Kreis Kaiserslautern Jetzt müssen alle mit anpacken

«Gerhardsbrunn.» Sommer, Sonne, Erntezeit. Auf den Feldern der Bauernfamilie Guhl brummt die Arbeit. Das Getreide wird nach und nach reif, das Stroh will heim, die Stoppel müssen bearbeitet werden, die Zwischenfrucht soll in die Erde. Keine Verschnaufpause wird dem Mähdrescher gegönnt. Den Schleppern und den Menschen auch nicht. Wer weiß schon, wie lange das Wetter mitspielt. Daher müssen alle ran, auch mal Onkel und Freunde.

Kurzer Stopp an der Strohpresse. Das große, rote Maul geht auf, lässt den 250 Kilo schweren Rundballen Stroh mit einem Durchmesser von 1,30 Meter auf den Stoppelacker rutschen. Klappe zu, weiter geht’s. Schließlich ist Erntezeit und da hat auch in Gerhardsbrunn niemand Zeit im Überfluss. Jeder Handgriff sitzt, jeder Trecker ist besetzt, es ist alles organisiert. „Wir bereden morgens zusammen, was ansteht und wie wir es hinkriegen. Meist klappt es dann auch“, sagt Dominik Guhl. Kaputt gehen darf jetzt nichts. Das wissen die Maschinen nicht immer. Bislang waren sie allerdings kooperativ. „Hoffentlich bleibt es so!“ Der Satz von Karl-Heinz Guhl gleicht einem Stoßseufzer. Die Gerste ist geerntet, Triticale und Weizen sind gerade dran. Jetzt muss es flutschen. Draußen auf dem Feld rückt Karl-Heinz Guhl mit dem mächtigen Mähdrescher dem Getreide an die Halme, lässt die 4,50 Meter breite Haspel die Arbeit aufnehmen und das Getreide an das Schneidwerk liefern. Die Halme verlieren die Bodenhaftung, schon lauert die Einzugsschnecke. Die Ähren wandern unaufhaltsam Richtung Dreschtrommel. Über diverse Schüttler und Siebe gelangt das Korn in den etwa 6000 Liter großen Tank. Das Stroh wird unter dem Mähdrescher wieder in Freiheit entlassen. Lange dauert die nicht. Schon rollt Lukas Guhl mit der Strohpresse an. Stroh ist für die Guhls ein wertvolles Gut und keineswegs Abfall. Vor allem das Gerstenstroh wird gebraucht. „Das kommt als Einstreu in den Kuhstall, wird dem Futter zugemischt oder wir verkaufen es an einen Reiterhof“, listen die Guhls die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten. Der Mähdrescher nimmt auf den späteren Stroheinsatz Rücksicht, zumindest wenn das Strohschneidwerk entsprechend eingestellt wird. Der Rundballen für Pferde enthält langes Stroh. Einfach geschnitten kommt es in die Einstreu. Soll es später als Futterzusatz dienen, wird es in klein geschnittener Form in Strohballen verpresst. Der Mähdrescher fährt aus der Spur, rollt an den Feldrand. Der Korntank ist voll. Dominik Guhl ist mit Trecker und Wagen zur Stelle. Umtanken auf dem Feld steht an. Darin haben die beiden Landwirte Übung. Vater Guhl lenkt den Mähdrescher zurück ins noch stehende Getreide. Sohn Dominik rollt mit der kostbaren Ernte heim auf den Hof. Beim Abladen wird das Getreide vorgereinigt, dann wandert es entweder in die Halle oder in Rundsilos, um bei Bedarf geschrotet zu werden und im Futtertrog zu landen. „Die Futtergerste und auch die Triticale wird weitgehend im Kuhstall verfüttert. Geringe Weizenmengen brauchen wir für die Hühner, der große Rest geht komplett in den Verkauf, wird aber meist auch erst eingelagert“, erläutert Karl-Heinz Guhl, was mit der Ernte nun geschieht. Während das Korn jetzt erst einmal Ruhe findet, geht es draußen auf dem Acker munter weiter. Die Stoppeln werden flach gegrubbert. „Das Ausfallgetreide soll erst einmal auflaufen“, erklärt Lukas Guhl, was all die Schlepper und Geräte draußen weiter tun. Kommt im nächsten Jahr Mais in das gerade abgeerntete Getreidefeld, dann wird mit dem Grubbern gleich eine Zwischenfrucht ausgesät. Eine Winterbegrünung, die der Bodenerosion vorbeugt und dem Boden Nährstoffe zur Verfügung stellt. Die Zwischenfrucht wird nach dem Winter einfach in den Boden eingearbeitet. Aber noch ist Sommer und noch rollt der Mähdrescher. Mit Blick auf die trockenheitsbedingten Not- und Missernten oder die katastrophalen Ernteausfälle in großen Teilen von Nord- und Ostdeutschland ist die Ernte auf der Sickinger Höhe in Menge und Qualität bislang gut ausgefallen. „Wir haben bis jetzt eine durchaus normale Ernte eingefahren“, zeigen sich die Guhls dankbar. Die Gerstenernte sei zwar nicht ganz so gut gewesen, aber beim Weizen und der Triticale sei rund um Gerhardsbrunn genau zur Wachstumsphase des Getreidekorns der Regen gefallen. Manchmal meint es der Wetterfrosch eben gut.

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