Trippstadt Wie schon die Kleinsten beim Schubkarrenrennen groß rauskommen

Fast im Ziel: Die vierjährige Zoe lenkt ihre Schubkarre über die Tartanbahn. Das Rennen bei der Kerwe ist gut besucht, an der St
Fast im Ziel: Die vierjährige Zoe lenkt ihre Schubkarre über die Tartanbahn. Das Rennen bei der Kerwe ist gut besucht, an der Strecke werden die Teilnehmer angefeuert.

Nervöse Eltern, siegessichere Kinder und ein gespanntes Publikum: Zahlreiche Besucher sind am Montag zum Abschluss der Trippstadter Kerwe, dem traditionellen Schubkarrenrennen gekommen. Der Ehrgeiz war groß – auch bei den Kleinsten.

Zusehends verwaist liegt der Kerweplatz in der gewitterschwülen Hitze. Scharen strömen an die Karlstalhalle. Vor dem eingezäunten Bereich rings um die kleine Tartanbahn entlang der Hallenflanke stehen Mütter und Väter mit ihren Jüngsten zur Registrierung an. „Gell, wir machen mit, weil wir gewinnen“, sagt ein etwa Sechsjähriger zu seinem gleichaltrigen Kumpel. Beide machen sich durch heftiges Kopfnicken gegenseitig Mut. „Ich mache mit, weil es einfach Spaß macht“, meint der zehnjährige Laurin, der mit Vater Felix Bayer in der Warteschlange steht. Aber seine Schwester Liara (7) setzt noch eins drauf: „Ich rechne mir einfach gute Chancen aus.“

Noch herrscht entspannte Volksfeststimmung auf dem Rasenhang entlang der Wettkampfstrecke. Starke Gummibänder grenzen den Zuschauerbereich von der Rennpiste ab. Am Start herrscht schon dichtes Gedränge rund um das Fahrerlager der gemeldeten Schubkarrenwettbewerb-Piloten. Helmut Celim, Tourismus-Verantwortlicher der Gemeinde, kündigt per Lautsprecher-Anlage den baldigen Start an. Unterstützt von Frauen und Männern des Schützenvereins „Freiherr von Gienanth“, dem Turnverein Trippstadt und dem Fremdenverkehrsverein trifft er die letzten Vorbereitungen.

Die Ärmchen sind noch kurz

Einen klassischen Startschuss gibt es selbstverständlich nicht für zwei Dreijährige, die sich gerade mit ihren Rennfahrzeugen vertraut machen. Leicht ist das Schubkarrengestell zwar, aber die langen Holme sind für die kurzen Ärmchen nicht so gut zu händeln. Der Mann vom Turnverein greift derweil zu seinem Startergerät. Die kleinen Schubkarren-Piloten sind ganz aufgeregt. An den Verlängerungsstangen biegt er die schwarze und weiße Halbscheibe auseinander.

Nach dem Startknall beim Zusammenklappen schieben die beiden Kontrahenten mit Verzögerung los. Die hohen Haltegriffe der Schubkarren machen es ihnen nicht leicht, das Gefährt auf Linie zu halten. Bei den Rennsportlern taumelt ihr Einrad mehrfach ins Gras neben der Bahn. Staunend nehmen die Kleinen die Beifallsstürme, das Pfeifen und laute Klatschen immer wieder zur Kenntnis. Jedenfalls bringen beide ihre Schubkarre letztlich doch noch auf Kurs. Am Ende ruft es aus den Zuschauerreihen: „Unentschieden.“ Und im Zieleinlauf wirken die Mütter und Väter deutlich aufgelöster als ihre Jüngsten nach dem Wettkampf.

Ursprung Mitte des 18. Jahrhunderts

Mit den Ursprüngen des alten Schubkarrenrennens hat die heutige Kerwegaudi freilich nur sehr entfernt noch etwas zu tun. In der Zeit der Freiherren von Hacke, etwa in der Mitte des 18. Jahrhunderts, sollen diese ihren Waldarbeitern einen freien Tag nach dem Kerwewochenende „geschenkt“ haben. Das jedenfalls vermutet Chronik-Autor Karl-Heinz Neudecker.

Ob die damaligen Schubkarrenlenker an diesem freien Tag aber mit solch einem sportlichen Ehrgeiz zur Sache gingen wie die Sportler am Montagnachmittag, ist sehr fraglich. Eine der Siegerinnen im Grundschulalter schaut ihren Vater nach dem Zieleinlauf ganz entgeistert an, als er sie darauf hinweist, dass sie zwar den Zweikampf gewonnen habe, es aber gut sein könne, dass ein anderes Mädchen die Strecke in kürzerer Zeit schaffe. Heftiges Schluchzen. Kein Wunder, schließlich will ja jeder mal Sieger sein.

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