Kusel „Ich bin ein richtiger Weltenbummler geworden“

Alexa mit Gastfamilie in Disneyworld in Orlando...
Alexa mit Gastfamilie in Disneyworld in Orlando...

„It’s not a year in the life, it’s a life in a year – es ist nicht ein Jahr im Leben, es ist ein Leben in einem Jahr“, so beschreibt die 16-jährige Alexa Roth ihren zehnmonatigen Auslandsaufenthalt, den sie im Rahmen des Parlamentarischen Partnerschaftsprogramms des Bundestages bis Ende Juni in den USA verbracht hat.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich dieses Stipendium bekomme, ich habe das Angebot entdeckt und mich ohne große Hoffnungen darauf beworben“, berichtet Roth. Zu ihrer Überraschung sei sie ein halbes Jahr später zu einem Auswahlwochenende nach Hermeskeil eingeladen worden. Dort habe sie einige Wissens-und Englischtests absolvieren müssen, bevor sie es in die Endauswahl der letzten Drei geschafft habe. Nach einem Interview mit dem Bundestagsabgeordneten Xaver Jung sei dann endlich klar gewesen, dass sie mit von der Partie sei. Zunächst habe es aber einige Zeit in Anspruch genommen, bis sie eine Gastfamilie gefunden habe. Das habe erst zwei Wochen vor der Abreise am 8. September 2016 geklappt. Im Bundesstaat Ohio habe es nur kurze Zeit gedauert, bis sie sich in ihre Gastfamilie Norris verliebt habe: „Es war wirklich eine tolle Familie; zwei super Töchter und auch die Eltern waren wirklich sehr lieb.“ Freitags angekommen, musste Roth bereits montags ihren Unterricht an der Willoughby Highschool antreten, an der der Gastvater auch unterrichtet. „Ich durfte mir meinen Stundenplan selbst zusammenstellen. Mir haben vor allem Spanisch, Politik, Töpfern und Astronomie sehr gut gefallen.“ Am Anfang habe es zwar leichte Sprachschwierigkeiten gegeben, gibt Roth zu, das habe sich allerdings schnell gelegt. Im Fach Englisch habe sie sogar zu den Besten ihrer Klasse gehört, scherzt sie. Die Zeit an der Highschool sei eine wunderbare Erfahrung gewesen; sie habe viele neue Freunde gefunden und an allerhand Aktivitäten teilnehmen können. So ist Roth beispielsweise dem Cheerleader-Team der Highschool beigetreten: „Ich wollte wissen, ob das wirklich so klischeebeladen ist, wie man das aus den Filmen kennt, aber ich war wirklich positiv überrascht – es hat mir sehr viel Spaß gemacht.“ Auch der Theatergruppe habe sie angehört, dem sogenannten Drama-Club. Dort habe sie auch Bühnenauftritte absolviert. Ein besonderes Stück sei das „Crucible-Theater“ gewesen, das im zwölften Jahrhundert in der Zeit der Hexenverfolgung spielt, bei dem sie die Rolle einer Denunziantin übernahm. Was Roth in ihrer Freizeit alles erlebt habe, könne sie gar nicht alles aufzählen, es sei ein extrem ereignisreiches Jahr für die Altenglanerin gewesen. Der erste Höhepunkt sei ein Baseballspiel bei den Cleveland Indians gewesen, bei dem sie mit ihrem Gastvater gewesen sei: „Ich habe das Spiel zwar zunächst nicht verstanden, aber ich habe es nach und nach gelernt – wir haben später auch selbst Baseball im Garten gespielt“, erinnert sich Roth. Ihre Lieblingserinnerung sei allerdings die zwölftägige Karibikkreuzfahrt mit der ganzen Familie, die sie nach St. Thomas, Antigua, St. Maarten, St. Lucia und Barbados führte. In St. Thomas habe sie gar die Möglichkeit gehabt, mit Meeresschildkröten zu tauchen – unvergesslich: „Ich bin froh, dass ich überhaupt mitdurfte, eigentlich war es mir verboten, das Land zu verlassen, da ich nur ein Visum für die USA hatte. Gott sei Dank habe ich von Deutschland noch eine notariell beglaubigte Erlaubnis erhalten.“ Ein großes Spektakel auf der Kreuzfahrt sei auch die große Silvesterfeier im Schiffsfoyer gewesen, berichtet Roth. Ein ganz besonderes Erlebnis sei auch ein achttägiger Roadtrip von Ohio nach Florida mit Ziel Disneyworld/Orlando gewesen: „Disneyland war einfach großartig, für mich ging ein kleiner Mädchentraum in Erfüllung.“ Es sei unfassbar, wie viele Menschen sich in einem Vergnügungspark aufhalten könnten. Vom Nachbau des Schlosses Neuschwanstein ist Roth allerdings etwas enttäuscht: Es sei doch sehr viel kleiner als gedacht. Weitere Ausflüge führten nach Washington und New York, wobei Roth vor allem ihre Liebe für den Big Apple entdeckt habe: „Diese Stadt ist so unfassbar riesig, das kann man sich in Deutschland gar nicht vorstellen, ich bin alleine an einem Tag über 18 Kilometer durch die Innenstadt gelaufen“, erinnert sich Roth. Besichtigt habe sie alles, was sie in Filmen schon einmal gesehen habe und unbedingt einmal real erleben wollte. In Washington habe sie das Weiße Haus besichtigt und die Möglichkeit gehabt, mit dem Abgeordneten von Ohio und einem Vertreter des Senators von Ohio zu sprechen. Am Ende ihres Aufenthaltes hat Roth das Highschool-Jahr mit einem Ehrendiplom abgeschlossen. Für ein richtiges Diplom sei der USA-Aufenthalt leider zu kurz gewesen. Mit einer typisch amerikanischen Abschlussfeier, der sogenannten Prom-Night, sei das Schuljahr verabschiedet worden. In einem riesigen Ballsaal mit allerlei Schnickschnack und sehr viel Kitsch habe sie dort einen unvergesslichen Abschlussball erleben dürfen. Dass sie diese Erfahrungen sammeln durfte, darüber sei Roth einfach nur glücklich. Sie wolle auch auf alle Fälle ihre Gastfamilie wieder besuchen. Zuerst aber müsse sie jetzt ihr Abitur am Kuseler Gymnasium machen: „Ich kann nur jedem empfehlen, eine USA-Reise zu machen. Ich habe das Gefühl, dass ich auch reifer geworden bin, ich bin jetzt viel offener und mutiger, neuen Dingen gegenüber.“ Und: „Ich bin eine Weltenbummlerin geworden, deshalb möchte ich auch im Ausland studieren“, ist sich Roth sicher.

... und in New York.
... und in New York.
x