Kreis Kaiserslautern Nach Schüssen auf Tante: Brüderpaar steht vor Gericht

Ein 33 und 30 Jahre altes Brüderpaar aus Obernheim-Kirchenarnbach muss sich seit gestern vor dem Schwurgericht Zweibrücken verantworten. Die beiden sollen laut Anklage gemeinsam mit ihrem mittlerweile verstorbenen Vater am 1. Oktober 2013 neben Schlägen mit ihren Schusswaffen auf ihre 50-jährige Tante gefeuert haben.

Die Frau wurde laut Staatsanwalt dabei schwer verletzt. Angeklagt waren die Brüder ursprünglich wegen gefährlicher Körperverletzung und Verstoßes gegen das Waffengesetz. Vor eineinhalb Jahren wurde deswegen vor dem Schöffengericht beim Amtsgericht Zweibrücken verhandelt. Bei der Beweisaufnahme kam das Schöffengericht zu dem Schluss, dass sich die beiden Männer möglicherweise des versuchten Totschlages strafbar gemacht haben. Es verwies per Beschluss den Vorgang ans Schwurgericht beim Landgericht Zweibrücken. Dort wurde gestern der Prozess gegen die beiden eröffnet. Staatsanwalt Felix Huth wirft den beiden vor, am 1. Oktober 2013 gegen 18.30 Uhr auf der Straße bewaffnet mit Pistolen auf die Tante zugegangen zu sein und gleich mit ihr Streit begonnen zu haben. Sie wollten die Frau „nach einem gemeinschaftlichen Tatplan körperlich misshandeln“, trug Huth vor. So weit die ursprüngliche Anklage. Der Jüngere habe mit einer Schreckschusspistole in die Luft geschossen. Er habe ihr die Waffe an den Kopf gehalten und gedroht: „Soll ich dir einen Kopfschuss geben?“ - „Nein, quäle sie zuerst“, habe der Ältere gesagt. Mit einer halbautomatischen Pistole habe dieser mehrere Schüsse auf ihre Beine abgegeben. Wie danach festgestellt, wurde die 50-Jährige mit vier Schüssen im Bauch, in der Leiste, im Bein und im Fuß schwer verletzt. Sie wurde vom Notarzt versorgt und in die Klinik gebracht. Gestern ließ der 33-jährige Angeklagte durch seinen Verteidiger Rolf Schaumlöffel erklären, dass er weder zur Person noch zur Sache eine Aussage mache. „Mein Mandant will aussagen“, erklärte dagegen Verteidiger Markus Freyler für seinen 30-jährigen Schützling. Dieser will von dem Geschehen überhaupt nichts mitbekommen haben. Er sei zuvor mit seiner Ehefrau spazieren gewesen und habe erst danach davon erfahren. Sein Vater und sein Bruder, der jetzt mit ihm auf der Anklagebank sitzt, hätten ruhig vor der Haustür gesessen. Die Mutter habe „das Ding“ (die Pistole), der Polizei gegeben: „Ich weiß von nichts.“ Er erwähnte, dass es immer wieder Streit mit der Tante gegeben habe. „Als ich kam, war aber alles vorbei“, betonte der Angeklagte. Ob er gesehen habe, dass sein Bruder geschossen habe, wollte die Vorsitzende wissen. „Da müssen Sie meinen Bruder fragen“, antwortete der Angeklagte. Der Bruder aber saß gestern schweigend neben seinem Verteidiger. Anders lautet die Aussage der Tante, die von dem Trio „ohne sichtbaren Grund“, wie sie sagt, bedroht, mit einer Latte geschlagen, mit einem Stein beworfen und durch Schüsse schwer verletzt wurde. Sie weinte bei ihrer Aussage. Seit dem Tod des Großvaters 1989 sei es immer wieder zu Streitigkeiten mit ihrer Mutter gekommen. An diesem Abend seien die drei „sehr aggressiv gewesen“, als sie ihr auf der Straße entgegen kamen. Der Jüngere habe sofort angefangen, mit der Schreckschusspistole in die Luft zu schießen und gedroht: „Ich kennt dir jetzt in de Kopp schieße, awwer ich muss dich zuerscht noch quäle.“ Plötzlich habe sie am Bauch einen brennenden Schmerz verspürt. Nach den Schüssen sei sie zu Boden gegangen. Über Handy habe sie noch die Polizei rufen können. Dann wisse sie nur noch, dass der Notarzt gekommen sei. Nach acht Tagen im Krankenhaus sei sie in Reha gewesen. Sie sei heute noch in ärztlicher Behandlung und leide weiterhin unter den Schmerzen. Schon Tage zuvor habe ihr der Jüngere gedroht. Es sei um ihre Schwester gegangen, sagte die Tante. Der Prozess wird am 12. Mai in Zweibrücken fortgesetzt.

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