Landstuhl Kommentar zum Tante-Enso-Laden: Die Atzel muss jetzt Farbe bekennen
Immer wieder beklagen sich die Bürger auf dem Land, dass es bei ihnen daheim im Ort keine Einkaufsmöglichkeiten mehr gibt. Aber wann immer sich letztlich doch jemand fand, der bereit war, das Risiko einzugehen und auf dem Dorf einen Laden aufzumachen, war das Projekt über kurz oder lang zum Scheitern verurteilt. Die Krux: Die Bürger wollten zwar den Laden, erledigten ihren Großeinkauf dann aber doch lieber in den günstigen Discountern und Supermärkten in den großen Gemeinden oder in der Stadt. Im Laden daheim wurden hingegen meist nur Kleinigkeiten wie die vergessene Butter erworben. Und von solchen Umsätzen kann kein Inhaber leben. Also gaben die meisten bald wieder auf.
Tante Enso setzt mit seinem Genossenschaftsmodell genau hier an: Es nimmt die Bürger mit ins Boot – und in die Verantwortung. Reine Lippenbekenntnisse reichen nicht. Wenn sie den Laden wirklich wollen, dann müssen sie Anteilsscheine kaufen und ihren Wunsch damit untermauern. Wer bereits Geld dafür ausgegeben hat, wird das Angebot vor Ort dann auch höchstwahrscheinlich nutzen, so die clevere Geschäftsidee.
Zugleich ist dies freilich auch eine gewaltige Hürde für die Ansiedlung. Denn 600 Menschen – 19 Prozent aller Bewohner – dazu zu bewegen, 100 Euro auszugeben, dürfte nicht leicht sein. Bleibt abzuwarten, wie viel der Laden vor Ort den Atzel-Bewohnern tatsächlich wert ist.