Heiligenmoschel Ortsfamilienbücher: Auf Spuren der Vorfahren begeben

Die Autoren Hans-Joachim Eberts, Heinz Rahm (Erster und Zweiter von links) und Friedel Decker (ganz rechts). Ortsbürgermeister W
Die Autoren Hans-Joachim Eberts, Heinz Rahm (Erster und Zweiter von links) und Friedel Decker (ganz rechts). Ortsbürgermeister Willi Mühlberger (Dritter von links) lobte alle Beteiligten für die umfangreichen Forschungen.

Nachdem bereits für die angrenzenden Gemeinden Schallodenbach und Schneckenhausen Ortsfamilienbücher verfügbar sind, können sich nun auch die Einwohner Heiligenmoschels auf die Spuren ihrer Vorfahren begeben.

Mehr als fünf Jahre harter Arbeit liegen hinter dem zehnköpfigen Autorenteam um Hans-Joachim Eberts, Heinz Rahm und Friedel Decker. Nun hat das Kollektiv sein Werk „Sozialgeschichte und Familienbuch Heiligenmoschel“ vollendet. Auf insgesamt 1168 Seiten, die sich auf zwei Bände aufteilen, wurden rund 4700 Familien und 14.000 Einzelpersonen erfasst. Zahlreiche Bilder sind neben Informationen über das Vereinsleben ebenfalls in der Familienchronik zu finden.

Um an die dafür notwendigen Daten zu kommen, wurden mühevoll zahlreiche Kirchenbücher und Urkunden gesichtet. „Man hangelt sich dabei von einem Dokument zum nächsten“, erklärt Hans-Joachim Eberts. Möglich war die Arbeit nur mit einer speziellen Software, um den Überblick über all die Daten nicht zu verlieren und diese ordnen zu können.

Neue Erkenntnisse

Einfach war die Rekonstruktion der vielerlei Informationen, die bis ins Jahr 1396 zurückreichen, nicht immer. Gerade die Kirchenbücher bereiteten den Autoren phasenweise große Schwierigkeiten, da die Pfarrerstelle in Heiligenmoschel häufig unbesetzt war. Zahlreiche Dokumente gingen durch die personellen Wechsel verloren. Auch wenn die meisten Daten wiederhergestellt werden konnten, trübt das ein wenig die Freude der Autoren. „Eine Lücke, die immer bleiben wird“, bedauert Ebert.

Doch an anderer Stelle konnten neue Erkenntnisse gewonnen werden. In den Fokus rückte dabei schnell der Name Leppla. War man zunächst davon ausgegangen, dass deren Geschichte zurück ins französische Sedan führt, sorgte eine unscheinbare Heiratsurkunde für eine unerwartete Wende. „Wir mussten bei unseren Recherchen völlig neu ansetzen.“ Aus der Urkunde geht hervor, dass ein Henrich Lepla als Witwer aus Emden kam und in Mannheim fortan als Bierbrauer tätig war. Dort gab es eine niederländische Gemeinde, der er wohl angehörte.

Spuren in die Niederlande

1667 heiratete Lepla in Mannheim schließlich Christina von Fölklingen. Der Vater von Christina, Bartholomäus von Fölklingen, war ebenfalls Witwer und Falkensteinischer Oberkeller, was ihn schließlich von Groningen nach Rheinhessen brachte. Die Bezeichnung Oberkeller geht zurück auf einen Dienstgrad, der für die fürstliche oder geistliche Finanzverwaltung zuständig war. Verfolgt man die Spur von Bartholomäus von Fölklingen weiter, führt diese ins niederländische Groningen. Zusammen mit seiner Frau Appollonia hatte er einen Sohn und drei Töchter, die alle in Groningen geboren wurden.

Durch den Verkauf des damaligen Fölklinger Hofs in Heiligenmoschel wurde man zudem auf drei Brüder aufmerksam. Die Geschwister kämpften um 1600 in den Niederlanden im Krieg. Dies lasse laut den Autoren den Schluss zu, dass Bartholomäus von Fölklingen ein Nachfahre dieser drei in die Niederlanden ausgewanderten Brüder ist. Henrich Lepla dürfte somit Verbindungen zu der Familie von Fölklingen gehabt haben.

„Es gibt noch viel zu tun“

Es ist nur eine von vielen Geschichten, die in dem Buch zu finden sind. Unkompliziert war der Weg dorthin nicht immer. Die verschiedenen Sprachen in den Aufzeichnungen bereiteten den Autoren phasenweise Kopfzerbrechen. Dabei stellte sich so manche Übersetzung als trügerisch heraus. „Schnell ist man damit auf den falschen Pfad geraten“, erklärt Heinz Rahm. Während die Lutheraner Urkunden in altdeutscher Schrift verfassten, nutzten die Katholiken in ihren Niederschriften die lateinische Schrift.

Doch all diese Hürden konnten Eberts und seine Mitstreiter überwinden. 150 Exemplare sind bestellt worden. „Wir wollen den Bürgern damit einen Gefallen tun, ihnen die Geschichte des Ortes näherzubringen“, sagt Rahm. Am Ziel sieht man sich mit den Nachforschungen allerdings noch nicht. Zu groß sei die Menge an Daten, die in den ersten beiden Bänden keinen Platz gefunden haben – die Seitenzahl musste auf 600 pro Band begrenzt werden. Mehr schaffe der Drucker einfach nicht, erläutert Rahm. Reichlich Material für einen weiteren Band gebe es jedenfalls: „Es gibt noch viel zu tun.“

Info

Der Doppelband ist in einer limitierten Erstauflage bei Heinz Rahm und Ortsbürgermeister Willi Mühlberger in Heiligenmoschel erhältlich. Der Preis beträgt 25 Euro.

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