Kreis Kaiserslautern Eingekreist:

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber die Vorweihnachtszeit ist irgendwie komplett an mir vorbeigeflogen. Jedes Jahr das gleiche Spiel, jedes Jahr steht vor Heiligabend immer noch ein großer Berg an Arbeit an, sind fast unzählige Termine. Fast so, als würde es nach Weihnachten nicht mehr weitergehen. Warum eigentlich? Wie auch immer, von einer besinnlichen Weihnachtszeit habe ich lange nichts gespürt. Bis Mitte der Woche. Bis wir Besuch in der Redaktion bekamen. Hella Ullinger, „die Latwerge-Frau“ aus dem Niederkirchener Ortsteil Morbach, lässt es sich seit Jahren nicht nehmen, vor Weihnachten eine große Schüssel Plätzchen vorbeizubringen. Natürlich selbst gebacken, natürlich freuen wir uns darauf. Natürlich auf die Plätzchen. Aber ganz besonders auf den Besuch. Hella Ullinger hat uns diesmal berichtet, dass sie 21 Sorten Plätzchen gebacken hat. Der Wahnsinn! „Das ist mein Weihnachten“, berichtete sie. Stress deswegen? Iwo! „Ich brauche keinen Stress“, sagte sie. Die 79-Jährige braucht andererseits aber auch kein Weihnachten, um den Menschen etwas Gutes zu tun. Das macht sie auch übers Jahr. Gerade hatte sie Flüchtlingen einen noch gut erhaltenen Fernseher geschenkt. Ihr beliebtes Latwerge-Fest, das sie im September nach 30 Jahren zum letzten Mal in Morbach auf die Beine stellte, vermisse sie nicht. Und alle Überredungen, noch eine 31. Auflage nachzuziehen, seien zwecklos gewesen. Übrigens auch unsere. „Ich helfe allen Menschen“, erzählte Hella Ullinger – und lächelte. In diesem Moment, bei diesem netten Gespräch – nicht nur wegen der Plätzchen auf dem Tisch –, kam auch erstmals bei mir so richtig Adventsstimmung auf. Weihnachten kann kommen – Hella Ullinger sei Dank! „Wir alle haben hier gemeinsam Verantwortung.“ Diese Worte sagte Daniel Schäffner, Fraktionsvorsitzender der SPD, am Dienstagabend im Weilerbacher Verbandsgemeinderat. Damit meinte er das Thema Asylbewerber. Und ganz konkret ging es ihm darum, wie man diesen Menschen, die Schlimmes erlebt haben, die aus ihrem Land fliehen mussten, weil dort Krieg herrscht, helfen kann. Sowohl in Weilerbach, als auch im Verbandsgemeinderat Kaiserslautern-Süd wurde deutlich, dass dieses Thema bewegt. Und es wurde auch deutlich, dass sich nicht nur Politiker darüber Gedanken machen, wie man diese Menschen unterstützen kann. In vielen verschiedenen Ortschaften gibt es schon ganz konkrete Hilfe: Da wird ein Deutschkurs angeboten, dort werden die Flüchtlinge ins Dorfleben und in Fußballmannschaften integriert und die Reservistenkameradschaft in Otterbach hat sogar einen Runden Tisch auf die Beine gestellt, dessen Mitglieder heute ab 10 Uhr auf dem Vereinsgelände der Reservisten in Otterbach Sachspenden für Flüchtlinge in Stadt und Landkreis sammeln. Das sind schöne Signale. Viele der Menschen haben ihr komplettes Hab und Gut verloren. Sie brauchen Hilfe. Natürlich weiß auch Kreisbeigeordneter Gerhard Müller, dass es in den Ortschaften immer mal wieder auch noch die alten Vorurteile gibt, dass Angst vor Asylbewerberheimen herrscht. Müller möchte solche vermeiden, möchte die Menschen in die Dörfer, in den Landkreis integrieren. Das ist gut so. Und es ist schön, wenn diese dort mit offenen Armen empfangen und unterstützt werden. Auch eine Form von Integration ist das Eingliedern von Menschen mit Beeinträchtigungen in die Gesellschaft. Rupert Schönmehl, der Vorsitzende des Vereins Behindertenhilfe Westpfalz, findet beispielsweise, dass es genau da noch hapert. „Das Thema Inklusion findet in den Köpfen statt, leider aber nicht immer in den Herzen“, hatte Schönmehl vor einigen Monaten der RHEINPFALZ gesagt. Diese Woche kam nun eine Mitteilung der SPD-Landtagsabgeordneten Thomas Wansch und Daniel Schäffner, dass der Landkreis 147.410 Euro vom Land für die weitere, schrittweise Umsetzung der Inklusion erhält. So gibt es eine Neuerungen im Schulgesetz, wonach Eltern behinderter Kinder entscheiden können, ob sie ihr Kind auf eine Förder- oder eine Schwerpunktschule schicken wollen. Der Erhalt von Förderschulen ist genauso notwendig wie der Ausbau des Angebots an Schwerpunktschulen und eine notwendige Qualifizierung der Lehrkräfte, sagen die beiden Abgeordneten. In vielen Fördereinrichtungen wird herausragende Arbeit geleistet. Das Personal weiß genau, wie es in bestimmten Situationen handeln muss. Andererseits bietet die Inklusion nun eine große Chance. Es ist eine spannende, aber auch eine große Aufgabe.

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