Trippstadt Tag der offenen Gartentür: Ein Besuch des historischen Geländes Unterhammer

Heinke Welge erklärt den Gartenteil, der früher wohl den Arbeitern im Eisenhammerwerk zur Selbstversorgung diente. Im hinteren B
Heinke Welge erklärt den Gartenteil, der früher wohl den Arbeitern im Eisenhammerwerk zur Selbstversorgung diente. Im hinteren Bereich ist eine der alten Trockenmauern zu erkennen.

Im historischen Gartengelände Unterhammer gibt es für Pflanzen keine feste Platzzuweisung. Hier dominiert ein einträgliches Nebeneinander der Vielfalt. Selbst die Brombeere hat einen Job. Ein Besuch am Tag der offenen Gartentür.

Über das Karlstal am Unterhammer – dort wo sich im 19. Jahrhundert vermutlich die Arbeiter des ehemaligen Eisenhammerwerks mit Gemüse selbst versorgten – lag über viele Jahre der Dornröschenschlaf. Doch das war einmal. Heute wachsen dort wieder Salat und Gemüse. Es blühen Blumen, es gibt Obstbäume und Beerensträucher, Hühner gackern und picken. Selbst mächtig hoher Muskateller-Salbei wächst und lässt Besucher ob seiner Blüte staunen – auch bei regnerischem Wetter.

Der Weg zurück zu dem Garten, wie er sich jetzt zeigt, war nicht leicht. Vor ein paar Jahren wurde angefangen, die einnehmenden Brombeeren zurückzudrängen und das üppige Baum- und Strauchwachstum zu entnehmen. Zum Vorschein kamen alte Gartenstrukturen mit dominanten Sandsteinmauern und ungleichen Steintreppen.

Die Vergangenheit des oberen Hangstücks

„Schon spannend, was sich hier alles entdecken lässt“, sagt Heinke Welge begeistert. Sie wohnt und arbeitet am Unterhammer und kümmert sich seit geraumer Zeit intensiv um den Garten und seine weitere Freilegung. Gerade ist sie dabei, dem oberen Hangstück etwas von seiner Vergangenheit zu entlocken. Viel ist hier noch nicht zu sehen, ein kleines Schild mit der Aufschrift „Kürbisgarten“ verrät bereits, der Garten am Unterhammer ist weiter im Wandel. Ohnehin: Wie kann ein Garten je fertig sein?

„Ich experimentiere immer auch ein bisschen“, erzählt Welge. Auf dem Gelände müsse keine Pflanzenart einsam vor sich hinwachsen. Das ist auch nicht zu übersehen. Blumen wachsen hier eng verbandelt mit Gemüse, Salaten und Kräutern. Auf vielen Beeten sorgt ausgebrachte Schafswolle für einen besseren Wasserrückhalt und liefert zugleich Nährstoffe. Wildkräuter aller Art gibt es ebenfalls – und das reichlich. Die Kartoffeln haben relativ viel Platz, müssen aber hinnehmen, dass sich der Borretsch dazwischen gesellt hat. Alles scheint hier irgendwie im Fluss.

Wachsen unterm Brombeerschirm

„Jeder definiert Garten anders“, sagt Welge. Sie weiß, dass es nicht jeder mag, die Pflanzen mitentscheiden zu lassen, wo sie sich wohlfühlen und sie gewähren zu lassen, wenn sie im Frühjahr an einer anderen Stelle als der ihnen zugedachten wieder auftauchen. Fenchel sei so ein Beispiel, erläutert sie. Der zeige sich wanderfreudig und tauche jedes Jahr woanders auf.

Die Tomaten seien gezielt gepflanzt – da sie nicht winterhart sind – und werden im kleinen Gewächshaus, das hier auch steht, vorgezogen. Der Platz der späteren roten Versuchung liegt direkt im Schutz der großen, alten Trockenmauer. Darüber lauern die Brombeerranken, bereit, weiteres Areal für sich zu gewinnen. Noch dürfen sie wachsen, und das hat einen Grund: Die überhängenden dornigen Gewächse wirken wie ein Schirm, unter denen die Tomaten gerne stehen. Tomaten mögen bekanntlich nicht so gerne das Nass von oben.

Vieles findet sich im Café Unterhammer wieder

An einer anderen Stelle des historischen Gartengeländes, dort wo nicht nur Heinke Welge den „Lustgarten“ der ehemaligen Besitzerfamilie von Gienanth vermutet, geht es der Brombeere und allerlei Gestrüpp dagegen weiter an den Kragen. Dort, wo bereits der Roggen wächst, entfacht sich die Suche nach dem alten historischen Rundweg durch das Gartenareal als spannende Sache. „Wir haben eine in Stein gehauene Sitzgelegenheit freigelegt“, zeigt Welge auf einen der Hinweise aus früheren Gartenzeiten. Der Roggen steht übrigens prächtig da, lässt eine gute Ernte und die Aussicht auf selbstgebackenes Brot erwarten.

Was im jetzigen Garten geerntet wird, kommt hin und wieder auch im Café Unterhammer in den Verkauf – Teemischungen, Gewürzmischungen, selbstgemachter Sirup und Marmelade. Wenn die Zucchini oder die Tomaten, übrigens wie die allermeisten Gewächse alte Sorten, in vollem Saft stehen, kann auch davon schon mal was im Café oder im Verkaufswagen erstanden werden, erzählt Welge. Sie ergänzt, dass der Blumenschmuck im Café auch aus dem Garten stammt, an dem sich am Tag der offenen Gartentür die vielen Rosen unter der Blütenpracht geradezu vor den Besuchern zu verneigen scheinen.

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