Kusel „Aussteigen aus dem Alltag“

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Das Blieskasteler Collegium Vocale lädt für Montag, 22. Februar, 19 Uhr, in die St. Ingberter Engelbertskirche zu einer besinnlichen Andacht nach englischer Chortradition ein. Bei diesem Evensong werden Werke von Thomas Tallis, C. V. Stanford und Felix Mendelssohn-Bartholdy zu hören sein. Was es mit dem Evensong auf sich hat, darüber hat sich Redakteurin Regina Wilhelm mit dem Dirigenten und Gründer des Chors, Dekanatskantor Christian von Blohn – der auch die Orgel spielt – , unterhalten.

Herr von Blohn, wie kamen Sie auf die Idee, einen Evensong anzubieten?

Ich habe eine Zeit lang in Großbritannien studiert und dabei die englische Kirchenmusik kennengelernt. In vielen englischen Kathedralen, auch in der Westminster Abtei oder der St. Pauls Kathedrale, aber vor allem auch in den Colleges in Oxford und Cambridge gibt es die Evensongs. Mir gefällt diese Form sehr gut und so dachte ich, war um sie nicht auch hier einführen. Unser Pfarrer, Andreas Sturm, der selbst ein Jahr in den USA gelebt hat, war von der Idee gleich angetan Und Ihr Chor? Ich leite das Collegium Vocale seit 25 Jahren. Wir haben schon öfter anthems, also englische Kirchenlieder, einstudiert und auch englische Literatur gesungen. Jetzt sind einige Werke in die Form des Evensongs eingeflossen. Was ist denn das Besondere am Evensong? In der Anglikanischen Kirche gibt es die Evensongs schon seit Jahrhunderten. Eingeführt hat sie der Erzbischof Thomas Cranmer in der Zeit der Regentschaft Heinrich VIII., also im 16. Jahrhundert. Grundlage bildet das Book of Common Prayers. Im Laufe der Zeit haben sich – je nach Tradition – verschiedene Formen entwickelt. Die Evensongs sind meist sehr kontemplativ. Sie zeichnen sich durch eine himmlische Musik, eine Lesung und Fürbitten aus. Wie sieht das beim Evensong in St. Ingbert aus? Der Evensong ist verwandt mit unserer Vesper und dem Komplet, bildet eine Mischform aus beiden. Zu finden ist auch hier das Magnificat und der Lobgesang des Simeon. Wir werden, ganz in der englischen Tradition, schlichtere und anspruchsvollere Werke vortragen. Der größte Teil wird auf englisch gesungen, es gibt aber Blätter mit Übersetzung für die Zuhörer. Das Magnificat sowie einige Lieder, bei denen die Besucher mitsingen können, werden auf deutsch sein. Gibt es Erfahrungen mit dieser Gottesdienstform? Wir bieten den Evensong zum ersten Mal an. Ich weiß also nicht, ob er angenommen wird. Die Vespern sind in der Regel ja nicht mehr gut besucht, und auch die Chöre studieren sie oft nicht mehr gern ein. Beim Evensong sind die Chöre und Chorleiter viel freier in der Auswahl der Werke; vielleicht fühlen sich so Sänger und Besucher gleichermaßen stärker angesprochen. Es wird eine Lesung und Fürbitten geben. Wir haben bewusst einen Wochentag ausgewählt, weil der Evensong auch dazu einlädt, vom hektischen Alltag auszusteigen und sich zu erholen. Bleibt es bei diesem einen Evensong? Nein, zwei weitere Chöre aus St. Ingbert werden je einen im Laufe des Jahres übernehmen. Gleich bleiben Uhrzeit, Wochentag und Ort. Die Idee dahinter ist auch, dass auf diese Weise die neue Pfarrei St. Ingobertus weiter zusammenwachsen soll.

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