliver Böß als „ääfacher Mönch“ in Mönchskutte seine Predigt gehalten. Natürlich in schönster Mixtur aus westpfälzischem und vorderpfälzischem Idiom.

„Unser Oli is awwer kä Lauwarmer!“, ergänzt Wolff, „der nur platte Sprüch macht. Mit großem Herzen ist er bei der Sache und erreicht damit die Herzen seiner Schäfchen.“ Er mache vieles zusätzlich zu seiner Arbeit in der Gemeinde, pflichtet Günter Mannweiler bei und gehe dabei nicht selten an seine physischen Grenzen. Als Pfarrer sei er sehr beliebt und auch gesucht, könne aber nicht Nein sagen. „Unser Oli ist gottgefällig“, konstatiert Wolff, „einfach authentisch.“ So habe er beispielsweise das Amt des Presbyters bei den Konfirmanden so schmackhaft gemacht, dass zwei Jungs unbedingt Presbyter werden wollten. Nicht zuletzt ist der Kirchenmann zusammen mit Frau und seinen drei Töchtern während der Corona-Zeit durchs Dorf gezogen, um Hausmusik zu machen und den Menschen während der Ausgangssperre Trost zu spenden.

Glaubensrichtung nicht wichtig

Aus eigener Erfahrung weiß Pfarrer Böß: Leben und Glauben sind tief miteinander verwoben. Unzähligen Menschen hat er in seinen Morgenandachten im RPL-Radio das Wort Gottes humorvoll und hintergründig mit in den Tag gegeben. Und ebenso vielfältig hat er mit seinem Glauben, seiner Liebe und seiner Hoffnung auf andere ausgestrahlt. Seinen kritischen Geist hat er sich dabei stets bewahrt. Ein Hoffender, ein Wünschender und zugleich der Gesellige, der der menschlichen Wärme bedarf, sie aber auch weitergibt. Er geht seinen Weg, ohne sich beirren zu lassen. Er liebt das Herausfordernde. Er hasst das Konventionelle, die Routine, die Langweile. Dass er als „Pälzer“ geboren ist, kann er beim besten Willen nicht leugnen. „In all dem ist es ihm nicht wichtig, welchem Bekenntnis jemand zugehört“, sagt Jürgen Wolff. „Seine Frage ist nicht, ob jemand ein evangelischer oder katholischer Christ, ein Jude, ein Muslim oder ein Buddhist ist. Für Oli ist sein Nächster einfach ein Mensch!“

Aus diesem Grund wird am Samstag groß Geburtstag gefeiert – mit dem ganzen Presbyterium, dem Kirchenchor und vermutlich halb Mackenbach. Ein Zelt wird neben der Kirche aufgebaut und gegrillt wird auch. Die Quetschkommod darf dann natürlich nicht fehlen.

Besonderheiten gehören bei Pfarrer Oliver Böß dazu, beim Storchenfest schlüpfte beispielsweise Vikarin Mary Schellhaas in die Ro
Besonderheiten gehören bei Pfarrer Oliver Böß dazu, beim Storchenfest schlüpfte beispielsweise Vikarin Mary Schellhaas in die Rolle einer Storchenmutter.
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