Kusel Liebeserklärung an den Urwald

Bannt das intensive Leben im Urwald auf Leinwand: Malerin Rita Mühlbauer.
Bannt das intensive Leben im Urwald auf Leinwand: Malerin Rita Mühlbauer.

Die Faszination des Regenwaldes steht im Mittelpunkt der Sonderausstellung „Sehnsucht Urwald“ im Urweltmuseum Geoskop auf Burg Lichtenberg. Herzstück der heute um 17 Uhr eröffnenden Ausstellung sind im Dschungel entstandene Aquarelle der Münchner Malerin Rita Mühlbauer. Der zweite Teil informiert über Panguana, biologische Forschungsstation und Naturschutzgebiet im amazonischen Regenwald von Peru.

Die Bilder von Rita Mühlbauer sind eine Liebeserklärung an den Urwald. „Überwältigend“ seien die Eindrücke und die Werke geschaffen mit „Respekt und Hingabe an die Großartigkeit, die ich im Dschungel erleben darf“, sagt die 1941 geborene Allgäuerin, die in München als freischaffende Malerin und Illustratorin lebt. Rund 40 Werke umfasst die Schau im Urweltmuseum Geoskop. Sie sind während elf Aufenthalten im Urwald von Brasilien und Peru entstanden – und manchmal auch in Bayern, dessen Wald und da vor allem die Pilze die Künstlerin schon als Kind fasziniert haben. Das Museum reiht sich mit dieser Schau in illustre bisherige Gastgeber von „Sehnsucht Urwald“ ein: Die botanischen Gärten in München, Berlin und Frankfurt waren auch schon Schauplatz dieser besonderen Waldausstellung. „Zwei, drei Stunden“ sitzt Mühlbauer still inmitten des Urwalds, umgeben von Rufen der Affen und den Schweiß leckenden Insekten, zwischen Urwaldriesen und Wasser. Sie bannt und bändigt das intensive Leben vor Ort in Aquarelltechnik, die Üppigkeit der Pflanzen- und Tierwelt, die Stimmungen eines Flusses, die Wand aus Grün, die sich erhebt nur wenige Schritte entfernt von der Forschungsstation Panguana im peruanischen Tiefland. Landschaftsbilder, aus lockerer Hand und doch wirklich, entstehen so ebenso wie Stillleben und fantastische Annäherungen, diese oft auch in der Rückschau im heimischen München. In Panguana, einem Ort, der eigentlich der Wissenschaft vorbehalten ist, war Mühlbauer bisher viermal zu Gast. Die Station wurde 1968 von dem deutschen Zoologen-Ehepaar Hans-Wilhelm und Maria Koepcke gegründet. Heute leitet deren Tochter Juliane Diller, stellvertretende Direktorin der Zoologischen Staatssammlung München, das auf gut 1200 Hektar gewachsene Gelände. Juliane Diller erlangte traurige Berühmtheit als einzige Überlebende eines Flugzeugabsturzes an Heiligabend 1971, bei dem neben ihrer Mutter 90 weitere Menschen starben. Die damals 17-Jährige schlug sich verletzt elf Tage durch den Dschungel. Nicht zuletzt, dass sie von ihren Eltern viel über den Lebensraum Urwald gelernt hatte, ermöglichte ihr das Überleben. Diesen Lebensraum will Juliane Diller heute mit allen Kräften schützen – und erforschen. Bei weitem noch nicht erschöpfend untersucht sind rund 50 Jahre nach der Gründung der Station nur rund zwei Quadratkilometer des primären Regenwaldes in Panguana. Doch selbst die Biodiversität auf diesem kleinen Raum ist bereits um Vieles größer als die in Deutschland, das rund 357.000 Quadratkilometer misst. 500 Baum- und über 10.000 Schmetterlingsarten sind beschrieben – in Deutschland sind es 51 und rund 3500. Für Geoskopleiter Sebastian Voigt war diese Vielfalt ein Anstoß, die Schau auf Burg Lichtenberg zu holen. „Die Regenwälder sind seit der Urzeit Experimentierküchen der Evolution“, sagt er. Wie groß die Faszination der Wälder sowohl unter künstlerisch-emotionalen wie rational-wissenschaftlichen Aspekten ist, zeigen Rita Mühlbauer und Juliane Diller bei der Vernissage heute um 17 Uhr in der Zehntscheune und danach im Museum auf. Beide sprechen zur Eröffnung der Schau.

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