Kindsbach Warum in der Galerie Wagner ganzjährig Weihnachten ist

Walfriede Wagner vor den beidseitig bemalten Zinnfigürchen und der Nussknackerparade.
Walfriede Wagner vor den beidseitig bemalten Zinnfigürchen und der Nussknackerparade.

In Wilfriede Wagners Galerie in Kindsbach gibt es Weihnachtsgefühle im Sommer. Und auch sonst ist ganz viel zu entdecken. Nur Echtes, wie sie betont.

In Kindsbach weiß man ohne Blick auf die Uhr immer, wann es 10 ist. Dann geht mit schöner Regelmäßigkeit der Rollladen an der Galerie Wagner in der Kaiserstraße hoch, und Wilfriede Wagner stellt ihr Hinweisschild „Geöffnet“ raus. Das ist ihr wichtig – „man muss doch sehen, dass ich da bin“. Zumal das Schild gute Dienste leiste. Nicht selten komme es vor, dass Autos vorbeiführen, wendeten und sich die Kunden dann ziemlich überrascht zeigten vom dem, was hier geboten wird: Keramik, Zinnfigürchen, Fensterbilder aus Plauener Spitze, Ölgemälde, Holzkunstwerke und ganz viel mehr.

Anfangs eine Galerie in Katzweiler

„Ich führe nur, was echt ist“, betont die Inhaberin, die schon seit dem Jahr 1989 Holzkunst aus dem Erzgebirge anbietet. Zuvor hatte sie für einige Jahre in Katzweiler gemeinsam mit ihrem Mann eine Gemäldegalerie betrieben. Gemälde waren ihre erste Leidenschaft – allerdings nur „herkömmliche Kunst“, also Gemälde, auf denen der Betrachter direkt sieht, was er sieht.

Das Wort „Galerie“ ging dann mit nach Kindsbach, nachdem Wilfriede Wagner und ihr Mann in der Kaiserstraße ein Haus erstanden hatten. „Hier war mal ein Möbelladen“, blickt sie zurück. Möbel gibt es bei ihr nicht, aber so viel anderes, dass sich Kunden auch schon vier Stunden lang bei ihr aufgehalten haben, wie sie berichtet. Wagner ist überzeugt: „Wer bei mir nichts findet, der findet nirgendwo was.“

Plastik aus dem Laden verbannt

Wohin denn zuerst schauen? Da die Striezelkinder, dort, tatsächlich, gibt es Räucherfrauen, wenige nur, aber es gibt sie. Räuchermännchen sitzen in einer eigenen Eisenbahn, samt Gepäckwagen. „Es gibt auch einen Weihnachtswagen“, sagt die Herrin über diese unglaubliche Vielfalt. Überhaupt: Das Thema Weihnachten zieht sich durch fast alle Regale – oder hängt als Pyramide von der Decke.

Was es nicht gibt: Plastik. Das Material findet sich weder in den Nussknackern noch in den Schwibbögen, den teils filigran gearbeiteten Themenbögen aus Holz, die es mal mit Licht und mal ohne gibt. Weihnachtskrippen sind in vielen Variationen zu entdecken, mal in traditioneller feingliedriger Kunst, mal in modern. Sie alle wurden im Erzgebirge von handwerklichen Könnern gefertigt. Wilfriede Wagner hat sie direkt beim Hersteller in Augenschein genommen. „Das muss ich sehen, das kann ich doch nicht im Katalog bestellen.“ Vier- bis fünfmal pro Jahr fahre sie ins Erzgebirge. Und Jahr für Jahr kehre sie in jüngerer Vergangenheit trauriger zurück. „Die Betriebe dort machen nach und nach alle zu. Es gibt kaum Nachfolger, die diese Kunst weiterführen.“

Einen Nachfolger gibt es nicht

Ein solches Szenario droht womöglich auch ihrer Galerie in einigen Jahren. Seit 23 Jahren ist sie verwitwet, führt den Laden alleine. Ihr Sohn unterstützt sie zwar, wenn Not am Mann ist, das Geschäft übernehmen will er aber nicht. Noch soll aber nicht Schluss sein! „Ich könnte ja aufhören, aber der Laden ist halt meine Liebe“, sagt sie. Wem also im Sommer ein leeres Schaufenster ins Auge fällt, der muss nicht davon ausgehen, die Galerie habe ihre Pforten für immer geschlossen. Das dürfte dann andere Gründe haben: „Wenn es so heiß ist, kann ich kein Holz hinstellen“, erläutert Wagner. Deshalb stünden dann entweder Keramik oder auch mal gar nichts im Schaufenster.

Die Osterkunst musste übrigens nach dem Fest aus den Regalen weichen. Nur die Weihnachtsstücke bleiben ganzjährig da, und das hat einen Grund, wie Wagner schildert: Da würden Einzelstücke gerne auch im Laufe des Jahres verschenkt, damit an Weihnachten alles komplett ist.

Kuckucksuhren nur aus dem Schwarzwald

Für ihre zahlreichen amerikanischen Kunden packt Wilfriede Wagner die Ware ein, wenn diese nach Übersee geschickt werden soll. „Dann bin ich sicher, dass alles gut ankommt.“ Es gebe schon Unterschiede beim Kaufverhalten deutscher und amerikanischer Kunden. So kauften Amerikaner vielfach Keramik-Bierkrüge oder Becher und Krüge aus Gebrauchszinn. Bei den Kuckucksuhren gebe es sogar große Unterschiede bei den Vorlieben. Bei jenen Uhren gebe es in ihrem Laden kein „made in China“, unterstreicht Wagner. Nur welche mit Uhrwerk und Gewichten, und im Schwarzwald gefertigt müssten sie schon sein.

Bleibt die Frage, wer das regelmäßige Abstauben all der kleinen und großen Sachen in den Regalen übernimmt? „Das mach ich“, sagt die Inhabern. Langeweile komme bei ihr ganz sicher nicht auf. Und der Fön in ihrer Hand sei beim Abstauben eine große Hilfe.

Mehr Infos unter www.wagner-galerie.de

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