Kusel San Diego statt Pfeffelbach

„Pate“ und „Patenkind“: Lea-Marie Kramer und der Bundestagsabgeordnete Gustav Herzog.
»Pate« und »Patenkind«: Lea-Marie Kramer und der Bundestagsabgeordnete Gustav Herzog.

Aus der Pfalz nach Kalifornien, vom 1000-Seelen-Dorf Pfeffelbach in die Millionenstadt San Diego. Lea-Marie Kramer hat Großes vor. Ein echtes Abenteuer für die 16-Jährige, die das Siebenpfeiffer-Gymnasium in Kusel besucht. Möglich macht dies das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP).

„Ich habe schon in der siebten Klasse gesagt, dass ich das gerne machen würde“, erzählt Lea-Marie Kramer. Vor zwei Jahren hörte sie dann von ihrer Mitschülerin Alexa Roth, die ebenfalls für das Programm ausgewählt worden war (wir berichteten). Dann kam die Schulleitung auf die gute und engagierte Schülerin zu und riet ihr, sich zu bewerben. „Sie ist die Erste, die nach Kalifornien darf“, sagt ihr „Pate“, der Bundestagsabgeordnete Gustav Herzog (SPD). Er ist seit Jahren bei PPP engagiert und weiß: „Alle wollen nach Kalifornien oder New York.“ Doch das klappt selten, denn es müssen sich Gasteltern finden, welche die Jugendlichen aufnehmen. Das Parlamentarische Patenschafts-Programm wurde 1983 gegründet, zum 300. Jahrestag der deutschen Einwanderung, wie Herzog schildert. Jedes Jahr haben Schülerinnen und Schüler sowie junge Berufstätige die Möglichkeit, mit einem Stipendium des Deutschen Bundestages ein Austauschjahr in den USA zu verbringen. Gleichzeitig sind junge US-Amerikaner ein Jahr in Deutschland. Das PPP ist ein gemeinsames Programm des Deutschen Bundestages und des US-Kongresses. Schirmherr ist der Bundestagspräsident. „Es ist das einzige Programm, bei dem die Parlamente mitwirken“, betont Herzog, der seit 20 Jahren selbst für „Patenkinder“ verantwortlich ist. „Es gab immer wieder politisch schwierige Zeiten“, erinnert sich der Abgeordnete. „Los ging es unter Reagan, später kam Bush, heute ist es Trump“, schildert er Phasen, als der Austausch seiner Meinung nach besonders wichtig war. Unvergessen ist ihm auch, als nach den Anschlägen vom 11. September 2001 alle Patenkinder zurückgeholt werden sollten. „Doch sie wollten bleiben.“ Für ihn ein ganz wichtiges Indiz dafür, dass das Ziel erreicht werde: bei allen Unterschieden, die es gibt, Verständnis füreinander zu wecken. Für PPP ausgewählt zu werden, ist nicht leicht: „Es gab einige Bewerber und harte Prüfungen mit Tests“, schildert Herzog, danach ein persönliches Gespräch. Ausschlaggebend bei Lea-Marie Kramer seien das gute Allgemeinwissen und ihr soziales Engagement gewesen – sie ist in der Antirassismus-AG und Klassensprecherin. Sie lernt Spanisch, was ihr in San Diego sicher nützlich sein wird. „Dass ihr Lieblingsfach Chemie ist, hat mich natürlich besonders gefreut“, scherzt der gelernte Chemielaborant. Die 16-Jährige ist schon ganz schön aufgeregt, denn am 8. August geht ihr Flieger in die USA. Ihre Gasteltern kennt sie schon ein bisschen: Ein gleichgeschlechtliches Paar, das drei Kinder adoptiert hat, alle jünger als sie. Die Familie lebe nur zehn Minuten vom Meer entfernt, eine der Frauen stamme aus Stuttgart, erzählt sie. Der Kontakt über die sozialen Medien sei bereits sehr herzlich gewesen. Gustav Herzog ergänzt, dass sich Gasteltern bewerben müssen. Und er hat immer wieder erlebt: „Junge Menschen fahren hin und kommen erwachsen zurück.“ Stolz erzählt er, dass eines seiner ehemaligen Patenkinder bei den Vereinten Nationen in New York arbeite. Zu vielen pflegt er bis heute Kontakt. Und was sagen Lea-Maries Eltern dazu, dass sie elf Monate in die USA geht? Das Einzelkind schildert, sie hätten zuerst gesagt „Bewirb Dich mal“, aber als die Zusage gekommen sei, seien Tränen geflossen. Doch ihre Mutter habe nun, seitdem sie ihre beiden Gast-Mamas kennengelernt habe, ein gutes Gefühl. Zurzeit läuft die Ausschreibung für das nächste Austauschjahr. PPP trägt die Kosten für Flug und Vorbereitung, sonst wird nichts bezahlt. Und die Jugendlichen können sich während ihres Aufenthalts keinen „schlauen Lenz“ machen. Sie besuchen die Schule und dort werden auch mal Vorträge über Deutschland erwartet. Außerdem will Lea-Marie Kramer einen Blog über ihre Zeit in Amerika schreiben. Info Weitere Infos über das Patenschaftsprogramm unter www.bundestag.de/ppp

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