Kusel Reipoltskirchen: "Kunst im Grünen" startet am 28. Mai

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Anna Bludau-Hary, Angelica (Geli) Steinmacher, Thomas Brenner und Paul Hirsch gestalten in diesem Jahr die „Kunst im Grünen“ an der Wasserburg in Reipoltskirchen. Edelgard Lösch, die seit 2016 für die Auswahl der Künstler und das Thema verantwortlich zeichnet, stellte gestern in der Malschule der Wasserburg das Konzept unter dem Titel „Zeitzeichen“ vor. Eröffnet wird die „Kunst im Grünen“ (KiG) am 28. Mai, 11 Uhr.

„Wir schaffen das“ – schmunzelnd richtete Edelgard Lösch gestern ihren Blick auf Diethelm Rünger, dem sie dabei freundschaftlich und mit zuversichtlichen Nicken auf die Schulter klopfte. An Rünger, einst Ideengeber der „Kunst im Grünen“, wird es wieder sein, die Werke der Künstlerinnen und Künstler in die Landschaft einzupassen. Auf seine Erfahrung, sein Können und sein Gespür für das Machbare sind die vier Kreativen angewiesen, wenn ihre Modelle im kleinen Maßstab ins Landschaftsbild übertragen werden. „#insNetzgegangen“ (Anna Bludau-Hary), „Krieg und Frieden“ (Thomas Brenner), „Immer wieder“ (Paul Hirsch) und „Von den Pyramiden zu den Waben“ (Angelica Steinmacher) – so lauten die Titel der Kunstwerke, die als begehbare Installationen konzipiert sind. Anna Bludau-Hary, Papierkünstlerin aus Worms, beschäftigt sich mit sozial relevanten Themen, wie sie gestern bei der Vorstellung ihres Werkes erläuterte. Ihr Thema bei der KiG ist die digitale Vernetzung des Menschen mit den damit verbundenen positiven wie negativen Effekten. Im Mittelpunkt ihrer Installation befindet sich der Mensch – analog zu Leonardo da Vincis bekanntester Darstellung, dem vitruvianischem Menschen – über den sich kreuz und quer Linien ziehen, die symbolisch für die Spuren stehen, die jeder im Internet hinterlässt. Das mag für die negative Seite des World Wide Web stehen, die positive sei die einfache Kommunikation miteinander über große Entfernungen, das Zusammenrücken der Welt. Ihr „digitales Landschaftsmodell“, wie sie es nennt, kann durchwandert werden, „um sich darin zu begegnen oder auch um sich darin zu verlieren“. Bei Sonnenschein werfen die Linien Schatten – eine Idee, um die dunkle Seite des Internets, das „Dark Net“, sichtbar zu machen. Ums ökologische Gleichgewicht geht es Angelica (Gela) Steinmacher. In ihrem Werk „Von der Pyramide bis zu den Waben“ bedient sie sich geometrischer Formen, wobei sie vom Dreieck zum Sechseck gelangt, der Form einer Bienenwabe. Sie sei die stabilste Form, halte den größten Belastungen stand. Sie könne beispielsweise für den Wunsch stehen, „dass Europa stabil bleibt“, oder auch für ein stabiles System, wie ein Bienenvolk. In Steinmachers Diktion ist die ökologische Stabilität Voraussetzung fürs Überleben, wenn es zerstört wird, stirbt erst das (Bienen)-Volk, dann der Mensch. Die Erläuterungen zu den Kunstwerken von Paul Hirsch und des bekannten Fotografen Thomas Brenner übernahm Edelgard lösch, da Brenner derzeit in einem großen Projekt unabkömmlich und Hirsch erkrankt ist. Brenners Installation „Krieg und Frieden“ besteht aus 16 Planen, die auf vier Quadraten hängen, die wiederum ein Quadrat bilden. „Man begibt sich hinein und trifft auf alltägliche harmonische Szenen, die jäh durch Brutalität durchbrochen werden – man hat das Gefühl, man müsse flüchten“, beschrieb Lösch das Kunstwerk des Kaiserslauterers. Paul Hirsch ruft die Geschichte der Wandermusikanten in Erinnerung. „Er wollte etwas erschaffen, das in die Gegend passt und das die Geschichte der Region widerspiegelt“, sagte die künstlerische Leiterin. In Riesennoten aus Holz wird Schuberts Melodie „Ich hör ein Bächlein rauschen ...“ in die Landschaft gesetzt, und auf der Burg soll das visuelle Ereignis für den Besucher über Kopfhörer auch hörbar werden. Eingespielt wird die Liedversion von den Neuen Wandermusikanten der Vanecek-Brüder Roland und Bernhard. Landrat Winfried Hirschberger zeigte sich von den „fantastischen Denkansätzen“ der Künstler äußerst angetan. Die „Kunst im Grünen“ sei ein wichtiger Baustein im kulturellen und touristischen Angebot, das dem Landkreis zu weiterem Ansehen verhelfe. Mit der Begrenzung auf vier Kunstwerke will Edelgard Lösch einer Überfrachtung der Landschaft mit Kunst, die dann wenig greifbar und jedem einzelnen Werk nicht mehr gerecht werde, entgegenwirken. Nach ihrer Vorstellung sollen die Installationen sich ergänzen, alle möglichen „Facetten des Lebens abbilden, nicht nur das Schöne und Glückliche, sondern auch das Problematische“, wie sie sagte. Parallel zur „Kunst im Grünen“ wird es in der Wasserburg eine Ausstellung geben, in der sich alle beteiligten Künstler mit ihren Arbeiten dem Besucher präsentieren.

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