Bruchmühlbach-Miesau Wikingerfest lockt große und kleine Besucher an
Nahezu mystisch wirkte das kleine Wäldchen hinter Elschbach. Unter den Baumwipfeln kennzeichnen zahlreiche Vertiefungen und Hügel das Gelände des Sport- und Gesangsvereins. Schon nach wenigen Schritten über das Gelände fühlte man sich an diesem Wochenende in eine andere Zeit zurückversetzt. Nicht nur die Mitwirkenden, auch so mancher Besucher war beim 36. Wikingerfest in historisch passenden Gewändern unterwegs.
Diese mussten nicht nur schön aussehen, sondern auch so einiges aushalten. Am Samstagnachmittag duellierten sich die verschiedenen Sippen. So nennen sich die einzelnen Gruppierungen der Teilnehmer. In den Wettkämpfen traten die „Wikinger“ in fünfköpfigen Teams, ein Häuptling mit vier Gesellen, in mehreren Disziplinen gegeneinander an. Neben dem Steinstoßen galt es unter anderem beim Aalwerfen, die Konkurrenz hinter sich zu lassen – allerdings ohne echten Aal, stattdessen sollte ein Gummischlauch in einem vier Meter entfernten Bottich landen. Der Sieger wurde schließlich beim Tauziehen ermittelt.
Drei Tage in einer anderen Welt
Standesgemäß gefeiert wurde im Anschluss in der „Tränke“. Neben dem klassischen Bier wurde dort unter anderem ein „Möwenschiss“ über den Tresen gereicht. Was zunächst alles andere als appetitlich klang, entpuppte sich als Bommerlunder, erklärte Wolfgang Weber, Vorstand des SGV. „Traditionell gehört zu dem Bommerlunder auch eine Scheibe Salami mit Meerrettich und Senf“, ergänzt Weber. Nur dann sei es ein echter „Möwenschiss“.
Gehaust wurde dieser Tage in schlichten Zelten. Überall auf dem Gelände spitzelten die Zeltspitzen zwischen den Bäumen und Sträuchern hervor. Seit Dienstag wurden diese fleißig aufgebaut. „Wir wollen drei Tage lang in eine andere Zeit eintauchen“, erzählt Weber. Von Anfang an mit dabei war Erich Heintz. Der heute 74-Jährige war der Erste, der vor mehr als dreißig Jahren sein Zelt an besagter Stelle aufschlug. Geändert hat sich daran bis heute nichts. „Es ist immer wieder schön, hierher zurückzukommen und einen Hauch von Mittelalter aufleben zu lassen“, erzählt Heintz.
„Erfindung“ der Straußjugend
Deutlich gemächlicher dagegen ging es am Sonntag auf dem Fest zu. An diesem Tag hielten überwiegend die jungen Wikinger Einzug auf dem Gelände. Mit den Eltern im Schlepptau durften die kleinen Besucher ebenfalls ihr Können unter Beweis stellen. Beim Sprung aus dem Stand oder beim Zielwurf stand der Spaß im Vordergrund. Sichtlich stolz trugen viele von ihnen ihre Wikingergewänder. Besonders gefragte Accessoires: aus Holz gefertigte Schilder und Schwerter.
Der Ursprung des Wikingerfestes geht zurück auf die damalige Straußjugend. Mitte der 1980er Jahre habe die von sich selbst behauptet, sie „feiern wie die Wikinger“, erzählt Weber. Schließlich drang die Feierlaune bis zum damaligen Landrat vor, der sich selbst von dem damals noch nicht existierenden Wikingerfest überzeugen wollte. Seitdem findet stets am ersten September-Wochenende in Elschbach das Wikingerfest statt.