Kreis Kaiserslautern Feuersbrunst unterm Sternenhimmel

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Beim zweiten Anlauf war der Wettergott den Olsbrückenern wohlgesinnt: Nachdem die Winterverbrennung am 13. Februar ins Wasser gefallen war (wir berichten), wurde das vom Pfälzerwald-Verein und der Gemeinde organisierte Spektakel am Samstag nachgeholt. Zwar nicht bei Frühlingstemperaturen, aber bei klarem Himmel.

Bereits zum 26. Mal wurden dem eisigen Gesellen Winter Beine gemacht. Rund 400 kleine und große Teilnehmer wanderten bei der Veranstaltung, die mittlerweile zum Volksfest geworden ist, auf den Oberberg. In der Dämmerung füllte sich der Dorfplatz zusehends, als wolle die Menschenmenge es mit vereinten Kräften schaffen, Väterchen Frost zu vertreiben. Eingefunden hatten sich die Wanderjugend, einige Ortsgruppen, Vertreter aus Vereinen und Politik sowie viele Familien mit ihren Kindern. Auch Kinder- und Bollerwagen sowie Hundehalter mit ihren Vierbeinern waren dabei, als Wanderführer Herbert Scherer den Fackelzug startete. Ortsbürgermeister Peter Hesch wies besonders die Neulinge unter den Kindern auf den richtigen Umgang mit den brennenden Fackeln hin. Neubürger Bryan Smith hatte alle Hände voll zu tun, denn er hatte fünf seiner Kinder zu beaufsichtigen, während seine Ehefrau mit Baby zuhause geblieben war. Die elfjährige Hanna und die neunjährige Isa unterstützten ihren Papa bei der Betreuung der kleineren Geschwister Genofefa, Andrew und Benjamin. Die neunjährige Aileene Scherer aus Niederkirchen reihte sich erstmals mit Familie Christmann in die Lichterschlange ein. Neu dabei war auch Martin Gehm vom Nachbarort Frankelbach mit seinen Töchtern Michelle, Melissa, Maya und Melanie, die vor allem auf das große Feuer gespannt waren. Gruppen amerikanischer Familien aus Weilerbach, Otterbach und Ramstein wanderten begeistert im Meer der Fackeln mit, schossen Fotos und verrieten, dass sie heute ihre beliebten Feuerschalen gegen ein spektakuläres Feuer eintauschen wollten. Eltern oder Großeltern mussten hier und da als Fackelträger einspringen, wenn den kleineren Kindern die Arme müde geworden waren. So hatten einige Kinder – oder weitsichtige Eltern – gleich Taschenlampen statt Fackeln gewählt. Auch die Vierbeiner leuchteten mit Halsbändern und Leinen. Die Autokennzeichen verrieten, dass Besucher aus Bad Kreuznach, Alzey, Kusel, Kirchheimbolanden, Zweibrücken und Birkenfeld gekommen waren. Auf dem Oberberg angekommen, gab Peter Hesch das Startsignal zum Entzünden des aufgeschichteten Holzes. Unter freudigem Gejohle und mit wahrem Feuereifer warfen die Kinder ihre Restfackeln in den Riesenstapel. Der aufkommende Wind, Funkenflug und Rauch hinderten sie jedoch daran, die Feuersbrunst aus nächster Nähe zu beobachten; die Feuerwehr hatte eine Auge darauf, dass nichts passierte. Ein „harter Kern“, der jedes Jahr mit von der Partie ist, verteidigte seinen festen Platz auf dem selbst ernannten „Feldherrnhügel“. Einige Ältere schwelgten in Erinnerungen daran, wie in ihrer Jugend der Winter verbrannt wurde. Damals ging es wesentlich ausgelassener zu: Die Dorfjugend habe auf den Höhen rund um das Dorf mehrere Feuer entzündet. Auch brennende Räder und Strohpuppen wurden zu Tal gerollt, um den Winter zu vertreiben. Manchmal artete es in Wettbewerbe darüber aus, welche Gruppe das größte Feuer oder die auffallendste Attraktion bot. Ausgelassene Tänze, Gesang und Feiern trugen ebenfalls zur Winteraustreibung bei. Völlig geordnet, aber im Akkord, bewirteten am Samstag die freiwilligen Helfer die Wanderer mit Glühwein, Brezeln und heißen Würstchen. So klang die Winterverbrennung bei Volksfeststimmung aus. (ige)

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