Kusel Vom Lehrling bis zum Bürgermeister

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Glan-Münchweiler. „Ich habe mir abgewöhnt, zu planen.“ In Klaus Schillos Leben ist vieles anders gekommen als gedacht. Dass er es vom Lehrling bei der Verbandsgemeindeverwaltung Glan-Münchweiler bis zum Bürgermeister bringen würde – „das habe ich nie angestrebt“. Doch es kam so und Schillo stand zwei Jahre lang „seiner“ Verbandsgemeinde vor. Jetzt geht er in den Ruhestand. Nach 43 Jahren in der Verwaltung.

Dass er nicht bis zum offiziellen Dienstende in der Verwaltung bleiben würde, das war vor nicht allzu langer Zeit nicht abzusehen. Doch dann hat sich der noch ein paar Wochen lang 57-Jährige entschieden, mit dem Start der neuen Verbandsgemeinde Oberes Glantal nicht weiterzumachen als hauptamtlicher Beigeordneter, sondern in den einstweiligen Ruhestand zu gehen. Die Gründe hat er dem Verbandsgemeinderat Ende November dargelegt. Noch diese Woche ist er als Beigeordneter im Rathaus, räumt auf und aus, dann nimmt er seinen Resturlaub und zum 1. Februar geht er offiziell in den Ruhestand. Die Glocke des Gemeindearbeiters von Börsborn, die Klaus Schillo in der letzten Sitzung des Verbandsgemeinderats kurz vor Weihnachten dabei hatte, die hat auch viel mit seinem beruflichen Werdegang zu tun. Denn der erst 14-Jährige hatte nach der Hauptschule in Kusel bereits eine Zusage von der Handelsschule, als der Gemeindearbeiter die Eltern Schillo darauf aufmerksam machte, dass bei der Verwaltung in Glan-Münchweiler eine Lehrstelle ausgeschrieben sei. Der damalige Bürgermeister Artur Höring fand ihn zwar klein, aber gewitzt – und so wurden kurzerhand beide Bewerber um die Stelle genommen. Seine erste Aufgabe war es, Haushaltspläne zusammenzuheften: „Ich bin ein echter Haushaltsfachmann“, scherzt Schillo. Er machte seine Lehre, qualifizierte sich dann für den mittleren und den gehobenen Dienst. „Ich habe schon in allen Zimmern gesessen, in allen Abteilungen gearbeitet“, schildert der Verwaltungsfachmann. Seit fast 25 Jahren ist er außerdem Schiedsmann – die letzten Fälle liegen noch auf dem Schreibtisch. Schließlich war er Leiter der Abteilung für Ordnung, Schulen und Soziales, als ihn sein jahrzehntelanger Chef, Bürgermeister Klaus Müller, fragte: „Willst Du nicht mein Nachfolger werden?“ Schillo wollte – und setzte sich bei der Urwahl gegen drei Mitbewerber durch. Nur zwei Jahre hatte er das Amt inne – doch die haben Körner gekostet, wie Sportler sagen. Schillo betont, dass die Arbeit zwar fachlich für ihn kein Problem gewesen sei, das Amt aber zeitaufwendig und anstrengend. Zumal er schon bei seiner Amtseinführung mit dem Thema Fusion konfrontiert wurde. Die vergangenen beiden Jahre waren geprägt davon. Doch heute ist der 57-Jährige zufrieden, dass man den freiwilligen Prozess der Dreierfusion hinbekommen hat. Und er hält sich zugute, dass er keine harte Linie gefahren sei – zumal er ein „ausgleichender Typ“ sei. Schillo sagt rückblickend, dass er versucht habe, Parteipolitik aus der täglichen Arbeit herauszuhalten. Als Unabhängiger sei er keinem verpflichtet gewesen. Trotzdem seien fast alle Beschlüsse des Verbandsgemeinderats einstimmig gefallen. Und er weist darauf hin, dass die Verbandsgemeinde auch für dieses Jahr einen Haushalt hinlegen werde, der deutlich besser sei als der Plan. Außerdem braucht sie keine Kassenkredite. Klaus Schillo ist immer in seiner Heimatgemeinde Börsborn wohnen geblieben. Dort ist er im Sportverein als einer von vier Vorsitzenden für die Verwaltung zuständig. Jetzt will er sich erst einmal sortieren und dann schauen, wo er sich engagiert als Ruheständler. Außerdem gebe es eine Menge Arbeit an Haus und Grundstück, betont er. Vor allem freut er sich darauf, künftig nicht mehr fremdbestimmt zu sein, sondern tun und lassen zu können, was er will. Dazu gehört mehr Sport. Außer Laufen vielleicht auch wieder Radfahren. „Wenn ich auf eines stolz bin, dann darauf, dass mein behinderter Sohn heute Führerschein und Job hat und sein Leben weitgehend selbst gestalten kann“, verrät der scheidende Bürgermeister. Die Tochter wohnt bei Hannover – auch dort will er am gerade gekauften Eigenheim mit anpacken. Der Familie wolle er nun zurückgeben, was sie ihm die ganze Zeit gegeben habe. Konflikte mit seiner noch berufstätigen Frau sieht der künftige Rentner eher nicht. Vielmehr bezeichnet sich Schillo als moderner Ehemann, für den Haushalt kein Fremdwort ist. Er freue sich aufs Kochen. Bevor am 1. Februar endgültig Schluss ist mit der Arbeit, will er sich auch noch von allen Kollegen verabschieden – dazu wird er auch nach Waldmohr und Schönenberg-Kübelberg fahren müssen. Irgendwie passend, dass sein bisheriges Chefbüro künftig ein Konferenzraum sein wird ...

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