Kreis Kaiserslautern Zwei Perspektiven prallen aufeinander

Fünf Monate ist die EDV-Umstellung in der Grundschule Schopp nun her, doch noch immer ist die Unzufriedenheit dort damit groß. Das von der Verbandsgemeinde als Schulträger eingesetzte System sei nicht ausreichend leistungsfähig, beklagen die Eltern, während der Bürgermeister die Schule als überdurchschnittlich gut ausgestattet beschreibt (die RHEINPFALZ berichtete zuletzt am 17. Dezember 2016.) Doch auch der Schopper Ortsbürgermeister sieht inzwischen Handlungsbedarf.

Die Mängelliste, die der Schulelternbeirat (SEB) erstellt hat, ist lang. Sie reicht von langen Hochfahrzeiten der Rechner, nicht möglichen individuellen Desktopeinstellungen, fehlenden Außenzugängen und Mailservern im Vergleich zu früher bis zu Kritik am Support und dem Betriebssystem. „Das ist eine Totgeburt“, urteilt Elternsprecherin Andrea Jatzko, denn für das installierte Windows7 gibt es seit 2015 keine neuen Programme mehr und im Januar 2020 wird der Support vollständig eingestellt. „Sicher, die Ausstattung ist Sache des Schulträgers“, sagt sie, „aber der hat massiv in das medienpädagogische Konzept der Schule eingegriffen.“ Nicht nur die Unzufriedenheit mit dem jetzigen System, sondern vor allem die Empörung über das Vorgehen des Bürgermeisters Uwe Unnold (FWG) ist groß: „ Hätten wir gewusst, dass er in den Herbstferien den Austausch vornimmt, hätten wir eine Sitzblockade gemacht! Er wäre nicht in die Schule gekommen!“ Während Unnold die Aussagen des Schulelternbeirats nicht versteht und darauf verweist, dass die Grundschule Schopp im Landkreis „auch nach der Umstellung auf Windows-Server weit führend sein dürfte“, ziehen Eltern und Lehrer den Vergleich zu vorher und ärgern sich, dass ein „sehr gutes System zerstört“ worden sei. Vor über 20 Jahren hat Walter Sommer, IT-Leiter eines Lauterer Forschungsinstituts und Ehemann der jetzigen Schulleiterin Christiane Sommer, ehrenamtlich dieses Computersystem eingerichtet und seitdem betreut. Als Gründe für den Austausch nannte er erstens den Datenschutz, da es Fernzugänge gab, zweitens zu hohe Energiekosten. Am Datenschutz konnte keine der Institutionen, die sich das System genauer ansahen, einen Schwachpunkt finden; Techniker des Landesdatenschutzbeauftragten und des Pädagogischen Landesinstituts (PL) wurden ins Boot geholt, es gab auch mehrere Beratungsgespräche mit VG, Schule, Schulelternbeirat, Ortsbürgermeister Bernd Mayer (FWG) und PL. Die Ergebnisse dieser Gespräche werden sehr unterschiedlich bewertet. Die 2015 festgestellten hohen Energiekosten an der Schule veranlassten die VG, Zwischenzähler an den damals neun Servern – jetzt sind es zwei – und der Klimaanlage dafür einzusetzen. Denn in der Schule gibt es noch weitere Stromfresser wie einen Brennofen und eine alte Heizung. Der Energieverbrauch für die komplette EDV-Anlage lag laut Unnold bei gut 20.000 Kilowattstunden aufs Jahr gerechnet und damit bei Stromkosten von rund 6000 Euro, nach dem Austausch betragen diese nur noch ein Fünftel, also zirka 1200 Euro. Da das Vertrauen zwischen Bürgermeister und Eltern völlig zerrüttet ist, hat sich der Schopper Ortsbürgermeister Mayer angeboten, die Messung zu überprüfen. Für ein abschließendes Urteil sei es zu früh, meint er auf Nachfrage, die Messung müsse über einen längeren Zeitraum gehen. Er merkt jedoch an, dass „man die Klimaanlage in dem Umfang auch damals schon nicht gebraucht hätte“, denn es sei immer „saukalt“ in dem Raum gewesen. „Ein kleineres Gerät hätte es auch getan“, oder schlicht das Fenster zu kippen; als Einbruchsicherung hätte ein Gitter angebracht werden können, meint er. Der damalige Schulleiter habe bereits 2005 die VG auf die hohen Energiekosten der fest installierten Klimaanlage hingewiesen, habe Mayer von jenem erfahren. Auch gegen den hohen Stromverbrauch der Server hat es laut Schule Angebote gegeben. Sie wollte die alten gegen sparsamere Server austauschen – wozu es jedoch nicht kam. Obwohl er als Ortsbürgermeister nicht für die Schule zuständig ist, setzt sich Bernd Mayer nun für deren Belange ein, da er „immer wieder von den unzufriedenen Eltern angesprochen“ werde. Seine Einschätzung: „Es ist nicht so, dass die Lehrer sich nicht einarbeiten wollen, es liegt an der Technik.“ Deshalb herrsche auch im Schopper Gemeinderat Einigkeit, Druck aufzubauen, um die Verbandsgemeinde zum Handeln zu bewegen. So lautet eine der Hauptforderungen des Schulelternbeirats, das alte System wieder herzustellen. Walter Sommer hat sich bereit erklärt, dieses wieder einzurichten und ehrenamtlich zu betreuen. Dies allerdings weist Unnold zurück. Zusammen mit dem Pädagogischen Landesinstitut „haben wir weit über die Landesempfehlung hinaus für Schopp Sonderwünsche geprüft und zum großen Teil auch umgesetzt“, erwidert er. „Das System läuft einwandfrei und auch nicht langsam.“ Das Institut habe auf Programme hingewiesen, die das medienpädagogische Konzept auch auf dem Betriebssystem ermöglichen, zudem kostenlos. Zum Dienstleister merkt er an, dass „seltsamerweise sonst keine Schule über schlechten Support klagt“. Die Kritik der Eltern kann auch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) nicht nachvollziehen. Obwohl vom SEB immer wieder angesprochen, weist sie darauf hin, dass die ADD die falsche Adresse sei, betont Sprecherin Eveline Dziendziol. „Wir haben kommunale Selbstverwaltung; selbst wenn ich bei der VG anrufen würde, könnte ich sie zu nichts zwingen.“ Doch auch inhaltlich verstehe sie die Kritik nicht, denn in einem Vermerk des PL nach dem Gespräch Ende Januar heißt es, das „Netzwerk ist bis auf kleine Ausnahmen funktionsfähig und der Unterricht an der Schule kann wieder erfolgen“, zitiert sie. Auch in Zukunft sieht Unnold keine Probleme in dem System. Eine „Serverumstellung zu gegebener Zeit wird sicher keine sonderlich hohen Kosten verursachen“. Zudem gehe die Entwicklung an den Schulen eh „in die mobile Richtung“ mit Tablets und Laptops, weshalb eine Rückkehr zum alten System nicht zweckdienlich sei. Bisher seien für die Hardware 1899 Euro und für die Installation 3809 Euro ausgegeben worden, listet er auf. Die 340 Euro für den Betreuungsvertrag im Jahr trage zudem das Land. Der Schulelternbeirat hingegen schätzt den tatsächlichen finanziellen Aufwand, der bisher und künftig wegen der Umstellung entstehen wird, auf das Vielfache.

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