Kusel Kusel: Niedrige Arbeitslosenquote ist nur halbe Wahrheit

Massenhaft Statistiken zur Arbeitsmarktentwicklung im vergangenen Jahr hatte Agentur-Chef Peter Weißler gestern zum Gespräch mit
Massenhaft Statistiken zur Arbeitsmarktentwicklung im vergangenen Jahr hatte Agentur-Chef Peter Weißler gestern zum Gespräch mit der RHEINPFALZ-Redaktion dabei. Wir werden sie weiter auswerten.

Eine erstmals unter die Vier-Prozent-Marke gesunkene Arbeitslosenquote, ein Jahresschnitt von nur noch 4,4 Prozent, die Zahl der gemeldeten Erwerbslosen um 40 auf durchschnittlich 1646 gesunken – auf den ersten Blick sieht der Arbeitsmarkt 2018 für den Kreis Kusel ausgezeichnet aus. Dennoch nennt Peter Weißler, Chef der Arbeitsagentur Kaiserslautern-Pirmasens, ihn im Gespräch mit der RHEINPFALZ nur „durchwachsen“.

Gefahren eines Einbruchs 2019 nicht zu erkennen

Es hätte besser laufen können, begründet der Agenturchef sein Urteil. Vor allem die Insolvenz von CS Schmal zeitigt ihre Konsequenzen. Die rund 300 weggefallenen Jobs hinterlassen Spuren in der Beschäftigungsstatistik. Denn während anderenorts die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten dank der fortdauernden Konjunktur weiter auf Rekordniveau gestiegen ist, verzeichnet der Landkreis Kusel sogar ein Minus von 91 Jobs – ein Rückgang um 0,7 Prozent auf 12.309 jeweils zur Jahresmitte (aktuellere Zahlen gibt es nicht). „Das ist der schlechteste Wert in der ganzen Westpfalz.“ Allerdings sieht sich Weißler auch in seiner Einschätzung von vor einem Jahr bestätigt, wonach der Arbeitsmarkt robust genug ist, die Folgen der Schmal-Insolvenz aufzufangen. „Dass die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse nur um 91 gesunken ist, obwohl rund 300 Arbeitsplätze entfallen sind, zeigt, dass in anderen Bereichen Beschäftigung aufgebaut worden ist.“ Aktuell seien noch 88 Menschen aus dem Landkreis Kusel, die bei CS Schmal gearbeitet haben, arbeitslos gemeldet – zumeist ältere und weniger qualifizierte, was ihre Vermittlung schwerer macht. Aber: „Mehr als die Hälfte hat also wieder Jobs, und ich bin zuversichtlich, dass uns das bei weiteren gelingt, denn die Entlassungen sind ja in Wellen erfolgt.“ Damit will er die Dramatik aber keinesfalls herunterspielen: „Jeder Mensch ohne Arbeit ist ein Schicksal, ist einer zu viel.“

Rege Nachfrage nach Fachkräften

Dass sich der zehn Jahre währende Aufschwung auch angesichts der Unwägbarkeiten wie Trump und Brexit seinem Ende nähern könnte, fürchtet auch Weißler. Aber er erwartet keine Einschnitte für den Arbeitsmarkt im neuen Jahr: „In Rheinland-Pfalz und speziell in der Westpfalz gibt es nach wie vor eine sehr rege Nachfrage nach Arbeitskräften.“ Die Auftrags- und Beschäftigungslage sei also gut; und speziell im Handwerk kämen die Firmen kaum hinterher. Nicht zuletzt deshalb erwartet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung für die Westpfalz, dass im neuen Jahr weitere 1600 Arbeitsplätze entstehen. Dass aber der Facharbeitermangel so langsam durchschlägt und schlussendlich sogar Wachstum begrenzt, ist für Weißler keine Frage. In der Gastronomie – siehe Kuseler Nordkreis – zeige er sich schon deutlich. Im Pflege- und Gesundheitsbereich sei es nicht weniger schwierig, Personal zu finden. Und früher oder später, wenn die sogenannten Babyboomer in Rente gehen, werde es vor allem für das Handwerk schwer. Die Arbeitsagentur habe nur eingeschränkt Möglichkeiten, hier entgegenzuwirken. Denn beispielsweise die Breitbandversorgung oder die Kita-Plätze seien wichtige Faktoren, um Arbeitskräfte hier zu halten oder vielleicht sogar hierher zu locken.

Ruhestandswelle rollt

Der Landkreis Kusel sei dabei vom Facharbeitermangel noch stärker bedroht als beispielsweise die Stadt Kaiserslautern, räumt er auf Nachfrage ein, da es den Trend in die Stadt gebe. Hinzu komme: Die Bevölkerung im Kreis sei im Schnitt älter als in der Stadt Kaiserslautern. Die Ruhestandswelle kommt folglich früher. Helfen könnte da, allen Kritikern zum Trotz, die Zuwanderung. Die Deutschkurse für Geflüchtete seien inzwischen weitgehend abgeschlossen; die Zahl derer steige, die in eine Ausbildung oder in Arbeit vermittelt worden seien. Im Kreis Kusel waren das – Stand Juni 2018 – bereits 76 Geflüchtete nach 54 ein Jahr zuvor. Weißler erwartet hier weiter steigende Zahlen nach Abschluss aller Deutschkurse.

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