Kusel Themenpalette von Pflege bis E-Mail

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Landtagsabgeordneter Jochen Hartloff wurde als junger Hüpfer bezeichnet, die meisten Teilnehmer waren in Würden ergraut, es gab Liebeserklärungen an Kusel und ganz herzliche Grüße an Horst Eckel: Die Feier zum 25-jährigen Bestehen des Kreisseniorenrats gestern Nachmittag im Veranstaltungsraum der Kreissparkasse war eine rundum gelungene Sache.

Werner Dick, seit zwölf Jahren Vorsitzender des Kreisseniorenrats, freute sich über den hervorragenden Besuch der Jubiläumsveranstaltung. Er berichtete über die vergangenen 25 Jahre, ging auf Arbeitsschwerpunkte wie Computerkurse, Fahrsicherheitstraining und Pflege im Alter ein, vergaß auch nicht Alfred Metzen, von Anfang an Geschäftsführer des Kreisseniorenrats. Applaus erhielt er für seine Forderung, Pflegende besser zu behandeln und zu bezahlen. Landrat Winfried Hirschberger nannte die Arbeit des Beirats einen außerordentlichen Beitrag, spannte einen Bogen über die Geschichte von Demokratie und Selbstverwaltung bis hin zu Flüchtlingswelle und Zuwanderung. Die Region sei immer Zuwanderungsland gewesen, aber auch die Eltern von Fritz Wunderlich oder Miroslav Klose seien nicht überall und von jedem mit offenen Armen aufgenommen worden. Er warb dafür, dass sich gerade Senioren damit befassen, wie man besser mit neuen Bürgern umgeht. Jochen Hartloff konnte sich nach eigenen Worten noch gut an die Gründung des Seniorenbeirats vor einem Vierteljahrhundert erinnern. Er moderierte eine Podiumsdiskussion zum Thema „Älter werden im Landkreis Kusel“. Teilnehmer waren Norbert Thines, Vorsitzender der Stiftung „alt - arm - allein“ in Kaiserslautern, Kreisverwaltungs-Dezernentin Ulrike Nagel, Polizeipräsident Elmar May, Rainer Kaul, Präsident des Landesverbandes des Deutschen Roten Kreuzes und Landrat des Kreises Neuwied sowie Oliver Kusch, Kardiologe in Kusel und Kreisbeigeordneter. Auf die Eingangsfrage „Was verbinden Sie mir Älterwerden oder alt sein?“ reichten die Aussagen von der Hoffnung auf selbstfahrende Autos (Nagel) über den Plan, mit Freunden zusammen eine Wohngemeinschaft mitten in der Stadt zu gründen (Kusch) bis zur Aussage, man müsse öfter die Erfahrungen der Senioren nutzen, das würde der Gesellschaft gut tun, wie Elmar May meinte. Norbert Thines schilderte ausführlich die Arbeit von „alt - arm - allein“, betonte, es sei am wichtigsten, Zeit für die Menschen aufzubringen. An Hartloff gewandt, scherzte er: „Wie alt bist Du? 61? Dann kannst Du noch in den Kindergarten!“ Rainer Kaul wollte Mut machen, sich mit Themen wie Betreutem Wohnen rechtzeitig auseinanderzusetzen. Auf die Frage nach der Sicherheit im Kreis antwortete der Polizeipräsident, im vergangenen Jahr habe es nur sieben verletzte Senioren im Bereich der Inspektion Kusel gegeben – die Zahl lag erstmals im einstelligen Bereich. Auf der anderen Seite habe es 2015 die bislang meisten Wohnungseinbrüche gegeben. Prävention sei wichtig, außerdem polizeiliche Präsenz. Zu den Auswirkungen der Kommunalreform versicherte May, an der Polizei-Organisation werde sich nichts ändern. Ein Thema war auch die ärztliche Versorgung. Oliver Kusch berichtete, nicht alle Patienten empfänden es so, dass genügend Ärzte da seien. Er betonte aber, dass in Zukunft nicht mehr in jedem zweiten Dorf ein Hausarzt sein werde, der jederzeit gerufen werden könne. Der Status quo könne nicht eingefroren werden, es könne zum Beispiel auch nicht-ärztliches Personal Hausbesuche machen. Weiteres Thema: Wohnen im Alter. Rainer Kaul berichtete, dass das DRK im Kreis Altenkirchen um das Krankenhaus herum eine Pflegeeinrichtung, Tagesstätte und seniorengerechte Wohnungen gebaut habe, wo bereits die dritte Einheit angegangen werde. Die Bereitschaft, sich mit dem Thema zu beschäftigen, sei enorm gewachsen, stimmte ihm Ulrike Nagel zu. In der anschließenden Diskussion ging es unter anderem um die Frage, ob man verpflichtet ist, eine E-Mail zu lesen. Jochen Hartloff erklärte, eine E-Mail könne durchaus Rechtswirkung entfalten, etwa wenn etwas im Internet bestellt wurde. Öffentliches werde aber nach wie vor in der Regel per Post verschickt. Matthias Stoffel am Flügel und Sängerin Lisa-Marie Drumm umrahmten die Veranstaltung mit Musical-Melodien. |ba

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